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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Blinklicht auf dem Turm der Cloisters. Das habe ich von Will Hughes’ Wohnung aus schon einmal gesehen.«
    »Vielleicht ist John Dees Turmzimmer dann in diesem Apartmenthaus«, überlegte Oberon.
    »Nein, ich glaube nicht, dass es dort einen achteckigen Turm gibt. In der Nähe ist überhaupt nur ein einziger, an den ich mich erinnere …« Ich stand auf und trat an die Bücherregale meines Vaters. Roman interessierte sich sehr für die Geschichte der Stadt New York, und über die Jahre hatte ich ihm viele Bücher zu diesem Thema geschenkt. Nun zog ich eins hervor, fand schnell, wonach ich suchte, und zeigte Oberon das aufgeschlagene Buch.
    »Der Wasserturm von High Bridge«, erklärte ich und deutete auf ein Bild des schlanken, hohen Turms, der neben dem Harlem River aufragte. Ich hatte meinen Vater einmal nach diesem Gebäude gefragt, und er hatte mir erklärt, es sei zusammen mit dem Croton-Aquädukt gebaut
worden, um höher gelegene Gebiete Manhattans mit Wasser zu versorgen. »Sieh doch nur, er ist achteckig, und er ist außerdem noch mit den Wasserleitungen verbunden – oder war es zumindest früher. Er wurde seit Jahren nicht mehr benutzt, aber die Leitungen, die von dort zu dem alten Croton-Aquädukt führen, gibt es bestimmt noch.«
    »Und diese Leitungen treffen am Jerome Park Reservoir in der Bronx auf das neue Wassernetz«, schloss Oberon den Satz für mich. »Er könnte vielleicht kein Wasser durch diese alten Leitungen schicken, aber Nebel bestimmt. Ja, das passt.« Noch während er sprach, hatte Oberon ein Päckchen Haftnotizen aus der Tasche gezogen und malte nun ein Achteck auf die oberste Seite.
    »Er steht an der 174th Street Ecke Amsterdam Avenue«, sagte ich und deutete auf eine kleine Karte neben dem Bild des Wasserturms; dabei dachte ich, Oberon würde sich das notieren wollen. Aber stattdessen zeichnete er ein waagerecht liegendesS – wie ein halbes Unendlichkeitssymbol – über das Achteck und setzte einen Punkt in die Mitte dieses Bildes.
    »Wa…«, setzte ich an, aber dann drückte Oberon mir den Zettel gegen die Stirn, und mein Mund, meine Stimmbänder, meine Kehle, mein ganzer Körper wurden zu Stein.

Der falsche Weg

    »Es tut mir wirklich leid, Garet«, sagte Oberon. »Aber Ddraik hat Recht – du wirst viel schneller stärker, viel stärker, als ich erwartet hätte.« Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Instinktiv wollte ich den Abstand zwischen uns vergrößern, aber ich konnte nicht einmal zwinkern.
    »Auch hatte ich nicht damit gerechnet, dass du in der Lage sein würdest, mit früheren Wachttürmen in Verbindung zu treten, die dir vielleicht hätten erklären können, weswegen du verhindern solltest, dass ich die Schatulle in die Hände bekomme. Deine Mutter war schon schlimm genug, aber nachdem es dir gelang, Marguerite Dufay zu kontaktieren, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis dir wieder eingefallen wäre, dass ich das Kästchen nicht noch einmal bekommen darf.«
    Wenn es mir möglich gewesen wäre, entsetzt zu keuchen und meine Augen vor Erstaunen weit aufzureißen, dann hätte ich es getan, aber ich konnte nicht einmal atmen… Ich atmete nicht! Wie lange würde ich in diesem Zustand überleben können?

    »Etwa eine Stunde«, sagte Oberon, der offenbar meine Gedanken las. »Aber wo war ich gerade? Ach ja, bei Marguerite Dufay – sie war nun wirklich ein höchst unkooperativer Wachtturm, und ebenso wie du diesem Vampir närrischerweise sehr zugetan.«
    Vor meinen bewegungslosen Augen erschien noch einmal ein Bild aus den Erinnerungen von Madame Dufay: ein Mann in einem pfauenblauen Mantel und mit Federmaske, der sich tief verbeugte und sich dann mit mir unter die Tänzer mischte. Vertraut silberfarbene Augen leuchteten hinter der Maske … es war Will! Er war es gewesen, den Madame Dufay geliebt hatte!
    »Ich hatte keine andere Wahl, ich musste sie voneinander trennen«, sagte Oberon.
    Nun erinnerte ich mich an die verregnete Straße in Paris, aber als ich diesmal durch das beschlagene Fenster der Apotheke blickte, erkannte ich die Gestalt hinter dem Tresen. Es war Oberon. Er war es, nicht John Dee, der dem Maler die Zauberfarben verkauft hatte, um die Liebaugenbrosche zu gestalten.
    Oberon lächelte. »Ich glaube manchmal, ich werde ewig damit beschäftigt sein, euch beide voneinander fernzuhalten. Da vergehen einmal hundert Jahre, und schon denke ich, diesmal hätte ich das Band zwischen euch endgültig

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