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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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… nun, sagen wir, sie enthielt wertvolle Informationen, die vor allem für den Alchemisten John Dee von großer Bedeutung waren. Es war sehr wichtig, dass John Dee diese Informationen niemals in die Hände bekam, und von daher versiegelten Marguerite
und Will Hughes das Kästchen mit diesem Ring.« Er berührte das Schmuckstück an meinem Finger.
    »Das ist ja eine ganz hübsche Geschichte, Mr. Hughes, aber selbst, falls der Juwelier, den ich vorgestern traf, ein Abkömmling jenes John Dee gewesen sein sollte, wie hätte er wissen können, dass ich in sein Geschäft kommen würde? Und wieso brauchte er mich, um die Schatulle zu öffnen? Und wieso sollte er sie dann stehlen? Es tut mir leid, aber das alles erscheint doch völlig unsinnig. Wieso sollte mir ein völlig fremder Mensch – all das antun?« Zum zweiten Mal, seit ich diesen Raum betreten hatte, war ich den Tränen nahe, doch ich wollte nicht, dass Will Hughes mich weinen sah. Mit großer Mühe stand ich auf. Will Hughes erhob sich ebenfalls.
    »Diese ganze Geschichte von Wächterinnen und Wachttürmen und Alchemisten, das ist einfach zu viel. Ich kann sie nicht glauben. Und selbst, wenn ich das täte, was würde es mir nützen? Ich will doch nur wissen, ob Sie mir dabei behilflich sein könnten, den Mann zu finden, der sich John Dee nennt – denn ich will herausfinden, ob er etwas mit dem Einbruch zu tun hat, damit ich beweisen kann, dass mein Vater unschuldig ist. Können Sie das? Können Sie mir helfen?«
    Das schimmernde Licht in seinen Augen schien für einen kurzen Augenblick aufzuflackern. Es beleuchtete sein ganzes Gesicht und raubte mir beinahe den Atem. Er sah jünger aus – ganz wie der Mann auf dem Gemälde -, aber dann verlosch der Schein, ging aus wie glimmende Asche.
    »Nein«, sagte er. »Ich kann Ihnen nicht helfen, Dee zu finden.«
    »Das ist alles?«, fragte ich, und meine Stimme wurde laut
und schrill. »Da erzählen Sie mir diese wilde Geschichte über Wächterinnen und Wachttürme und Alchemisten, und dann sagen Sie, dass Sie mir nicht helfen können?«
    »Es tut mir leid«, sagte er. Er blickte dabei aus dem Nordfenster zu den Cloisters, wo oben auf dem Turm gerade ein rotes Licht aufgeflammt war. Es zog auch meinen Blick auf sich, ebenso, wie mich die Augen von Will Hughes kurz zuvor in ihren Bann geschlagen hatten. Als ich mich wieder umsah, stellte ich fest, dass er stehen geblieben war. Ich war entlassen.
    »Ich bedaure wirklich außerordentlich, dass ich Ihnen nicht helfen kann«, sagte er an der Tür zum Fahrstuhl.
    »Nicht so sehr wie ich«, erwiderte ich und sah ihm in die Augen – ich wollte verdammt sein, wenn ich seinem Blick ausgewichen wäre. Aber offenbar hatte ich zu lange auf das rote Licht gesehen, das oben auf dem Cloisters-Turm brannte, denn nun sah ich es wieder, zweifach und flackernd, in der Mitte von Will Hughes’ Pupillen.

Der Mantikor

    In der Lobby sprach mich der Fahrer an und sagte, er habe Anweisung von Mr. Hughes, mich hinzufahren, wohin ich wünschte.
    »Nein danke«, erklärte ich. »Ich gehe zur nächsten U-Bahn-Station.«
    Rasch eilte ich den Cabrini Boulevard entlang, vorbei an der Mother Cabrini High School und der Kapelle, wo die Namensgeberin von Straße und Schule begraben lag, und lief bis zum Margaret Corbin Circle und der U-Bahn-Station an der 190th Street, die in der Nähe des Eingangs zum Fort Tryon Park lag. Zwar stand die Sonne tief am Himmel und würde schon bald untergehen, aber es waren immer noch viele Leute unterwegs, die das ungewöhnlich milde Wetter genossen. Es war dieselbe Szenerie, an der ich mich erfreut hatte, als ich in Hughes’ Wagen hierhergefahren war, aber nun wirkte sie surreal. Hatte ich wirklich gerade eine vierhundert Jahre alte Geschichte über Wächter und Alchemisten gehört? Ich war zu durcheinander und aufgewühlt, um eine halbe Stunde in der U-Bahn zu sitzen. Ich musste mich bewegen. Daher
schloss ich mich dem Strom spätnachmittäglicher Spaziergänger an, den Kindermädchen mit ihren Schützlingen, den verliebten Pärchen und den Joggern, die auf den Park zuhielten.
    Eine Weile schlenderte ich durch den Heidegarten, in dem ein paar noch spät erblühende Pflänzchen lila und violett in der untergehenden Sonne leuchteten, und versuchte, aus der friedvollen Umgebung ein wenig Ruhe zu gewinnen. Meine Mutter hatte diesen Garten geliebt, vermutlich, weil die violette Heide sie an die Lavendelfelder ihrer Kindheit erinnert hatte, und ich war oft im Rahmen

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