Black Sun - Thriller
nicht so schlecht, wenn er diese Nummer nicht allein versuchte. Er drehte sich zu Kangs Festungsturm um. »Du glaubst, sie sind da drin?«
Iwan nickte. »Wir haben ein Überwachungsvideo, auf dem sie das Gebäude betreten, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie es wieder verlassen haben.«
Seit Danielles Gefangennahme in Mexiko waren acht Tage vergangen. »Das ist nicht gerade ein schlüssiger Beweis. «
»Wir kennen Kang«, beteuerte Sarawitsch. »Wenn deine Freundin lebt, ist sie da drin. Und er hätte sie nicht hierhergebracht, wenn er vorhätte, sie rasch zu töten.«
Hawker betrachtete das Gebäude. »Damit wäre die Suche auf rund hundert Stockwerke eingegrenzt.«
»Genau genommen müssen wir uns nur über eines Gedanken machen«, sagte der Russe. Er gab Hawker ein Fernrohr. »Schau dir das Fundament an.«
Hawker richtete das Fernrohr auf das schwarze Grundgestein, aus dem der Turm zu wachsen schien. Er sah die Reste von Festungsanlagen und alten Steinmauern, selbst eine kaputte Treppe, die zum Wasser hinunterführte.
»Kang hat seinen Turm auf den Ruinen von Fort Victoria erbaut«, erklärte Sarawitsch. »Die fleißigen Briten haben das Fort 1845 aus dem Fels geschlagen, bevor sie ein paar Jahre später Fort Stanley gebaut haben. Kang benutzt den alten Arrestbunker als seinen persönlichen Gulag. Da unten bewahrt er alle auf, die ihre Schulden bei ihm nicht begleichen können oder sich mit ihm angelegt und überlebt haben. Einige sehr wenige sind sogar mit Lösegeld freigekauft worden.«
Hawker musterte den unregelmäßigen schwarzen Fels, der nass von der Gischt der Wellen war.
»Er hat unsere Leute, alle beide«, sagte Sarawitsch. »Und ich verspreche dir, sie sind da drin.«
14
Byron Stecker, der gegenwärtige Direktor der CIA, hatte ein Telefon am Ohr. Vor ihm auf dem Schreibtisch lag ein interner Bericht, der sich höchst kritisch mit einer Partnerorganisation auseinandersetzte, mit einer die seit Jahren ein Stachel in Steckers Fleisch gewesen war: dem NRI.
Seit dessen Gründung hatte es in Langley Stimmen gegeben, die sich gegen diese vermeintliche Konkurrenzagentur aussprachen. Wenige waren lauter gewesen als die von Stecker, und in den letzten beiden Jahren hatte er darum gekämpft, das NRI unter die Kontrolle der CIA zu bringen. Bislang vergeblich.
Im Nachhinein schrieb Stecker dieses Scheitern größtenteils einer Situation zu, die sich seinem Einfluss entzog: der Freundschaft des Präsidenten mit Arnold Moore. Doch nachdem er zwei Jahre lang gegen diese spezielle Wand angerannt war, hatte Stecker einen neuen Plan ersonnen, der die persönliche Beziehung zwischen den beiden Männern von einem Hemmnis zu einem Vorteil wandeln sollte.
Der Präsident mochte Moores Freund sein, aber er war in erster Linie Politiker. Und wie alle Politiker fürchtete er den Verdacht der Unschicklichkeit. Tatsächlich fürchtete
er, wenn er so war wie die Mehrheit von ihnen, den Verdacht sogar mehr als die Unschicklichkeit selbst.
Nachdem er dies erkannt hatte, war Stecker klar, was er brauchte: einen Skandal beim NRI. Richtig gedeichselt würde ein solches Ereignis ein schlechtes Licht auf Arnold Moore werfen. Und der Präsident, immer darauf bedacht, wie ihre Freundschaft nach außen wirkte, würde gezwungen sein, härter zu reagieren als jeder andere. Und sei es nur, um zu demonstrieren, dass er keine Günstlingswirtschaft betrieb.
Stecker würde bekommen, was er wollte, und diesmal würde er nicht einmal darum bitten müssen.
Ein Klicken in der Telefonleitung verriet Stecker, dass er ins Oval Office durchgestellt worden war. Der Präsident kam in die Leitung.
»Guten Tag, Byron«, sagte er höflich. »Was haben Sie für mich?«
Stecker blickte auf den Bericht hinunter; es gab mehrere verstörende Gerüchte, aus denen er wählen konnte, darunter eines, das nahelegte, dass das NRI in seinem Hauptquartier in Virginia, vor den Toren Washingtons, eine Art gefährliches Nuklearexperiment durchführte. Er bezweifelte, dass das stimmen konnte, aber die anderen Informationen, die seine Leute ausgegraben hatten, würden vernichtend genug sein.
»Mr. President«, sagte Stecker in seinem melodischen Südstaatensingsang, dem er in diesem Moment einen Schuss übertriebene Besorgnis beifügte, »ich habe einen Warnhinweis für Sie. Haben Sie in letzter Zeit einmal nach Ihrem guten Freund drüben beim NRI gesehen? Er scheint nämlich ein paar Leuten einzuheizen, die er vielleicht lieber in Ruhe lassen
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