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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Hintergrund, die dunkle Silhouette eines Schwans, der sich aus einem schimmernden, sonnenerhellten Teich erhebt. Für einen kurzen Augenblick hätte ich schwören mögen, das Geräusch schlagender Flügel zu hören, dann ertönte ein leises Plopp, das weiße Licht hüllte mich ein und blendete mich.
    Es war ein Licht, das ich beinahe fühlen konnte. Eine Energie, die meine Knochen erbeben, mein Blut rauschen und jedes Haar an meinem Körper zu Berge stehen ließ. Es war, als spränge man an einem Sommertag in einen eiskalten See oder tauchte in eine heiße Badewanne voller sprudelnder Badesalze oder … Nein. So etwas wie jetzt hatte ich noch niemals zuvor gefühlt. Es war, als sei man zum ersten Mal wirklich lebendig. Ich wusste sofort, wenn ich diese Situation überlebte, dann würde ich den Rest meines Lebens damit zubringen, dieses Gefühl verdoppeln zu wollen.

    Als das Licht verblasste, sah ich zu meinen Armen und Beinen hinunter und erwartete beinahe, nur noch verkohlte Stümpfe zu sehen, aber ich war vollkommen unversehrt.
    Nichts passiert, nichts passiert , wiederholte ich wie ein Mantra, während ich an mir hinunterfühlte. Aus diesen Worten hörte ich den Geist der Stimme meiner Mutter. Das hatte sie immer gesagt, wenn ich hingefallen war oder mir den Kopf gestoßen hatte. Nichts passiert , wiederholte ich und versuchte, meinen rasenden Herzschlag zu verlangsamen. Nichts war beschädigt, noch nicht einmal … ich sah das Kästchen an, und mein Herz blieb beinahe stehen.
    Es war offen. Ein kleines Wölkchen blauen Rauchs stieg daraus auf, trieb zur Decke empor und schlang sich wie eine fliegende Schlange um den Metalldrachen. Der Rauch war mit kleinen Rußflocken durchsetzt, die durch die Luft tanzten. Aber was mein Herz wirklich zum Stillstehen brachte, war das, was ich im Inneren des Kästchens auf der Unterseite des Deckels erblickte. Blaue Formen leuchteten auf dem geschmolzenen Weiß des Silbers, Formen, die sich wie kleine Symbole auf einem Computerbildschirm bewegten.
    Ich trat näher und streckte zitternd meine behandschuhte Hand aus, um die Innenseite des Deckels zu berühren. Eine blaue Mondsichel verwandelte sich in einen Kreis, den zwei gekreuzte Linien doppelt halbierten, und der dann zu einem Dreieck mit einem Punkt in der Mitte wurde. Ein auf dem Kopf stehendes Auge verwandelte sich in den Buchstaben Z, dann in die Zahl 7, und dann in etwas, das wie ein Pantoffeltierchen aussah.

    Ich schloss die Augen und hoffte, dass die Illusion vorbei sein würde, wenn ich sie wieder öffnete. Als ich mit sechzehn erstmals unter den Symptomen der optischen Migräne litt, hatte ich geglaubt, verrückt zu werden. In einem Haus, in dem so viele Künstler aus und ein gingen, hatte ich natürlich schon oft von Leuten gehört, die den schmalen Grat überschritten hatten. Auf einem schmalen Grat zu leben, schien gleichermaßen Geschenk und Last für einen Künstler zu sein. Und sagte mir meine Mutter nicht ständig, wie talentiert ich sei? Hieß das, dass auch in mir das Potenzial steckte, eines Tages aus der rationalen Welt in den Irrsinn zu wechseln? Es war eine enorme Erleichterung, als mein Augenarzt mir erklärte, dass die Blitze, die ausgefransten blinden Flecken und die verschwommenen Lichtkränze normal waren. Aber was, wenn er sich irrte? Wenn diese Symptome nur der Anfang gewesen waren und ich nun wirklich verrückt wurde?
    Ich öffnete die Augen. Die Symbole waren verschwunden. Das Kästchen war nicht mehr weiß, sondern silbern. Poliert silbern. Es war kein bisschen mehr angelaufen. Okay, dachte ich, der Deckel wurde offenbar mit irgendeiner Chemikalie behandelt. Die Symbole waren in jede Schicht eingraviert, so dass sie erschienen, als das Kästchen erhitzt wurde und sich dann wieder abkühlte – so wie Zitronensaft auf Papier sichtbar wird, wenn man es über eine Flamme hält. Angesichts dieser Erklärung fühlte ich mich ein wenig besser, und ich nahm meine Schutzbrille ab, zog die Handschuhe aus und berührte das Metall. Es war noch leicht warm, aber nicht zu heiß zum Anfassen. Ich hob es hoch und blickte hinein.
    Die Schatulle war leer.

    Jetzt sah ich wieder zu den Flocken, die durch die Luft schwebten. Es war kein Ruß, wie ich zuerst gedacht hatte, sondern verkohlte kleine Papierfetzen. Die Dokumente, die in der Kiste gewesen waren, hatten sich entzündet, als sie aufging (Wie hatte sie sich geöffnet?) . Ein kleiner Schnipsel, der neben dem Kästchen gelandet war, zeigte eine

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