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Black Sun - Thriller

Black Sun - Thriller

Titel: Black Sun - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Spaziergang, vorbei an den Straßenkindern, die sich angewöhnt hatten, ihn Moses Negro zu rufen, schwarzer Moses. Mit dem übergroßen Gehstock, auf den er sich stützte, einem Notizbuch in der Armbeuge und dem buschigen grauen Bart musste er wohl entsprechend aussehen. In gewisser Weise fühlte er sich sogar so, als versuchte er, das NRI in eine Art gelobtes Land zu führen. Er
hoffte, es würde nicht vierzig Jahre voller Irrwege dauern, bis sie dort eintrafen.
    Um die Schleier-Insel zu finden, hatte er seine Erkenntnisse aus der Höhle in Brasilien mit Maya-Schriften kombiniert, die man in Mexiko und Belize gefunden hatte. Er hatte Satellitenbilder und Infrarot-Luftaufnahmen benutzt und dem Raunen von Dorfbewohnern gelauscht, die noch auf die althergebrachte Weise lebten. Dies alles hatte sie zu dem Kratersee des Mount Pulimundo geführt, zu dem Denkmal des Ahau Balam, des Jaguar-Königs. McCarter hatte erwartet, dort den Schlüssel für seine Suche zu finden. Doch die entdeckten Informationen waren unklar, unverständlich zum Teil, und sie ergaben nur wenig mehr Sinn, nachdem er den kaum lesbaren, verschmierten Abdruck von seinem Leinenhemd abgeschrieben hatte.
    Was er vor der Expedition zur Schleierinsel gefunden hatte, war Folgendes: Der Pfad beginnt mit dem spirituellen Führer Ahau Balam. Die Spitze des Speers erstreckt sich von der großen Stadt hinaus zum Tempel des Kriegers. Dort wird man das Opfer der Seele finden. Von dort zum leuchtenden Pfad, zu den Fußstapfen der Götter und dem Opfer des Körpers. Mit diesen wird der Schild des Jaguars in die Höhe steigen.
    Was es bedeutete, konnte er nicht sagen. Der auf dem geraubten Monolith dargestellte König hatte keinen Schild und keinen Speer getragen. Die einzigen Schriftzeichen, die sie gefunden hatten, waren Zahlen. Selbst wenn er der König oder Ahau war, von dem die Legende sprach, sah McCarter nicht, wie sie das woanders hin weiterführen sollte. Es war, als erhielte man eine Wegbeschreibung wie: »Nimm die Straße zur anderen Straße und bieg dann an der dritten Straße ab.« Frustriert, weil er zu keiner Lösung
kam, hatte er sich aus seinem Zufluchtsort hinausgewagt. Er brauchte weitere Informationen.
    Schwer auf seinen Stock gestützt, humpelte er die Straße entlang. Auf halbem Weg zwischen Wohnung und Strand fand er ein Internet-Café. Nachdem er bezahlt und sich auf einem windigen Stuhl niedergelassen hatte, loggte sich McCarter ein.
    Er wollte sich in das Informationssystem seiner Universität einwählen, wo er unter anderem Zugang zu Satellitenaufnahmen von Yukatan haben würde. Während er auf die Verbindung wartete, machte er sich seine Gedanken. Er konnte nicht wissen, ob sein Account überwacht wurde, aber Danielle hatte ihn davor gewarnt, so etwas wie das hier in einem ungesicherten Netzwerk zu versuchen. Die Leute, mit denen er es zu tun hatte, waren technisch extrem versiert, und wenn sie seine Universität irgendwie überwachten, war ein Zugriff auf seinen Account, als würde er über Rundfunk verbreiten, dass er wohlauf und in Mexiko war.
    Er hatte zwar überlegt, mit dem Bus an einen anderen Ort, zu einem anderen Internet-Café zu fahren, aber er war viel zu müde dafür. Er war immer noch dabei, sich von seiner Verletzung zu erholen. Tagsüber saugte die Hitze alle Energie aus ihm, und nachts hielten ihn Schüttelfrost und Schweißausbrüche vom Schlafen ab.
    Nervös tippte er sein Passwort ein.
    Während sein Finger über der Enter-Taste schwebte, ging ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf. Lass das Ganze jemand anderen machen. Nichts leichter als das, nur dass andere mehr zu verlieren hatten als er und dass er allmählich glaubte, er könnte etwas zu gewinnen haben.
    Er drückte die Taste. Das Stundenglas drehte sich ein paarmal um, dann hatte er seinen Zugang.

    Als er näher zoomte, konnte er einige der großen Ruinen des Gebiets sehen sowie einige der kleineren. Er bezweifelte jedoch, dass sie in einer für Touristen erschlossenen Umgebung etwas finden würden, was ihnen weiterhalf. McCarter war auf ältere Ruinen aus, Bauwerke, die der Urwald bereits verschluckt hatte, bevor die großen Städte Chichen Itza und Palenque überhaupt errichtet wurden.
    Der heutigen Theorie zufolge reichte die Maya-Kultur rund zweitausend Jahre zurück. Was Danielle und McCarter im brasilianischen Urwald gefunden hatten, legte jedoch den Schluss nahe, dass diese Kultur eine Vorläuferin hatte, die lange vor dieser Zeit existierte, und dass die

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