Black Sun - Thriller
recht zu haben, unter anderem damit, dass es einen Zusammenhang zwischen den Steinen und einem schwächer werdenden Magnetfeld gibt.«
»Machst du Witze?«
»Nein«, sagte Moore. »Jedes Mal, wenn wir einen Stein aus dem Boden gezogen haben, hatte es eine Reduzierung der Feldstärke und eine Verschiebung des magnetischen Nordpols gegeben.«
Danielle hörte zu und überlegte. Sie dachte plötzlich wieder an Kangs Verlies, wo Petrow erzählt hatte, wie sein Schiff nach Norden statt nach Süden gefahren war, weil er sich nur auf den Magnetkompass verlassen hatte. Der Pol hatte sich verschoben, aber er wusste es nicht. Sie dachte an den Ausfall des GPS, an die Haie, die ihnen gefolgt waren, und sie wusste jetzt, warum: wegen Yuri und dem in seinem Hirn eingepflanzten Splitter. Der kleine Impuls am 21. November im Beringmeer musste von ihm gekommen sein, und die Haie hatten das Schiff verfolgt, so wie die
Haie im Golf auf sie selbst zugeströmt waren, als sie den Stein bei sich trug.
»Es gab eine ähnliche Abschwächung des Magnetfelds 1908«, fügte Moore an. »Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstand, wieso.«
»Die Russen haben den Stein vor so langer Zeit geborgen? «, fragte sie.
»Nicht direkt«, sagte Moore. »Wir glauben, der Stein ist im Juni dieses Jahres in Zentralrussland explodiert oder hat sich selbst gesprengt.«
Juni 1908. Sie kannte das Datum. »Die Tunguska-Explosion«, sagte sie.
»Du kennst die Geschichte?«
»Natürlich«, sagte sie. »Sommer 1908, eine gewaltige Explosion erschütterte die sibirische Tundra. Noch aus Hunderten Kilometern Entfernung konnte man einen Feuerschein am Himmel sehen, Bäume knickten im Umkreis von dreißig Kilometern um wie Streichhölzer. Man nimmt allgemein an, dass ein in der Atmosphäre explodierender Meteor oder vielleicht sogar ein Asteroid schuld daran war. Expeditionen haben nach seinen Überresten gesucht, aber soviel ich weiß, wurde nie etwas gefunden. Einer Schätzung zufolge, die ich gesehen habe, entsprach die Explosion einer Dreißig-Megatonnen-Bombe.«
»Eher fünfzig«, sagte Moore. »Jedenfalls den Russen zufolge. Das Zweitausendfache der Hiroshima-Bombe.«
»Und du sagst, das war einer der Steine?«
»Es ist das Einzige, was einen Sinn ergibt. Die plötzliche Abschwächung des Magnetfelds fällt genau mit dem Ereignis zusammen. Die Explosion selbst ist auch mit der Theorie eines in der Atmosphäre detonierten Meteors nicht einwandfrei erklärt. Kein Krater, keine Strahlung. Und dann finden die Russen genau eine Sache dort.«
»Die Überreste des Steins«, riet Danielle.
»Wie sich herausstellte«, sagte er. »1957, inmitten des Kalten Kriegs, starteten die Russen eine geheime Expedition. Und mithilfe der damals modernsten Technik gelang es ihnen, den vermeintlichen Bodennullpunkt des Ereignisses zu finden.
Stark verzerrte Magnetablesungen führten sie zu der Annahme, den Nickel-Eisen-Kern eines auf die Erde gestürzten Meteors im Cheko-See lokalisiert zu haben. Ein Jahr Unterwasserarbeiten erbrachten nichts, bis sich plötzlich die Magnetwerte änderten und alle elektronischen Systeme im Hauptbaggerboot ausfielen. Während der Reparaturarbeiten führte sie ein Magnetometer zu einer einzelnen Scherbe, die kurz vor dem Kurzschluss an Bord geschaufelt worden war.«
»Und die Russen hatten sie die ganze Zeit?«
»Eines der unbezahlbaren Besitztümer des Wissenschaftsdirektoriums. «
»Und sie haben sie bei Yuri eingesetzt«, sagte Danielle. »Ich verstehe, warum sie ihn zurückhaben wollen.«
»Sie wollen die Scherbe zurück«, sagte Moore. »Und sie wollen nicht, dass die Welt erfährt, wofür sie sie benutzt haben. Es war, wie gesagt, ein Experiment.«
»Und am Ende des Experiments?«, fragte sie.
»Sollte sie entfernt werden. Eine Prozedur, die er wahrscheinlich nicht überlebt hätte.«
Danielle schauderte. Sie konnte nicht glauben, was sie hörte. »Wie ist er bei Kang gelandet?«
»Offenbar hielten es einige Angehörige des Wissenschaftsdirektoriums für eine unmenschliche Entscheidung, die Scherbe aus Yuris Kopf zu entfernen. Sie entführten ihn mithilfe von Kontaktleuten. Sie haben ihn gegen das Versprechen an Kang verkauft, dass man den Jungen gut
behandeln würde. Wir glauben, dass sie inzwischen alle tot sind.«
»Und warum wollte Kang ihn haben?«
»Weil Kang, der seit Jahren nicht in der Öffentlichkeit gesehen wurde, an derselben Krankheit wie Yuri leidet. Vom Zeitpunkt seines Verschwindens ausgehend, nimmt man
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