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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Kühle, und für einen brennenden Augenblick stand ich auf beinahe unendlicher, pulsierender Hitze, größer als die Sonne in einem Sonnensturm, und eher an jene weißglühende Welle gemahnend, die alle Materie erschaffen hatte. Unwillkürlich fragte ich mich, ob wir dieses Mal aufgelaufen waren, während mir vom Beobachten der mich umkreisenden Elektronen allmählich schwindlig wurde. Aber wenn ich mir diese Frage stellen konnte,
dann lebte ich vermutlich noch, und ich konnte auch die Wärme und das Leben in Wills festem Griff vom plötzlichen Zischen des Atoms unterscheiden.
    Als Nächstes stellte ich fest, dass die atomisierte Landschaft verschwunden war und wir unsanft und holpernd wieder aufschlugen. Diese Landung war härter als die letzte, aber mir war nichts passiert. Ein metallisches Krachen und Knirschen, wie ich es zuletzt bei dem Unfall mit meiner Mutter gehört hatte, ließ mich jedoch vermuten, dass man das von dem Auto nicht sagen konnte. Als sich meine Augenlider mühsam hoben, stellte ich fest, dass dieses Mal nun doch ein riesiger Baum den Motorraum des Wagens aufgebrochen hatte. Der breite Spalt endete nur wenige Zentimeter vor der Windschutzscheibe. Ganz kurz hatte ich den Eindruck, winzige Augen an den Spitzen der Zweige zu sehen, die sich wie Spinnenbeine über das Glas schoben. Viel wichtiger war mir jedoch, dass Will ebenfalls unverletzt war. Er versuchte bereits die Fahrertür zu öffnen, während er meine Hand losließ und mir sanft über das Gesicht strich. Die Tür ließ sich nur ein kleines Stück aufdrücken, woraufhin er das Fensterglas mit einem harten Stoß seines Ellenbogens zerschlug und sich so elegant aus der von Splittern gesäumten Öffnung schob, wie er zuvor auch durch das Fenster zur Fahrerkabine gestiegen war. Draußen suchte er sich einen sicheren Stand, streckte mir seine Arme entgegen, hob mich dann hoch und zog mich mit einer einzigen Bewegung aus dem Wagen, so vorsichtig, dass ich keinen einzigen Kratzer durch das zerbrochene Fenster davontrug. Will hatte in seinen Unterarmen die Kraft, Stahl zu zerreißen.
    »Ich habe ein bisschen danebengezielt«, sagte er ein
wenig betreten, als er mich wieder abgesetzt hatte und wir das Auto betrachteten.
    Immerhin standen wir vor dem Eingang des Van Cortlandt Parks nahe dem Old Croton Aqueduct Trail, wie uns ein Schild verkündete. Ich kannte mich in dieser Gegend überhaupt nicht aus, war aber überrascht, wie verlassen die Straße wirkte. Über die Gründe dafür wollte ich lieber nicht allzu lange nachdenken, aber meist war es ja so, je größer die Katastrophe war, die sich draußen abspielte, desto mehr Menschen saßen drinnen vor dem Fernseher.
    »Oder aber der Baum, der unseren Wagen aufgespießt hat, ist ein Neuankömmling«, fuhr Will fort. »Auf dem Geoschirm, den ich für die Planung der Landung verwendete, tauchte er jedenfalls nicht auf. Wenn das so sein sollte, dann ist es wirklich bedauerlich, wie sehr Jean Robin sich geirrt hat. Ich kannte ihn und habe ihn zu seiner Zeit sehr gemocht. Aber manchmal hatte er seine Botanik einfach nicht unter Kontrolle.«
    Ich war zu erledigt, um ihn zu fragen oder mich auch nur im Entferntesten dafür zu interessieren, wer Jean Robin war.
    Für einen Kuss hingegen war ich nicht zu müde.

Der hohe Turm

    Wir betraten den Van Cortlandt Park und folgten dem ausgewiesenen Wanderweg, der zum Croton-Aquädukt führen sollte. Will ging auf dem Waldpfad immer schneller vor mir her, während ich mir Gedanken darüber machte, was wir eigentlich tun wollten, wenn wir Dee tatsächlich erwischten. Wenn er so mächtig war, dass er mit unsichtbaren Kraftfeldern Massenunfälle verursachen, Gebäude sprengen und Großbrände auslösen konnte, welche Chance hatte ich dann gegen ihn?
    »Ich verstehe nicht, wie wir von hier in den High-Bridge-Turm hineinkommen wollen«, riefich Will schließlich zu. Er blieb gerade vor einem kleinen, rechteckigen Steingebäude stehen, dessen Tür verbarrikadiert und mit einem Vorhängeschloss gesichert war. »Was ist das?«
    »Eine Wartungsanlage, die auch dazu genutzt wurde, überschüssige Wassermengen abzuleiten«, sagte er und stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür. Das Holz knarrte, zersplitterte dann und war plötzlich einfach nicht mehr da. Durch den Staub der aufgebrochenen Tür sah ich Steinstufen, die nach unten führten. »Wir gehen unterirdisch
weiter«, erklärte Will und nahm meine Hand. »Komm. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Während ich ihm

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