Black Sun - Thriller
Dorfkinder folgte ihnen. Hawker sah, dass sich sogar Yuri unter sie gemischt hatte.
Der Junge, der den Joseph spielte, führte seinen Esel pflichtschuldig von Tür zu Tür, klopfte höflich und fragte, ob es » habitaciones en la posada« gebe. Ein Zimmer in der Herberge.
Bei jeder Tür hielt die ganze Gruppe der Kinder erwartungsvoll die Luft an, aber an einer nach der anderen erhielten sie ein Nein zur Antwort. Schließlich öffnete sich ein Stück oberhalb der Kirche ein Fenster; eine Frau beugte sich zu dem kindlichen Paar hinaus und lächelte.
» Sí «, sagte die Frau.
Und die Kinder flippten aus.
Minuten später war die Party in vollem Gang, Musik spielte, eine Piñata wurde geschlagen, es gab zu essen und zu trinken für alle. Szenen wie diese spielten sich an den Abenden vor Weihnachten in ganz Mexiko ab.
In den Maya-Siedlungen wie dort, wo McCarter vorübergehend gewohnt hatte, wurde ein anderes Fest begangen, bei dem die Wintersonnenwende im Mittelpunkt stand, zusammen mit dem nahenden Enddatum des Maya-Kalenders.
Freude und Glück allerorten. Hawker fragte sich,
was die Leute sagen würden, wenn sie wüssten, was er wusste.
Yuri sah ihn, wie er das Fest aus der Ferne beobachtete, und lächelte. Hawker winkte, und Yuri sauste mit den anderen Kindern davon.
Ein Ort wie dieser wäre wahrscheinlich das Paradies für den Jungen. Es gab Elektrizität, aber nicht allzu viel wurde damit betrieben: Kleine, über die Straße gespannte Lampen für ein wenig öffentliche Beleuchtung, ein paar Radios, Fernseher und Telefone, aber nicht annähernd so viel wie in Städten.
Vielleicht könnten sie Yuri einfach hierlassen, wenn alles vorbei war, ihn in die Obhut der Familie übergeben, die sich um ihn kümmerte, und dem kleinen Kerl endlich einmal erlauben zu leben. Bis zu einem gewissen Grad hätte Hawker selbst nichts dagegen gehabt hierzubleiben.
Er verbannte den Gedanken aus seinem Kopf, rappelte sich auf und überquerte die Straße. Er betrat die Kirche in der Absicht, nach McCarter zu sehen, und traf zu seiner Überraschung Danielle an, die eine Kerze am Altar anzündete.
Sie trug ein rot-schwarzes Baumwollkleid mit Blumenmuster, das saß, als wäre es für sie genäht worden. Ihr kastanienbraunes Haar ergoss sich in langen Wellen auf ihre Schultern. Er erkannte sie beinahe nicht.
»Danielle?«
Sie drehte sich um.
»Na, sieh mal an.«
Sie errötete tatsächlich leicht, dann warf sie einen Blick zur Tür, als draußen Feuerwerkskörper losgingen.
»Gefällt es dir?«
Es war so anders. »Ich habe dich noch nie so gesehen.« Er konnte nicht aufhören zu lächeln.
»Ich habe mir das Kleid von der Frau geborgt, die sich um Yuri kümmert.«
»Ich habe ihn gerade gesehen«, sagte Hawker. »Er ist glücklich.«
Ihr Lächeln verblasste. »Zumindest für den Augenblick.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Moore glaubt, dass Yuri sterben wird, wenn die Steine morgen ihre Energie freisetzen.«
»Was?«, sagte Hawker schockiert. »Warum?«
»Weil das Objekt, das in seiner Großhirnrinde steckt, kein medizinisches Gerät ist, sondern ein Splitter von dem russischen Stein.«
Sie erklärte, was Moore ihr erzählt hatte, und was es bedeutete. Hawker wandte den Blick ab. Es schien, als könnten sie einfach nicht gewinnen.
Danielle drehte sich wieder zum Altar um. Sie stellte die Kerze, die sie in der Hand hielt, zu den anderen und flüsterte ein Gebet.
Wenn es je eine Zeit dafür gab.
»Vielleicht muss er nicht sterben«, sagte Hawker.
Sie sah ihn über die Schulter an.
»Der Weinkeller hier unter der Kirche«, sagte Hawker. »Den unser verrückter Wissenschaftler nicht verlassen wird, bis er die geheime Formel gefunden hat. Er liegt sieben Meter unter der Erde. Dort könnte er abgeschirmt sein, so wie es die Steine in den Tempeln im Amazonasgebiet und im Golf waren. Und so wie der Tunnel im Yucca Mountain den dortigen Stein davon abhält, sich mit unseren zu verbinden.«
Sie sah ihn an.
»Wie mir jemand vor einiger Zeit ins Gedächtnis rief, ist das tatsächlich ein Zufluchtsort hier«, sagte er. »Warum ihn nicht als solchen nutzen?«
Sie sah ihm tief in die Augen, und er hatte ein Gefühl, als würde sie die Hand nach ihm ausstrecken.
»Ich weiß nicht, wie du sagen kannst, dass du ohne Hoffnung bist«, sagte sie. »Mir bringst du nämlich jedes Mal Hoffnung, wenn ich dich sehe.«
Die Aussage erwischte ihn kalt. Der Ausdruck in ihren Augen und der Tonfall ihrer Stimme berührten ihn tiefer, als er es
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