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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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zerstört, und dann …« Oberon legte seine Hand auf meinen Hals. Ich fühlte keine Berührung, aber die Neigung seines Kopfes ließ mich vermuten, dass er die Bissspuren betrachtete. Als er sich leicht bewegte, entdeckte ich im Augenwinkel etwas anderes – das Schwirren kleiner Flügel. »… voilà! Schon habt ihr euch erneut aufgespürt!«
    Er lehnte sich zurück. Die schwirrenden Flügel kamen
näher. Es war Lol, die einen knappen Meter hinter Oberon über einem Bücherregal schwebte.
    »Ihr findet einander immer wieder, in einem Leben nach dem anderen.« Eigentlich achtete ich mehr auf Lol als auf das, was Oberon sagte, aber diese Bemerkung ließ mich aufhorchen. Was meinte er damit, dass wir uns immer wiederfanden? Will hatte behauptet, kaum Kontakt zu Marguerites Nachfahren gehabt zu haben, seit sie sich Anfang des sechzehnten Jahrhunderts getrennt hatten. Aber schließlich konnte ich Oberon nicht fragen, worauf er anspielte. Und ohnehin galt meine ganze Aufmerksamkeit Lol, die auf dem obersten Regalbrett eine Art Yoga-Haltung eingenommen hatte. Sie beugte sich in der Hüfte weit vor und streckte die Arme aus wie eine Schwimmerin, die sich auf einen Wettbewerb vorbereitet. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und sprang; sie sauste so schnell durch die Luft, dass sie nur noch als kleiner Wirbel aus Gelb und Orange wahrzunehmen war – ein Meteorit, der auf meine Stirn zuhielt. Sie wollte die Haftnotiz abreißen und den Bann brechen, doch bevor sie mich erreichte, hob Oberon die rechte Hand, und ohne den Blick von mir zu wenden, schlug er Lol beiseite.
    Ich hörte ein schreckliches, dumpfes Geräusch, als die kleine Feuerfee offenbar gegen irgendetwas prallte, aber ich konnte den Kopf nicht wenden, um zu sehen, ob sie noch lebte.
    »Die arme Lol«, sagte Oberon und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sie war dir immer sehr zugetan. Aber sie weiß, welcher Preis dafür zu zahlen ist, wenn man sich mit einem Menschen gegen die eigene Art verbündet.«

    Er stand auf, und ich konnte sein Gesicht nun nicht mehr sehen. Aber dann beugte er sich noch einmal zu mir hinunter, und ich war überrascht, als ich Schmerz und Bedauern in seinen Zügen las. »Und auch dir sollte das inzwischen klar sein.« Dann war er verschwunden, und ich hörte seine Schritte auf der Treppe und die Haustür, die sich öffnete und wieder schloss.
     
    Oberon hatte mich vor dem Fernseher sitzend zurückgelassen, als wollte er mich mit meiner Lieblingssendung ruhigstellen. Allerdings war das Bild auf der Mattscheibe ebenso eingefroren wie ich, und noch dazu zeigte es kein Programm, das ich mir selbst ausgesucht hätte. John Dee in seiner Verkleidung als Robert Osborne saß am Feuer, und Marguerite Dufay sah mich mit ihren traurigen Augen an, als ob sie nur darauf wartete, dass ich den Geist aufgab. Oberon hatte gesagt, dass ich in diesem Zustand ungefähr eine Stunde würde überleben können – und fünf Minuten waren davon schon verstrichen. Die Uhr auf dem Kabeltuner zeigte 17:34 … dann 17:35. Damit blieb mir noch Zeit bis etwa 18:30. Hatte er mich absichtlich hier vor der Uhr sitzen lassen, damit ich zusehen konnte, wie die letzten Minuten meines Lebens verrannen? Wie grausam. Wie hatte ich ihn nur so falsch einschätzen können? Im Krankenhaus war er so nett und freundlich gewesen. Ich hatte doch gesehen, wie er seine grüne Aura eingesetzt hatte, um Zach Reese und meinen Vater zu heilen – verdammt! Mein armer Vater! Wer würde sich um ihn kümmern, wenn ich starb?
    In meinen Augen fühlte ich ein Prickeln, aber selbst meine Tränenkanäle waren wie versteinert. Ich konnte
nicht weinen. Aber denken konnte ich immer noch. Und worüber hätte ich schon nachdenken sollen, wenn nicht über die Frage, wieso Oberon mir das angetan hatte? Seinem Gesichtsausdruck nach war er ernsthaft bekümmert gewesen, als handele er unter Zwang. Was hatte er gesagt? Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis dir wieder eingefallen wäre, dass ich das Kästchen nicht noch einmal bekommen darf. Dee hatte bereits erwähnt, dass Oberon die Schatulle haben wollte, um das Menschengeschlecht unter Kontrolle zu bekommen und dem Königreich der Unirdischen neue Macht zu verleihen. Offenbar hatte er mich die ganze Zeit über nur benutzt, um das Kästchen zu finden, und nun, da ich ihm verraten hatte, wo es sich befand, brauchte er mich nicht mehr. Und nachdem ich Kontakt zu Madame Dufay aufgenommen hatte, fürchtete er, ich würde erfahren, wieso ich um

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