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Black Sun - Thriller

Black Sun - Thriller

Titel: Black Sun - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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gehalten vor anderthalb Jahrzehnten, als sich die Briten darauf vorbereiteten, das Territorium an die Chinesen zurückzugeben, und eine kommunistische Herrschaft drohte. Viele hatten erwartet, Hongkongs Lebenskraft würde durch kommunistische Besteuerung, Regulierung und Bürokratie erstickt werden. Das Ergebnis würde vermutlich ein langweiligerer, grauerer Ort sein. Auf jeden Fall war schon Jahre vor der Übergabe Geld von der Insel abgezogen worden.
    Aber es war nicht so gekommen. Hongkong war heller und größer geworden und ansonsten das dicht bewohnte Energiebündel geblieben, das es immer gewesen war. Es war ein New York oder London auf Speed, ein jugendlicheres und weniger restriktives Tokio. Statt selbst stumpf zu werden, hatte sein Lebensgeist das Festland angesteckt, bis hinauf in die höchsten Ränge der kommunistischen
Partei, und Mini-Versionen der großen Stadt waren in Shenzhen, Tianjin und Chongquin aus dem Boden gewachsen. Wie sich herausstellte, hatte China Hongkong gar nicht übernommen; Hongkong hatte China übernommen.
    In dieses Bild passte, dass Hawker bei seinem letzten Vorstoß nach China den Staat zum Gegner gehabt hatte. Diese monolithische Machtquelle existierte nicht mehr in der gleichen Weise. Höchstwahrscheinlich konnte Kang ein ebenso großer Feind seines eignen Landes sein, wie er es gegenwärtig für Hawker und das NRI war. Und diese Tatsache war von Bedeutung, denn auch wenn die Chinesen jedes Vorgehen gegen Kang im Nachhinein harsch verurteilen würden, vor allem, wenn es eine Verbindung zu den Vereinigten Staaten gab, hatte sich die staatliche Maschinerie in der Zwischenzeit um wichtigere Dinge zu kümmern. Wenn er recht behielt, würden Kangs eigene Sicherheitskräfte die einzigen sein, mit denen er sich ernsthaft auseinandersetzen musste.
    Hawker ging zum Peninsula Hotel und checkte unter dem falschen Namen ein, der auch in dem Pass stand: Mr. Thomas Francis.
    »Gibt es Nachrichten für mich?«, fragte er.
    »Es gibt eine«, erwiderte die Empfangsangestellte auf Englisch. Sie händigte Hawker ein Kuvert aus.
    Hawker öffnete es. Ein einzelnes Blatt Hotelbriefpapier. Kein Name, nur vier Worte: Genießen Sie die Aussicht. Er steckte das Papier in die Tasche und fuhr zu seinem Zimmer hinauf.
    Dort setzte er sich, klappte einen Laptop auf, den Moore ihm mitgegeben hatte, und ging ins Internet. Mit einem Verschlüsselungsprogramm sicherte er die Verbindung und schaute nach Nachrichten. Es gab keine. Als
Nächstes griff er auf das Konto zu, das Moore eingerichtet hatte.
    Nachdem er alle Sicherungsschranken passiert hatte, sah er den Kontostand zum ersten Mal: eins Komma vier Millionen Dollar. Die Ersparnisse eines Lebens, verpfändet, um ein Leben zu retten. Andererseits wäre Danielle gar nicht in Gefahr gewesen, wenn Moore sie nicht überredet hätte, wieder für ihn zu arbeiten.
    Hawker starrte auf den Schirm. Die Wahrheit war, er hätte Danielle auch ohne einen Cent Bezahlung herauszuholen versucht. Aber die Summe vor seinen Augen war nicht ohne Bedeutung. Es war genug, um Hawkers Leben zu verändern, genug, um dem Leben zu entfliehen, das er in den letzten zwölf Jahren geführt hatte. Und der Gedanke hatte eine magnetische Anziehungskraft, die er nicht leugnen konnte.
    Er transferierte die Hälfte des Geldes auf eines seiner eigenen Konten. Der Rest würde warten, so war es abgemacht. Dann loggte er sich aus, schloss den Browser und klappte den Laptop zu.
    Nach einem Blick auf den Zettel, den er an der Rezeption bekommen hatte, stand er auf und trat an das Panoramafenster seines im 17. Stock gelegenen Zimmers. Er ging mit dem Gesicht nahe an die Scheibe und atmete aus, sodass sie beschlug.
    Ein kleiner Pfeil erschien in dem Kondenswasser, mit dem Finger und den winzigen Ölrückständen darauf gezeichnet. Von seinem Standort aus zeigte er direkt auf einen Moped-Verleih auf der anderen Straßenseite.
    Er wischte das Fenster mit dem Ärmel sauber. Morgen früh würde er dort seine Kontaktperson treffen.

10
    Danielle stand in der Dunkelheit, und der Dreck in der Luft umgab sie. Da sie weitere Bewegung hörte, trat sie abwehrbereit einen Schritt zurück und wartete darauf, dass etwas oder jemand sie angriff.
    »Zeigt euch«, rief sie.
    Eine Stimme rief zurück. »Du hast unsere Ruhe gestört. Wie wäre es also, wenn du dich selber zeigst?«
    Eine Öllampe wurde angezündet und beleuchtete den Raum notdürftig. Als sich ihre Augen an das spärliche Licht gewöhnt hatten, sah

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