Black Sun - Thriller
wollte ich gar nicht hinaus. Macbeth war ein treuer Soldat, ein General, der die Feinde des Königs zermalmt, bis die Hexen seinen Ehrgeiz und sein Ego anstacheln, indem sie ihm erzählen, er würde selbst bald König werden. Die Frage ist, hätte er überhaupt
etwas unternommen, wenn sie nur ihr blödes Maul gehalten hätten?«
Sie erriet seinen Gedankengang. »Du denkst an die Steine, an uns und an das Pergament von Pfarrer Domingo. Befürchtest du, wir tun, was die Hexen wollen?«
»Ich glaube nicht an das Schicksal«, sagte er. »Aber Menschen können dazu manipuliert werden, Dinge zu tun, die sie anderenfalls nicht tun würden.«
Sie holte tief Luft und sah ihm in die Augen. »Schicksal und Bestimmung müssen nichts Schlechtes sein. Wo wäre ich, wenn du nicht in mein Leben getreten wärst?«
Er betrachtete sie. In seiner Welt war so vieles Dunkelheit, aber sie war wie das Licht. Der flackernde Schein der Feuerstelle brachte Schatten und Geheimnis in ihr Gesicht. Eine Strähne des dunklen Haars war ihr über die Augen gefallen.
Hawker streckte die Hand aus, um es wieder hinter ihr Ohr zu stecken. Er zog seine Hand nicht fort, und sie forderte ihn nicht dazu auf. Er strich ihr mit den Fingerspitzen sanft über die Wange. Sie drehte ihm das Gesicht entgegen, dann hob sie den Kopf, und er beugte sich über sie und küsste sie.
Sie erwiderte den Kuss; er konnte den Wein auf ihrer Zunge schmecken und fühlte die Wärme ihres Atems in seinem Mund.
Sie küssten sich heftig, dann lösten sie sich und sahen einander in die Augen. Er fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und legte ihr die Hand in den Nacken. Sie schloss die Augen und bewegte sich wieder auf ihn zu.
Einen Moment später saßen sie sich rittlings gegenüber, auf einer Steinbank ohne Lehne, die in einer Nische der ruhigen Gasse versteckt lag. Sie küsste ihn wieder und rieb das Gesicht an seinem, die weiche Haut ihrer Wange strich
über seine, und der Duft ihres Haars und des Parfüms der Nacht trugen zu seinem rauschhaftem Zustand bei.
Er war wie hypnotisiert von ihrer Berührung. Es war nicht so, dass er auf sie gewartet hätte; es hatte viele Frauen an verschiedenen Orten gegeben. Sie waren Trost in schweren Nächten gewesen, eine Chance, die Hölle zu vergessen, die das Leben manchmal war. Aber das hier war anders. Es fühlt sich an, als atmete er wieder, nachdem er fast ertrunken war, wie eine Gelegenheit, neu zu entdecken, was das Leben lebenswert machte.
Er zog sie an sich, seine Finger fuhren die glatte Rundung ihres Halses nach, ihren Nacken entlang, zum obersten Knopf ihres Kleids. Er öffnete ihn.
Sie strich ihm über die Brust, beugte sich vor und küsste ihn wieder. Seine Hand glitt über ihre Schulter und dann die weiche Haut an ihrem Rücken hinab. Und dann stoppte er.
Er zog die Hand zurück.
»Was ist?«, fragte sie und sah ihn an. Ihr Haar war zerwühlt, ihre Augen waren halb geschlossen.
Seine Hand ging wieder zu ihrem Rücken, an eine Stelle genau oberhalb ihres BH-Verschlusses. Aber die Bewegung war anders, steril, suchend.
»Hast du Probleme da hinten, Seemann?«, fragte Danielle amüsiert.
»Bist du kürzlich operiert worden?«, fragte er.
»Nein«, sagte sie, leicht verärgert.
»Weil du eine frische Narbe zwischen Schulterblatt und Rückgrat hast. Und unter der Haut steckt etwas Hartes.«
Eine Minute später waren sie im Gästezimmer. Danielle ließ die obere Hälfte ihres Baumwollkleids von der Schulter gleiten und beugte sich vor ins Licht. Plötzlich erinnerte
sie sich an den Schmerz in ihrem Rücken, nachdem sie in Hongkong wieder zu sich gekommen war. Sie erinnerte sich an den grell beleuchteten Raum, den sie für ein Vernehmungszimmer gehalten hatte.
Konnte es ein Operationssaal gewesen sein? Konnte es sein, dass sie ihr etwas implantiert hatten?
»Was ist es?«, fragte sie.
»Ich vermute, es ist eine Art Ortungsgerät«, sagte er. »Wahrscheinlich nur mit kurzer Reichweite, aber eins, dessen Signal von Fernsensoren aufgefangen werden kann.«
Jetzt ergab alles einen Sinn. Natürlich hatten sie ihr ihre Stiefel wiedergegeben, natürlich hatten sie ihr zu entkommen erlaubt. Sie wussten, wonach sie suchte, und sie erkannten, dass sie es schneller finden würde, als sie selbst es konnten. Kang hatte gewollt, dass sie floh, und er hatte wahrscheinlich auch gewollt, dass Yuri bei ihr war.
»So haben sie uns auf dem Meer gefunden«, sagte sie.
»Wahrscheinlich.«
»Und du glaubtest vorhin ein Flugzeug
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