Black Sun - Thriller

Aufzeichnungen zu. »Die Glyphen in dem Unterwassertempel weisen uns an, wie wir den nächsten Stein finden, den Hauptstein, wenn ich sie richtig lese.«
    »Und wo?«
    »An einem Ort namens Tempel des Jaguars, irgendwo in den Bergen.«
    Die anderen beiden sahen zu, wie er die Karte des südlichen Mexikos glattstrich. Mithilfe eines Lineals und beginnend beim Ort des Unterwassertempels zog er eine Linie, die er aus einer weiteren Zahlenreihe berechnet hatte. Sie erstreckte sich quer durch Mexiko bis ins Hochland von Guatemala.
    »Wir nehmen diesen Winkel«, sagte er und zeigte auf seine Linie. »Er führt zum nächsten Stein, dem Opfer des Körpers.«
    »Und wo genau bleiben wir stehen?«, fragte Danielle, nachdem sie die Linie aufmerksam betrachtet hatte.
    McCarter sah auf die Karte hinunter. Sein Kurs lief durch Tieflanddschungel voller Mangrovensümpfe und hinauf zu den Vorbergen, er führte über die Gipfel der Sierra Madre Occidental und setzte sich dann auf den Pazifik hinaus fort.
    Um dieser Linie zu folgen, müssten sie durch den Urwald wandern und dann eine Reihe fast zweitausend Meter hoher Berge hinauf- und hinuntersteigen. Es würde Monate dauern.
    McCarter kratzte sich am Kopf. »Das weiß ich nicht genau«, gab er zu. »Die Glyphen lesen sich, als hätte jemand
dem Handwerker, der sie anbrachte, eine Geschichte erzählt. Sie geht so: ›Die Bruderschaft soll dem Weg jener folgen, die wie Götter waren, aber sich wie Menschen bewegten. Schwach und sterblich, bloße Splitter der Götter, Versuche an der menschlichen Art wie die Holzpuppen der alten Zeit. Dort wurden der Spiegel und der Tempel des Jaguars gebaut, am Ende des leuchtenden Pfads, in den Fußstapfen der Götter.«
    »Ich will ja nicht unromantisch erscheinen«, sagte Danielle, »aber das hilft uns nicht gerade weiter.«
    »Tut mir leid«, sagte McCarter.
    »Was also ist der leuchtende Pfad«, fragte sich Danielle laut. »Könnte es die Milchstraße sein? Bei den Maya und ihrer ganzen Astronomie.« Erwartungsvoll blickte sie die beiden Männer an.
    »Daran habe ich auch gedacht«, sagte McCarter. »Aber die Glyphen enthalten keine zeitliche Komponente, nicht einmal eine Jahreszeit. Und wie alle Sterne stehen auch die der Milchstraße in manchen Jahreszeiten tiefer am Horizont und in anderen höher. Man kann sie nicht als Bezugssystem verwenden, wenn man nicht einen konkreten Monat oder Tag oder wenigstens die ungefähre Zeit des Jahres hat.«
    »Was dann?«, fragte sie.
    McCarter schüttelte den Kopf, aber aus dem Augenwinkel sah er Hawker grinsen.
    »Ich glaube, ich weiß, was es ist«, sagte Hawker. »Oder zumindest, wie wir es finden. Alles, was wir brauchen, ist…«
    Das Zimmertelefon unterbrach ihn mit seinem Läuten. Er hob ab.
    McCarter hörte den Angestellten vom Empfang lautstark aus dem Hörer schreien.

    »Verschwinden Sie, Señor! Auf der Stelle! Sie sind auf dem Weg zu Ihnen!«

42
    Hawker knallte den Hörer hin.
    »Nehmt das Kind und den Stein«, rief er, riss einen Schrank auf und zog ein Gewehr heraus.
    McCarter packte Yuri, während Danielle einen Rucksack aus einem Schränkchen in der Küche der Suite holte.
    Hawker ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Männer kamen den Flur entlang, sie waren gekleidet wie Touristen aber definitiv nicht auf Urlaub. Weiße mit grimmigen, blassen Gesichtern, nicht einmal von der Sonne verbrannt. Sie waren mit Sicherheit nicht unterwegs gewesen, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Zwei standen an der Treppe am Ende des Gangs, während drei andere eine Tür weiter stehen geblieben waren, vor der Suite, die Hawker ursprünglich gemietet hatte.
    Gott segne diesen Jungen am Empfang, dachte Hawker. Wenn sie das hier irgendwie überlebten, hatte er sich seinen Bonus redlich verdient.
    Die ersten beiden Männer drangen in die Nachbarsuite ein. Und dann blickte der dritte den Flur entlang. Genau zu Hawker.
    Hawker schlug die Tür zu.
    »Runter!«, rief er und hechtete von der Tür fort, die von einem Kugelhagel in Stücke gerissen wurde.
    Hawker richtete sich auf und feuerte ein Loch in die Wand links von der Tür, dann wandte er sich der Trennwand
zwischen den beiden Räumen zu. Er schoss vier klaffende Löcher in den dünnen Gips, man hörte ein schmerzerfülltes Aufheulen, dann schlug etwas Schweres auf dem Boden auf. Er schien mindestens einen der Kerle getroffen zu haben.
    »Welche Richtung?«, rief ihm Danielle zu, die hinter der Küchentheke kauerte.
    Eine Schulter, die in die Tür