Black Sun - Thriller
vielleicht sogar erwartet hatte. »Bist du dir sicher?«, fragte er schließlich.
»Ich bringe zu Ende, was ich begonnen habe«, sagte sie. »Bitte Marcus, mir zu verzeihen.«
»Mach ich«, sagte Moore. »Glaubst du, du kannst McCarter finden?«
Danielle dachte an die Ereignisse in Mexiko zurück. An ihre Arbeit mit McCarter dort, an ihre Diskussionen. Es war erst acht Tage her, aber es kam ihr vor, als müsste sie sich an Dinge erinnern, die ein, zwei Jahre zurücklagen. Immerhin fiel ihr eine Sache ein.
»Ich habe eine Idee, wo ich zu suchen anfangen könnte«, sagte sie.
»Gut«, sagte Moore und klang, als wäre er stolz auf sie. »Was ist mit Hawker? Es wäre vielleicht hilfreich, wenn er dich begleiten könnte. Und es würde ihn davon abhalten, sich mit Sarawitsch anzulegen.«
»Ich werde ihn fragen«, sagte Danielle. »Was soll ich mit Yuri anstellen? Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, ihn mitzunehmen.«
Moore zögerte. »Wenn du ihn nach Amerika schickst, kann ich nicht versprechen, dass er nicht in der Obhut des Außenministeriums oder der CIA landet. So oder so könnte es sein, dass man ihn direkt nach Russland zurückschickt. Wenn du ihn dagegen in deiner Nähe behältst, kann er dir vielleicht sogar nützlich sein.«
Die Idee, den kleinen Jungen bei ihrer Suche einzusetzen, gefiel ihr ganz und gar nicht, aber die Vorstellung, ihn nach Russland zurückzuschicken, war unannehmbar. »Dann arrangiere lieber eine Reise für drei Personen.«
»Wohin?«
»Bring uns einfach nach Campeche«, sagte sie. »Von dort an kümmere ich mich um alles.«
22
Professor McCarter trat aus einem engen, altersschwachen Wohnhaus und humpelte zur Ortsmitte eines winzigen Fischerdorfs namens Puerto Azul. Er hatte diese spezielle Unterkunft ausgesucht, weil sie kein Hotel oder Motel war, und weil sie anders als die meisten Gästehäuser in der Gegend nur einen Eingang hatte, der zu einer steilen, knarrenden Treppe und einem Flur mit fünf Türen führte. Er hoffte, dies alles würde seine Sicherheit erhöhen.
Aber hauptsächlich hatte er sie ausgewählt, weil sie ihn an die Wohnung erinnerte, in der seine Frau und er in ihren Flitterwochen gewohnt hatten, die sie in genau diesem Ort verbracht hatten, während McCarter bei einer Ausgrabung eine Stunde landeinwärts gearbeitet hatte.
Er war sich nicht sicher, ob es an der vertrauten Umgebung oder an der seltsamen Vision lag, die er in der Schwitzhütte in Chiapas gehabt hatte, aber er spürte jetzt, dass seine Frau bei ihm war. Sie half ihm, wachte über ihn.
Er hatte mehrmals lebhaft von ihr geträumt, manche Träume waren angenehm gewesen, andere eher Alpträume. Und sowohl in der Öffentlichkeit wie auch in der Abgeschiedenheit seines Zimmers ertappte er sich gelegentlich dabei, wie er laut mit ihr sprach, als wäre sie direkt neben ihm.
Er war nun seit drei Tagen in Puerto Azul, nachdem er sich eine Woche lang in dem Bergdorf erholt hatte. Oco war mit einer Flasche Antibiotika zurückgekommen, und das hatte ihn gerettet, sowohl vor der bakteriellen Seuche, die sich in seinem Körper ausbreitete, als auch vor der Obhut
des Schamanen. Und obwohl die Infektion nicht ganz ausgeheilt war, hatte er das Dorf verlassen, sobald er kräftig genug gewesen war, um zu laufen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte McCarter nicht gewusst, wohin er gehen sollte. Er nahm an, dass die Männer, die ihn angegriffen hatten, dachten, er sei tot. Anderenfalls hätten sie ihn nicht auf der Insel zurückgelassen. Aber er bedachte auch die Möglichkeit, dass sein Telefonat mit Moore irgendwie bekannt geworden war, oder dass Moores nachfolgende Handlungen zur Rettung Danielles ihren Feind zu der Folgerung veranlassten, er könnte noch am Leben sein.
Also hatte er sich versteckt, sich einen Bart wachsen lassen und war nicht in den Ort und das Hotel zurückgekehrt, das ihm und Danielle als Basis gedient hatte (und wo sie einen großen Teil ihrer Habseligkeiten zurückgelassen hatten), sondern war nach Puerto Azul gefahren, das achtzig Kilometer von Cancun entfernt an der Nordküste Yukatans lag.
Der Ort zog nur wenige Touristen an, wenngleich genug, damit seine Anwesenheit nicht verdächtig wirkte. Und auch wenn er weitab von den Maya-Stätten im Landesinnern und selbst von denen an der Küste lag, blieb er in Reichweite des Gebiets, in dem er und Danielle den nächsten Energie erzeugenden Stein zu finden hofften.
Er trat auf die staubige Straße hinaus und begann seinen täglichen
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