Black Sun - Thriller
Brot zurück und begann zu essen.
»Nehmt alles«, sagte er zu den anderen. »Hebt nichts für sie auf.« Er war übermütig. »Ohne Zähne werden sie heute kein Essen brauchen.«
Der Junge sprang von seinem Bett, holte sich die größte Suppenschale und brachte sie zu dem Sterbenden. Er versuchte ihn zu füttern.
»Iss du es, Yuri«, sagte der Mann. »Du brauchst es.«
Er hörte sich osteuropäisch an, vielleicht russisch. Danielle fragte sich, was er und das Kind Kang getan hatten, um eine solche Behandlung zu verdienen. Er sah gewiss nicht nach einer großen Bedrohung aus. Mit enormer Anstrengung gelang es dem Mann, sich aufzusetzen.
»Sie werden dich jetzt zu töten versuchen«, sagte er zu Danielle. »Sie werden Rache wollen.«
Sie dachte an die Worte eines Ausbilders zurück. Wenn ihr zuschlagt, sorgt dafür, dass ihr einen Gegenschlag ausschließt. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie das getan hatte.
»Mit diesen Verletzungen werden sie ohne richtige Behandlung Wochen, wenn nicht Monate bewegungsunfähig sein.«
»Sei vorsichtig, wenn du schläfst«, sagte der Russe. »Sie werden sich an dich heranmachen.« Er zeigte auf den Jungen,
den er Yuri nannte. »Er kann nachts auf dich aufpassen. Er schläft nie.«
Danielle schaute zu dem Jungen, der wie ein kleiner Vogel auf seinem Lager hockte.
»Ist er dein Sohn?«, fragte sie.
»Nein«, sagte der Mann. »Ich habe ihn entführt, um ihn an Kang zu verkaufen.«
Danielle fand diese Enthüllung schwer begreifbar. Der Mann schien große Zuneigung zu dem Kind zu haben. »Entführt?«
»Ich habe ihn den Leuten weggenommen, die er kannte, auch wenn sie nicht seine Familie waren. Ich habe ihn von dem einzigen Ort fortgeholt, den er kannte, auch wenn es kein Zuhause war.«
»Er ist Russe wie du?«, vermutete sie.
Der Mann nickte. »Er befand sich in der Obhut des Wissenschaftsdirektoriums. Sie haben Experimente mit ihm gemacht.«
Danielles Nackenhaare stellten sich auf. »Experimente?«
Der Mann setzte zu einer Antwort an, aber erst schüttelte ihn ein kleiner Hustenanfall. »Ich wünschte«, sagte er dann, »ich könnte sagen, wir haben ihn zu retten versucht, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Kang wollte ihn haben. Er versprach uns, dass er ihm nichts tun und ihn fair behandeln würde. Aber wir haben es für Geld getan. «
»Was ist passiert? Wie seid ihr hier unten gelandet?«
Der Mann hustete noch einmal rau und hatte Mühe, sich wieder zu fangen. »Auf unserer Reise ist alles schiefgegangen. Das Navigationssystem, die Funkgeräte, alles hat uns im Stich gelassen, und mein Schiff hat sich in der Arktis verirrt. Die Mannschaft glaubte, wir seien verflucht. Und vielleicht hatten sie recht.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Danielle.
»Wir sind die ganze Nacht hindurch dem Kompass folgend nach Süden gesteuert, aber als es dämmerte, mussten wir erkennen, dass wir in die falsche Richtung gefahren waren. Haie und Orkas, sie verfolgten uns, als wüssten sie, dass wir bald kentern würden. Sie schoben uns aufs Eis, krachten wieder und wieder in unser Boot, drei, vier von ihnen auf einmal. Die Mannschaft schaffte es in das Rettungsboot, aber sie wurden angegriffen und getötet. Und als das Schiff unterging, konnte ich mich mit Yuri auf die Eisscholle retten.«
Danielle betrachtete ihn von oben bis unten. Er roch nach Verwesung. Ein in Fetzen gewickelter Stumpf befand sich an der Stelle, wo der Fuß hätte sein müssen, und seine Hände, die Nase und andere Teile des Gesichts waren schwarz vor Wundbrand. Das Kind schien nicht in gleicher Weise gelitten zu haben.
»Wie kommt es, dass er keine Frostbeulen hat?«
»Ich habe uns mit meinem Messer eine kleine Höhle gegraben und ihn so gut es ging abgeschirmt«, antwortete Petrow. »Wir waren drei Tage dort, Tage fast ohne jede Sonne. Ich war überzeugt, wir würden am vierten tot sein, aber dann kam ein Hubschrauber. Kangs Leute haben uns gefunden.«
»Warum hat er euch hier unten eingesperrt?«
»Wir waren so weitab vom Kurs, dass er dachte, wir wollten ihn betrügen.«
Danielle sah Yuri an. »Und das alles für dieses Kind?«, sagte sie. »Warum? Wer ist er?«
»Er ist niemand. Er hat keine Familie, soviel ich weiß, aber er ist ungewöhnlich«, sagte der Sterbende. »Er kam mit einer degenerativen neurologischen Störung zur Welt. Seine Eltern konnten sich nicht um ihn kümmern, und er
wurde dem Wissenschaftsdirektorium übergeben. Sie haben Experimente mit ihm angestellt, und irgendwie hielten
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