Black Sun - Thriller
schleppten, um einen überbreiten Trailer in ihr neues Labor zu verwandeln.
Er sah ihnen bei der Arbeit zu und kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben, wie er es seit dem Zwischenfall alle zehn bis fünfzehn Minuten getan hatte, und er hörte, wie Byron Stecker so ausführlich herummeckerte, dass er sich fast schon wieder auf das nächste Erbrechen freute.
Da die ersten Flachbildschirme inzwischen in Betrieb waren, konnten sie die Bilder von der Energieentladung sichten, aber es gab eigentlich nicht viel zu sehen.
Moore starrte auf den Schirm. Die Wiedergabe war angehalten worden, eine verzerrte Linie lief durch die linke Seite des Bilds.
Es zeigte den pockennarbigen Wüstenboden, den rauchenden
LKW und die wahllos verstreuten Humvees. Es erfasste auch die beiden Black Hawks, die jeweils eine Bruchlandung auf verschiedenen Abschnitten der Straße hingelegt hatten. Einer schien fast normal heruntergekommen zu sein, aber der andere lag rauchend auf der Seite, die Rotorblätter ringsum verstreut wie zerbrochene alte LPs.
Auf dem eingefrorenen Bild sah man die Gestalt eines Mannes aus dem brennenden Rumpf springen.
Byron Stecker, der in Yucca auf Arnold Moores Ankunft gewartet hatte, ergriff das Wort. »Wir haben keine Videobilder von dem eigentlichen Ereignis. Nichts außer diesem hier. Obwohl es überall auf dem Stützpunkt Kameras gibt – darunter solche, die gebaut wurden, um atomare Explosionen einzufangen –, fehlen jegliche Aufzeichnungen im Zeitraum von vier Minuten und neunzehn Sekunden vor der Detonation bis zu diesem Zeitpunkt etwa eineinhalb Minuten danach.
Wir haben allerdings einen Augenzeugen, der eine Schockwelle beobachtete, die sich über den Wüstenboden ausbreitete, wie bei einer Nuklearexplosion, der nur der Atompilz fehlte.«
Moore starrte auf den Bildschirm. Er war noch einige Minuten nach dem Ereignis bewusstlos gewesen.
»Mindestens fünfzehn zivile Flugzeuge waren betroffen«, sagte Stecker. »Bei neun von ihnen fiel die gesamte Elektronik aus, und sie mussten notlanden. Radar und Funk in Nellis sind tot, und wir haben ausgedehnte Stromausfälle entlang der gesamten Westküste. Vegas, Henderson und Tahoe sind vollkommen ohne Strom.«
Moore versuchte ihn zu ignorieren.
»Und am schlimmsten ist«, fügte Stecker an, »dass uns sowohl Russen als auch Chinesen beschuldigen, das Teststoppabkommen
verletzt zu haben oder eine neue Superwaffe zu entwickeln. Die UN hat für übermorgen sogar eine Sitzung des Sicherheitsrats deshalb einberufen. Am Wochenende!«
Moore kratzte sich am Kopf. Das Interesse ausländischer Mächte komplizierte natürlich alles.
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte er, zu erschöpft, um zu warten, bis der CIA-Chef endlich dazu kam.
»Ich habe Ihnen gesagt, dieses Ding ist gefährlich«, erwiderte Stecker wütend.
»Alles, was über Energie verfügt, kann gefährlich sein«, sagte Moore. »Ein Auto, eine Pistole, eine Bombe. Selbst Sie. Die Frage ist, wie benutzt man diese Dinge und neutralisiert die Gefahren.«
»Genau das ist der Punkt, Arnold. Wir wissen nicht, wie man dieses Ding benutzt. Wir wissen nicht einmal, was es tut. Alles, was wir wissen, ist, dass es Sie nach zwei Jahren Studium mit heruntergelassener Hose erwischt hat.«
Ohne Frage hatte Stecker bereits ähnliche Beurteilungen an den Präsidenten schicken lassen. Moore würde rasch eine Antwort präsentieren und hoffen müssen, dass der Präsident angesichts eines solch massiven Angriffs rational bleiben konnte.
In der Zwischenzeit würden die wissenschaftlichen Bemühungen auf Hochtouren laufen. Neue Ausrüstung würde eingeflogen werden, um zu ersetzen, was bei der Explosion zerstört wurde, und das neue Arrangement zur Teilung der Macht würde auf die Probe gestellt werden.
Die Tür ging auf. Ein Luftwaffenmajor führte drei Zivilisten herein. Die Männer waren Wissenschaftler: Moores eigener Chefanalytiker, der zum Glück – oder leider – nicht auf dem LKW gewesen war; der von der CIA ausgewählte Experte, ein streng dreinblickender Überzeugungstäter
von etwa fünfundvierzig, der offenbar an einigen wissenschaftlichen Projekten des Militärs mitgewirkt hatte, und ein Mann indianischer Abstammung von Ende fünfzig. Er hatte eine gebräunte, faltige Haut, dünnes weißes Haar und einen struppigen Geißbart am Kinn. Er trug eine Schnürsenkelkrawatte, ein kariertes Cowboyhemd und ein übergroßes Taschenetui voller Stifte. Moore erkannt ihn als Nathaniel Ahiga, einen
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