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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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die Stille …
    »Garet!«
    Der Laut verband sich mit dem Schrei des Schwans, beide gleichermaßen schmerzerfüllt. Ich spürte, wie ich selbst unter das dunkle Wasser glitt, aber dann zogen starke Hände mich heraus, schüttelten mich, nannten wieder meinen Namen.
    »Garet!«
    Als ich die Augen öffnete, sah ich Wills Gesicht über mir. »Du bist gekommen«, sagte ich, und meine Stimme klang so heiser, als hätte ich hundert Jahre nicht gesprochen. »Du hast mich gehört.«
    »Ja, das habe ich allerdings«, sagte er und schüttelte den Kopf, offenbar verwundert, weil es mir gelungen war, ihn herbeizurufen. »Wo hast du denn das gelernt?«
    »Von Marguerite Dufay, glaube ich«, antwortete ich, als er mir half, mich aufzurichten.
    »Dufay«, flüsterte Will. »Aber wie ist das geschehen?«
    Ich öffnete die rechte Faust, und die Liebaugenbrosche sah mich an. Will folgte meinem Blick. Seine ohnehin schon weiße Haut wurde beinahe blassblau. Er nahm die
Brosche auf und hielt sie sich vors Auge. Wie mir auffiel, hatte er im Gegensatz zu Oberon keine Angst davor, sie zu berühren. »Woher hast du sie?«, fragte er, und seine Stimme war ebenso heiser wie meine kurz zuvor.
    »Aus Dees Geschäft. Mir wurde klar, dass das Auge zu dem Porträt passte, das ich in Dees Versteck gesehen hatte, und ich habe sie benutzt, um herauszufinden, wo er sich aufhält.«
    »Ich dachte mir schon, dass er sie an sich genommen hatte. Mir kam gleich der Verdacht, dass er es gewesen sein könnte, der Auguste Regnault die Fähigkeit verlieh, so etwas zu malen.«
    »Dee muss die Brosche irgendwann gestohlen haben, aber es war Oberon, der es dem Maler durch einen Zauber ermöglichte, sie zu erschaffen.«
    »Oberon?«, fragte Will stirnrunzelnd.
    »Er wollte euch voneinander fernhalten.«
    Will schüttelte den Kopf. »Aber Oberon hätte nicht gewollt, dass Marguerite stirbt.«
    »Nun, mich wollte er ganz sicher umbringen … und ich glaube, er könnte auch Lol getötet haben!« Entsetzt, dass ich nicht gleich nach ihr gesehen hatte, sprang ich auf. Ich suchte den Boden ab und entdeckte die kleine Fee hinter einem Blumentopf mit einem Farn. Ihr Körper war schlaff, und die Flügel waren zerknüllt wie weggeworfenes Bonbonpapier. Zaghaft berührte ich mit dem Zeigefinger ihr Brustbein und fühlte eine ganz leichte Regung.
    »Sie lebt noch, glaube ich«, sagte ich zu Will, der neben mir kniete. »Ob wir irgendetwas für sie tun können?«
    »Ich habe einmal gesehen, wie Marguerite eine verwundete Fee versorgte. Sie meinte, durch Pflanzenenergie
könnten sie sich selbst heilen.« Er brach einige Farnwedel von der Topfpflanze ab und reichte sie mir. »Hier, das machst besser du. Die Berührung eines Vampirs wäre sicher nicht gut für sie.«
    Ich wickelte die Farnwedel um Lols kraftlosen Körper und versuchte dabei, so vorsichtig wie möglich zu sein, um keine gebrochenen Knochen zu verletzen. Dann legte ich sie neben den Farn auf die Blumenerde. Sie ähnelte ein wenig den vietnamesischen Frühlingsrollen, die im Saigon Grill serviert wurden. Es dauerte nicht lange, da hörte ich ein leises Summen und sah, dass sie von einem blassen, grünen Leuchten umgeben war.
    »Es hat scheinbar funktioniert«, sagte Will. »Am besten lassen wir sie ausruhen. Und du sagst, Oberon hat das getan? Ich weiß, dass er durchaus unbarmherzig sein kann, aber dass er ein Geschöpf seiner eigenen Art so verletzt …«
    »Er hat gesagt, sie hätte das verdient, weil sie sich auf die Seite eines Menschen geschlagen hat. Und dann hat er noch etwas hinzugefügt.« Stirnrunzelnd versuchte ich mich an Oberons Abschiedsworte zu erinnern. »Er sagte, ich sollte wissen, welcher Preis dafür zu zahlen sei, wenn man sich mit einem Menschen gegen die eigene Art verbündete. Meinte er damit die Entscheidung der ersten Marguerite, sterblich zu werden, damit sie mit dir leben konnte?«
    Will wandte den Kopf ab, und Schmerz überschattete sein Gesicht. »Wahrscheinlich. Manchmal denke ich, der Grund dafür, dass Oberon mich so sehr hasst, liegt darin, dass er Marguerite ebenfalls liebte und mich für ihren Entschluss verantwortlich macht. Aber dennoch überrascht
es mich, dass er dir wehtun wollte.« Sein Blick fiel auf die zerknüllte Haftnotiz, die er von meiner Stirn gerissen hatte. »Sieh mal«, sagte er und deutete auf das Symbol. »Er hat nur ein halbes Ewigkeitszeichen über das Achteck gemalt. Hätte er dich töten wollen, hätte er ein ganzes gezeichnet. Er wusste, dass ich

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