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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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rechtzeitig herkommen würde.«
    »Ach wirklich? Das hätte er gern auch mir erzählen dürfen.«
    »Vielleicht wollte er, dass du mich rufen musst, oder vielleicht wollte er auch nur eines seiner Spielchen spielen.« Will zuckte mit den Schultern. »Oberon liebt seine kleinen Tricks, aber er ist nicht böse. Er wollte einen Vorsprung haben. Du sagst, du hast herausgefunden, wo sich Dee verbirgt?«
    »Er ist im Wasserturm von High Bridge – oder jedenfalls war er vor einer Stunde noch dort. Aber gib mir doch schnell die Brosche.«
    Es machte den Anschein, als ob er sich nur sehr ungern von ihr trennte – oder vielleicht auch nicht gern zulassen wollte, dass ich noch einmal durch Marguerite Dufays Augen sah. Doch er hätte sich keine Sorgen machen müssen; Madame Dufay teilte mir dieses Mal keine ihrer Erinnerungen mit, sondern zeigte mir gleich Dees Versteck. Dee saß im Sessel vor dem Feuer und wirkte seltsam bewegungslos.
    »Er ist da«, sagte ich Will.
    »Und die Schatulle?«
    Ich sah auf das Tischchen neben dem Sessel. »Liegt auch noch dort.«
    »Und Oberon?«

    »Er ist nicht zu sehen.«
    »Dann fürchte ich, dass Dee ihn bereits erledigt hat. Komm, wir müssen uns beeilen.«
    Ich zog die Brosche von meinem Auge und ließ sie in meine Tasche gleiten. »Aber wie wollen wir auf den Turm hinaufkommen?«, fragte ich. »Kannst du außen hinaufklettern?«
    Will hatte beobachtet, wo ich die Brosche verstaute. Leicht abgelenkt sah er mich wieder an und lächelte. »Ich fürchte nicht, mein Schatz. Aber ich weiß einen anderen Weg.« Er deutete auf meine Doc Martens, die ich heute Morgen angezogen hatte, nachdem Oberon mich aufgefordert hatte, in meiner Schweißerkleidung bei ihm zu erscheinen. »Die sind gut, die wirst du brauchen. Der Weg, den wir nehmen werden, ist etwas feucht.«
     
    Wills Fahrer wartete draußen mit dem Rolls. Der Nebel war so dicht, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie er sich zurechtfinden wollte, aber er wirkte völlig unbeeindruckt, als Will ihn anwies, uns zum Van Cortlandt Park in der Bronx zu chauffieren.
    »Wieso fahren wir dorthin?«, fragte ich Will, der rechts neben mir auf dem Rücksitz Platz nahm, als der Wagen die Jane Street hinunterglitt. »Der High-Bridge-Wasserturm steht im Bereich der Hundertsiebziger-Straßen in Manhattan.«
    »Wenn wir versuchen, uns oberirdisch an den Turm heranzuschleichen, dann wird Dee uns entdecken.«
    »Wie kann er denn in dieser Suppe überhaupt etwas erkennen?«, wunderte ich mich. Wir hatten die Kreuzung von Jane Street und West Side Highway erreicht. Rechter
Hand lag das ehemalige Hotel, in dem Oberon wohnte, aber das Ecktürmchen war im Dunst versteckt. Ein Mann trat aus der Lobby und erschauerte, als er die weiße Suppe einatmete. Schnell zog er den Kragen seines Barbour-Wettermantels etwas höher und hustete mit vorgehaltener Hand; sein Gesicht nahm eine ungesunde graue Farbe an. Plötzlich erkannte ich, dass dies der Mann war, mit dem ich vor einigen Tagen an der Ecke der 12th Street zusammengestoßen war und der mich daraufhin ein Arschloch genannt hatte, weil ich in »die falsche Richtung« gegangen war. Er ging auf die nächste Straßenecke zu, aber dann sprang er unerwartet auf die Straße und prallte gegen die Kühlerhaube des Rolls-Royce, der glücklicherweise noch nicht wieder angefahren war.
    »Ist ihm etwas passiert?«, fragte ich und schickte mich an, die Tür zu öffnen. »Er sieht aus, als ob er Hilfe braucht.«
    Will griff an mir vorbei und zog die Tür mit einem Ruck wieder zu. »Das ist ganz bestimmt keine gute Idee«, zischte er.
    Unvermittelt tauchte das Gesicht des Mannes an meinem Fenster auf, und seine Züge waren nun vor Wut verzerrt. » Du fährst in die falsche Richtung, du Arschloch! «, brüllte er und trommelte mit den Fäusten gegen die Scheibe. »Du meinst wohl, bloß weil du ein dickes Auto hast, kannst du die Leute einfach über den Haufen fahren?«
    »Fahren Sie weiter«, befahl Will dem Chauffeur. »Und halten Sie nicht an, egal, was passiert.«
    Als wir in den West Side Highway einbogen, sah ich noch einmal in den Rückspiegel. Der Mann mit dem Barbour-Mantel
stand nun mitten auf der Straße, stieß mit der Faust in die Luft und brüllte uns und den anderen Autos, die ihn zu umfahren versuchten, wilde Schimpfworte nach.
    »Du hast doch gefragt, wie Dee uns in diesem Nebel sehen könnte – nun, das ist die Antwort.« Will deutete auf eine kleine Nebelwolke, die aus einem Kanaldeckel neben dem tobenden Mann

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