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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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lassen.«
    »Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, Dad«, sagte ich und zog einen Stuhl an sein Bett. »Ich musste in der Galerie mit der Polizei sprechen, ihnen eine Inventarliste geben …«
    »Unsere herrlichen Pissarros!«, jammerte er und legte die Hände wie zum Gebet zusammen. »Das war es doch sicher, worauf diese Kerle aus waren.« Dann senkte er die Stimme zu einem heiseren Flüstern und setzte hinzu: »Ich wette, es hat ihnen jemand bei Sotheby’s einen Tipp gegeben. Wie sonst hätten diese gonovim wissen können,
dass die Bilder gerade erst wieder bei uns eingetroffen waren?«
    Ich lächelte über das jiddische Wort für Diebe. Roman hatte die Männer kurz nach seiner Verwundung auf Jiddisch noch irgendwie anders genannt, aber der Ausdruck fiel mir nicht mehr ein. »Vielleicht, Dad. Du hättest nicht versuchen sollen, sie aufzuhalten. Du hättest getötet werden können. Erinnerst du dich, welcher der Männer auf dich geschossen hat?«
    Romans Stirn zog sich in Falten, und seine Hände flatterten bebend über die gefaltete Bettdecke. »Sie sahen alle gleich aus. In schwarz … wie Nazis …« Er verschränkte die Finger ineinander und löste sie wieder, als versuche er, einen flüchtigen Eindruck zu fassen. Beruhigend legte ich meine Hand über seine. Ich hätte ahnen können, dass ihn die Einbrecher an die deutschen Soldaten erinnern würden, die ihn aus seiner polnischen Heimat vertrieben hatten. »Mach dir keine Sorgen deswegen, Dad. Es ist egal, welcher von ihnen auf dich geschossen hat …«
    »Und ihre Augen! Hast du ihre Augen gesehen! Dort war nichts. Es war, als blickte man in einen schwarzen Abgrund … den Abgrund der Hölle!«
    Das war es also! Die Augen waren völlig schwarz gewesen, ohne auch nur ein kleines bisschen Weiß. Ich erschauerte. »Ich weiß, Dad, sie waren wirklich sehr unheimlich. Ich bin sicher, dass die Polizei sie schnappen wird.«
    Die Augen meines Vaters weiteten sich und glitten im Raum hin und her, als fürchtete er, die schwarz gekleideten Diebe könnten sich in den Schatten verbergen. »Nein, nein, sie wird sie nicht finden … oder wenn doch, dann nur ihre Hüllen.«

    »Ihre Hüllen?«
    Romans Kopf wippte auf und ab, und seine ruhelosen Hände wandten sich hin und her, bis sie meine Finger packten und so fest drückten, dass ich beinahe aufschrie. Ich löste eine Hand, um nach der Schwester zu klingeln. Vielleicht reagierte er schlecht auf eines der Medikamente, die man ihm gegeben hatte. Jedenfalls redete er blanken Unsinn.
    »Die Dibbukim klammern sich an schwache Menschen und nehmen sie in Besitz.«
    »Die Dibbukim?« Das war das Wort, das Roman benutzt hatte, als er im Haus wieder zu sich gekommen war. »Was bedeutet das, Dad?«
    » Dämonen «, flüsterte er, und seine Augen huschten zu den Zimmerecken. »Ich konnte fühlen, wie sie versuchten, in mich einzudringen, Kontrolle über mich zu erlangen …«
    »Es war ein furchtbarer Schock, auf diese Männer zu stoßen. Es ist ganz normal, dass du Angst hattest. Und dann wurdest du angeschossen und hast dir bei dem Sturz den Kopf aufgeschlagen. Versuche, nicht mehr daran zu denken.«
    Ich sah auf und stellte erleichtert fest, dass eine Schwester durch die Tür trat. Es war nicht der nette Rettungsassistent von letzter Nacht, sondern eine Frau mittleren Alters mit aschblondem Haar und einem verhärmten Gesichtsausdruck. Sie trug ein Tablett mit einer Spritze. »Da sind wir aber mächtig aufgeregt«, sagte sie, aber sie sah nicht Roman tadelnd an, sondern mich. »Das können wir ja nicht zulassen.« Sie schob die Spritze in die Zuleitung des Tropfes. Romans Blick huschte noch immer hin und
her, aber er beschrieb nun einen immer kürzer werdenden Bogen, bis er auf mir haftenblieb.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht in mich eindringen konnten«, sagte er, und lächelte listig, während sich seine Augen langsam schlossen. »Ich habe einen Trick …« Bevor er den Satz vollenden konnte, verlor er das Bewusstsein.
    »So«, sagte die Schwester. »Jetzt aber genug von diesem Unsinn. Er hat vorher schon ganz schreckliches Zeug geredet.«
    »Mein Vater ist normalerweise sehr aufgeweckt.« Mir war klar, dass die Schwester nur müde und überarbeitet war, aber es gefiel mir nicht, dass Roman mit Medikamenten ruhiggestellt wurde. »Kann es sein, dass sein Gehirn bei dem Sturz etwas abbekommen hat? Oder dass die Mittel, die man ihm hier gibt, Halluzinationen hervorrufen?«
    Die Schwester schnalzte

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