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Black Sun - Thriller

Black Sun - Thriller

Titel: Black Sun - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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während der Schamane den Flammen Luft zufächelte. Der Raum begann sich zu drehen, und McCarter fühlte, wie sein Kopf schwer wurde. Die Geräusche klangen verzerrt. Er hörte Stimmen: den Gesang des Schamanen, auch den Dolmetscher. Und dann noch eine Stimme, wie er glaubte.
    »Oco?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Die Stimme drang erneut zu ihm. Eine Frauenstimme, allerdings konnte er die Worte nicht verstehen. Es war nur ein Flüstern. Heimlich.
    Der Schamane durchquerte sein Gesichtsfeld und warf Asche in die Luft. Der feine Staub schwebte herab und wurde vom Schein des Feuers erfasst. McCarter sah ein Gesicht darin.
    Er versuchte sich darauf zu konzentrieren, doch der Schamane fuhr mit der Hand durch das Bild und zerstreute es.

    »Was habt ihr mir gegeben?«, fragte er kraftlos.
    Der junge Mann antwortete ihm. »Der Trank dient dazu, die dunklen Mächte zu beruhigen.«
    McCarter konnte nicht mehr folgen. Er fühlte weniger Schmerz, so viel stand fest, aber er war überzeugter denn je, dass er auf dem Weg ins Jenseits war.
    Er dachte an seine Frau, die einige Jahre zuvor an Krebs gestorben war. Es gab Menschen in diesem Leben, für die sich all die Mühe zu lohnen schien, die einem das Gefühl gaben, als würde alles immer besser, egal wie schlecht es lief. McCarters Frau war einer dieser Menschen gewesen.
    Als Studenten hatten sie Mitte der 1960er Jahre rassistische Verunglimpfungen und Drohungen zusammen erduldet. Und sie war diejenige von ihnen beiden gewesen, die hartnäckig beteuert hatte, dass sich das Denken ändern würde. Als ihr erstes Kind todkrank mit Lungenentzündung darniederlag, hatte sie ihm versprochen, ihr Sohn würde wieder gesund werden, und er war zu einem kräftigen jungen Mann herangewachsen. Und sogar als sie selbst im Sterben lag und McCarter an ihrem Bett stand, war sie diejenige gewesen, die ihn getröstet hatte.
    »Wenn meine Zeit jetzt gekommen ist, dann lass mich dich finden«, flüsterte er.
    Der Schamane wirbelte singend an ihm vorbei und schwang eine Art federbesetzten Zauberstab. Er nahm ihn nur verschwommen wahr.
    McCarter beachtete ihn nicht mehr. »Lass mich dich wiedersehen«, sagte er laut zu seiner Frau. »Wenn es an der Zeit ist, hol mich zu dir.«
    Der Schamane war jetzt über ihm und blickte durch den Rauch und Dunst in McCarters Augen. Er hielt etwas in der Hand.
    McCarter schaute an ihm vorbei. »Hol mich zu dir«,
sagte er wieder, und dann hörte er die Stimme der Frau. Es war seine Frau. Sie flüsterte eine Antwort.
    » Nein« , sagte sie. »Hol du mich… zu dir.«
    Und dann hob der Schamane eine schmiedeeiserne Stange aus der Glutasche des Feuers und stieß sie nach unten. Die glühende Spitze grub sich in McCarters offene Wunde; er warf den Kopf in den Nacken und schrie.

9
    Insel Lantau, drei Meilen östlich von Hongkong Dezember 2012
     
    Hawker traf kurz nach Mitternacht auf dem Flughafen Chep Lap Kok ein. Er entstieg als Besatzungsmitglied verkleidet einem Frachtflugzeug und half, das Entladen zu überwachen.
    Anstatt wieder in das Flugzeug zu steigen oder das hell erleuchtete Passagierterminal zu betreten, fuhr er dann zusammen mit der Fracht zu dem riesigen Lagerhaus am Ende der Rampe.
    Die ganze Sache war vorher so eingefädelt worden, der Vorarbeiter der Nachtschicht und ein Zollbeamter hatten pflichtschuldig ihr Schmiergeld entgegengenommen und ihn versteckt. Ein neuer Satz Kleidung wurde ausgehändigt, zusammen mit Reisepapieren und einem abgestempelten Pass. Dreißig Minuten später stand Hawker mit den übrigen Arbeitern der zweiten Schicht an der Straße und bestieg einen Bus, der ihn ins Zentrum von Hongkong brachte.

    Um zwei Uhr morgens war die Stadt grell erleuchtet. Hochhäuser wurden von bunten Flutlichtscheinwerfern angestrahlt, während sich der allgegenwärtige Schein der orangefarbenen Halogenlampen an der Wolkenschicht spiegelte, die über der Stadt hing. Wenn auch nicht ganz menschenleer, so waren die Straßen doch ruhig, zumindest für Hongkonger Verhältnisse.
    Hawker lief rund zwanzig Minuten im Geschäftsviertel herum, orientierte sich, kaufte eine englische Zeitung und einen Happen zu essen: Huhn nach Kanton-Art und eine Tasse grünen Tee.
    In vielerlei Hinsicht war Hongkong noch genauso, wie Hawker es in Erinnerung hatte: Es zeigte der Welt seine Neonfassade und vibrierte selbst nachts vor Energie. Es roch sogar noch genauso: Essen und salzige Luft, vermischt mit den Abgasen des Verkehrs.
    Viele Leute hätten das nicht für möglich

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