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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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nussbraunen Gesicht, die mit den Dampfschwaden sprach, in ihre Hand gespuckt und mir gewinkt hatte. Als wollte sie mich an diesen Gruß erinnern, räusperte sie sich laut und spuckte einem Geschäftsmann, der gerade seine Mittagsmahlzeit einnahm, geräuschvoll vor die polierten Schuhe. Er wiederum tat seinem Kollegen gegenüber so, als müsse er sich übergeben, knüllte die Verpackung seines Sandwichs zusammen und warf sie über den Kopf der Obdachlosen in eine Mülltonne. Auf halbem Weg kam jedoch ein Windstoß auf, bekam die Tüte zu fassen und riss sie mit sich in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie klatschte gegen die Brust des Mannes und beschmutzte seinen Anzug mit Mayonnaise, Ketchup und
Salatstückchen. Er wischte sich notdürftig sauber und ergriff angeekelt die Flucht.
    Unwillkürlich lachte ich laut, und die Frau sah herüber, grinste mich zahnlos an und kam dann auf uns zu. Die Leute, die ihre Mittagspause am Brunnen verbracht hatten, rückten ab, als sie sich näherte – entweder, weil sie fürchteten, selbst angespuckt zu werden, oder vielleicht auch wegen des deutlich fischigen Geruchs, der sie umgab. Schließlich waren nur noch Oberon und ich auf der Terrasse.
    »Mel«, sagte Oberon, spuckte in seine Hand und hob sie grüßend. »Schön, dass du offenbar noch immer gut zielst.«
    Sie stieß ein Brummen aus. »Eigentlich sollte das Ding sein Gesicht treffen.« Dann spuckte auch sie in ihre verkrümmte, arthritische Hand und legte sie gegen Oberons. Schließlich sah sie mich an.
    »Ist sie das?« Mel deutete mit einem krummen Finger auf mich. »Ist ja nicht gerade’ne überwältigende Erscheinung.« Schlurfend kam sie näher, bis ihr Gesicht nur noch Zentimeter von meinem entfernt war. Sie roch wie der East River bei Ebbe. Ich blieb ganz still stehen und betete, dass sie mich nicht anspucken würde.
    »Das ist Garet James, Nachfahrin des Wachtturms Marguerite D’Arques. Garet, das ist Mel.«
    Mel kommentierte meine Empfehlung mit einem missbilligenden Schniefen – aber vielleicht hatte sie auch nur den Hauch Borschtsch in meinem Atem wahrgenommen. Ich war froh, keinen Fisch bestellt zu haben. » Sie soll gegen John Dee antreten?«
    »Dazu müssen wir ihn erst mal finden«, seufzte Oberon.
»Gestern hat er einen Nebel hierhergebracht. Weißt du, wie er das angestellt haben könnte?«
    »Vielleicht über die Dampfleitungen«, antwortete sie. »Mir ist aufgefallen, dass der Dampf, der in den Straßen aufsteigt, verunreinigt ist.« Sie schnupperte wieder und hustete Schleim hoch.
    »War es das, was du an der Greenwich Avenue gemacht hast?«, fragte ich und trat unauffällig einen Schritt zurück, falls sie noch einmal ausspucken wollte. »Ich dachte, du hättest mit dem Dampf geredet.« Ich lachte über meine falsche Annahme, aber Oberon und Mel stimmten nicht mit ein.
    »Mel besitzt die Fähigkeit, mit Wasser zu sprechen«, erklärte Oberon und wandte sich dann wieder an die alte Frau: »Ich hoffte, du könntest dich einmal umsehen und herausfinden, wie Dee den Nebel durch die Stadt schickt und von wo aus er es tut. Und ich dachte, du könntest Garet auch in die Geheimnisse des Wassers einweisen.«
    »Gibt es dann vielleicht noch etwas, das ich für seine Majestät tun könnte, wo ich schon mal dabei bin?«, erkundigte sich Mel in bissigem Falsett. »Vielleicht noch seine Wäsche aus der Reinigung holen und seine Schuhe mit Spucke aufpolieren?« Ich hörte den Schleim in ihrer Kehle gurgeln und trat zur Seite. Die Spucke flog direkt auf Oberons Gesicht zu, aber er spitzte gemächlich die Lippen, blies die Luft aus und schickte Mels Gruß in das trockene Brunnenbecken. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er einen Wutanfall bekommen würde, aber er lächelte nur und streckte der Missetäterin die Arme entgegen.
    »Mel«, schnurrte er, »wen könnte ich denn sonst fragen? Wem sonst sollte ich vertrauen, wenn nicht der
Tochter von Elinas und Pressina, der Königin von Columbiers und Poitou, der Banshee von Lusignan?«
    Ein Geräusch drang aus ihrer Kehle, und sie sah weg, aber ich hatte fast den Eindruck, dass Oberons Schmeicheleien ihr ein Lächeln entlockt hatten.
    »Melusine!« Er sang den Namen wie eine Hymne, und die Jahre schienen von ihrem Gesicht abzufallen. Ich hatte ihn schon einmal gehört, in einer der Geschichten, die meine Mutter zu erzählen pflegte. Ein Prinz, der durch den Wald wanderte, sah einst eine wunderschöne Jungfrau an einer Quelle sitzen. Er fragte sie um ihre Hand, und

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