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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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weckte, als hätten wir einen Aschezu-Asche-Bund unter der City Hall geschlossen. Eine Hitzewelle ging durch meine Adern, als wollte mein Körper in Brand geraten. Ich erschauerte; wir hatten sicherlich keinen Augenblick zu verlieren, wenn wir weiter nach Norden vordringen wollten. Aber die nächsten Worte, die Will sprach, waren wenig ermutigend.
    »Ich habe es bisher einfach nie geschafft, es in kurzer Zeit gleich zweimal hintereinander zu tun. Und ich habe es wirklich versucht.«
    Der Schein der Feuersbrunst, die im Osten wütete, beleuchtete Wills Züge, als er mir das Gesicht zuwandte, während er sprach. Sie nahmen einen unheimlichen Schimmer an, als ob sich sein silberner Teint in zwieträchtiger Chemie mit Bronze verband. Er bemerkte mein Erschrecken und versuchte, seiner Stimme einen hoffnungsvolleren Klang zu geben. »Wir könnten versuchen, meinen Hubschrauber anzufordern, aber mir gefällt der Nebel auf dem Fluss überhaupt nicht.«
    Ein besonders lautes Krachen hallte nun vom Dach des Wagens wider, ein Geräusch, das vielleicht drüben beim Central Park von fallenden Trümmern verursacht wurde. Aber nun stellte ich erst erstaunt und dann voller Freude fest, dass Lols winziges Gesichtchen kopfüber oben an Wills Fenster erschien. Sie krabbelte langsam vom Dach herunter, während sie auf der anderen Seite des Glases mit einem Finger auf ihn deutete, wild gestikulierte und ihn energisch anschnatterte. Langsam, als sei er sich nicht sicher, ob er es tun sollte, ließ er das Fenster hinunterfahren. Sie flog auf den Rücksitz und schwebte in der Luft; ihre Flügel schlugen schneller als die eines Kolibris. Dann
hielt sie Will in entschlossener Manier ganz offensichtlich einen Vortrag.
    Ich zupfte an seinem Ärmel. »Was sagt sie denn?«
    Er wandte sich kurz mir zu, obwohl sie seine Unaufmerksamkeit sofort mit lautem Kreischen quittierte. »Sie sagt, mit ihrer Hilfe könnten wir ein zweites Mal transmigrieren. Sie kann nicht mit uns kommen, da ihr Wissen und ihre Fähigkeiten hier gebraucht werden, um die Feuer zu bekämpfen. Aber sie kann bei dem Atomtransit behilflich sein. Wie sie sagt, kennt sie einen Teil der Zauberformel, an den ich niemals herankommen konnte.«
    Ich war vor allem erleichtert, dass Lol sich offenbar schnell von Oberons brutalem Schlag erholt hatte. Über ihr Angebot musste ich nicht lange nachdenken. »Wir können es schaffen!«, rief ich. Und ich fand es aufregend, »wir« zu sagen. Wenn es sich hier um eine Kraft handelte, an der wir beide unseren Anteil haben konnten, dann konnte Will nicht nur schlecht sein, egal, was Oberon oder Dee sagen mochten oder in welchem Ruf Vampire allgemein standen.
    Plötzlich ging alles sehr schnell. Will bedeutete seinem Fahrer, aus dem Wagen auszusteigen, und der Mann mischte sich unter die Menschenmenge, die vom Ort der Explosion die West End Avenue hinuntereilte. Offensichtlich wollte Will damit die molekulare Last verringern. Er setzte sich nun selbst ans Steuer und hieß mich ebenfalls vorn einzusteigen. Dann fuhr er das Fenster auf der Fahrerseite hinunter, und Lol schwebte halb drinnen, halb draußen in der Luft, um Will noch letzte Instruktionen ins Ohr flüstern, dann aber im letzten Moment vor der Transmigration davonfliegen zu können. Will sah sie an, dann
nahm er die rechte Hand vom Lenkrad und umschloss fest meine Linke mit den Fingern.
    »Brauchst du sie nicht zum Lenken?«, fragte ich. Aber ich zog meine Hand nicht weg.
    Er grinste. »Wenn nichts weiter nötig wäre als beide Hände am Steuer, dann wären wir beide schon durch ganze Galaxien gereist!«
    Nun drückte er das Gaspedal durch und bog in die inzwischen völlig freie, nach Süden führende Fahrbahn der West End Avenue ein. Eine Beschleunigung, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt hatte, drückte mich in den Sitz. Meine Augenlider wurden mit Gewalt geschlossen. Im letzten Augenblick glaubte ich noch Lols grüngoldenen kleinen Blitz zu sehen, als sie sich in entgegengesetzter Richtung in den Himmel erhob. Ich hielt mich an der Vorstellung fest, dass sie nun durch die Luft sauste, um mit ihren angeborenen Fähigkeiten, wie auch immer die aussehen mochten, die Feuer am Central Park zu bekämpfen. Dann überfiel mich wieder die extreme Kälte und das Gefühl, auf einem Atomkern zu stehen, während Elektronen wie entfernte Planeten um uns kreisten, obwohl das gesamte Atom samt seines Orbits lediglich ein winzig kleiner Partikel Materie war. Plötzlich schwand die

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