Black Sun - Thriller

Titel: Black Sun - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>

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an, dass sie vor fünf Jahren bei ihm ausbrach. Wenn die Gerüchte stimmen, wird er in rund einem Jahr tot sein.«
    Jetzt ergab es einen Sinn, zumindest teilweise. »Er hatte Yuri«, sagte sie. »Er hätte ihn auf der Stelle operieren können. «
    »Wie es scheint, will Kang nicht nur eine Scherbe«, sagte Moore. »Er glaubte, dass Yuri ihn zu den verbliebenen Steinen führen könnte. Und mit diesen Steinen könnte er mehr als eine Besserung seines Zustands erreichen. Er könnte vollkommen geheilt werden.«
    »Es gibt also keinen vierten Stein«, sagte sie und fragte sich, ob das in Hinblick auf die Prophezeiung gut oder schlecht war.
    Wenn die Steine helfen sollten, würden sie dann ihre Aufgabe noch erfüllen können? Und falls sie dafür gedacht gewesen waren, heillose Zerstörung zu verursachen, würde Russland dann jetzt verschont bleiben, während es Nord- und Mittelamerika mit voller Wucht traf?
    »Zumindest nicht mehr als einen Splitter«, sagte Moore.
    Danielle brauchte einen Moment, um zu verdauen, was sie gerade gehört hatte, dann stellte sie die naheliegende Frage: »Und was wird passieren, wenn diese Steine ihre Mission erfüllen?« Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl gehabt, dass sie auf dem richtigen Weg waren, aber jetzt… fing ihre Überzeugung plötzlich zu bröckeln an.
    »Ich weiß es nicht«, räumte Moore ein. »Ich würde meinen,
dass du und McCarter das besser einschätzen könnt als ich.«
    »Was wird mit Yuri geschehen?«, fragte sie.
    Moore zögerte, und als er sprach, klang er bedrückt. »Wir glauben, dass der nächste Impuls sehr viel stärker sein wird als der letzte. Vielleicht hundertmal stärker, vielleicht tausendmal … Und wenn die Wirkung auf Yuri proportional ist …«
    »Wird er sterben«, beendete sie den Satz.
    Moore erwiderte nichts. Es war nicht nötig.
    Es erschien ihr unmöglich, unfassbar ungerecht, dass Yuri, nach allem, was er durchgemacht hatte, jetzt sterben sollte. Sie konnte nicht akzeptieren, dass dies sein Ende sein würde. Es musste einen Weg geben, ihn zu retten. Es musste einen geben.
    Sie hörte Moore reden, aber ihr Verstand war taub geworden.
    »Hier steht mehr auf dem Spiel als nur Yuri«, sagte er. »Du musst in diesem Punkt absolut klar bleiben und darfst nicht zu emotional werden.«
    Das war früher einmal ihre Stärke gewesen.
    »Wenn du auch nur sagst, ich muss das große Ganze im Auge haben, dann werde ich …«
    »Du musst tatsächlich das große Ganze im Auge haben«, sagte er. »Wenn die Legende wahr ist, wenn sie Geschichte ist und nicht Spekulation, dann werden Milliarden Menschen sterben, wenn wir jetzt das Falsche tun. Hunderte Millionen davon werden Kinder wie Yuri sein.«
    Sie holte tief Luft und versuchte sich abzuschirmen, wie sie es früher gekonnt hatte. »Was soll ich tun?«, fragte sie schließlich.
    »Ich habe Anweisung, dir folgenden Befehl zu erteilen: Stellt eure Uhren so, dass sie unabhängig voneinander
einen Countdown durchführen. Wenn ihr bis zur Anzeige von dreimal null auf der Uhr nichts von uns hört, sollt ihr den Stein zerstören und die Überreste im tiefsten Loch vergraben, das ihr finden könnt.«
    »Sie haben dir also einen Befehl für den Notfall gegeben«, sagte sie. »Gut, zur Kenntnis genommen. Aber was willst du , dass wir tun?«
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte er. »Ich glaube, dass sie dieses Ding furchtbar missverstehen, aber ich kann dich nicht auffordern, den Befehl zu missachten. Nicht ohne sicheren Beweis.«
    Sie wusste, was er sagen wollte, aber sie verstand, warum er so zurückhaltend war.
    »Versuch, deine eigene Ansicht zu entwickeln«, fügte er an. »Schließ Frieden mit deiner Entscheidung, egal wie sie ausfällt, und dann sag mir, ob du tun kannst, wozu ich dich auffordere, oder nicht.«
    Sie blickte sich in dem kleinen Gästezimmer um. Vor dem Fenster sah sie die Bewohner von San Ignacio in der zunehmenden Dämmerung. Kinder bereiteten sich auf ihr Herbergsspiel vor. Sie wollte nach Yuri sehen.
    »Mache ich«, sagte sie.
    »Gut.«
    Sie beendete das Gespräch, legte das Telefon nieder und kämpfte schwer gegen emporquellende Tränen an.

55
    Hawker saß auf der Treppe des Gästehauses und sah der Prozession auf der Straße zu. Eine Gruppe der jüngsten Kinder des Dorfs spielte die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem nach. Ein Junge trug ein langes blaues Tuch wie einen Umhang. Neben ihm ritt ein Mädchen in einem weißen Gewand mit gelben Borten auf einem kleinen Esel. Der Rest der