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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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eigenen Ring mit einem Brief zurück, in dem ich schrieb, ich würde bald wiederkehren, und dann würden wir für alle Ewigkeit beisammen sein. Inzwischen hatte ich erfahren, dass John Dee ebenfalls nach Frankreich gekommen war. Wir trafen uns, und ich übergab ihm den Ring und das Kästchen. Er nutzte beides, um einen Dämon aus der Schattenwelt herbeizurufen – einen Vampir, der mich angriff und das hier aus mir machte. Als ich erwachte, lachte John Dee über mich. ›Nun wirst du ewig leben‹, sagte er, ›jedenfalls, solange du jede Nacht Blut säufst und dich tagsüber vor der Sonne versteckst.‹<
    Natürlich versuchte ich ihn zu töten, aber er hatte vorgesorgt und konnte fliehen. Mir blieb nichts anderes übrig, als durch die Straßen von Paris zu ziehen … halbverrückt vor Blutgier und Verzweiflung. Ich stieg sogar in die Katakomben hinab …« Er hielt inne und lächelte reuevoll. »Aber das willst du sicher nicht hören. Schließlich fand mich Marguerite. Ich hatte Angst, dass sie sich entsetzt von dem Ungeheuer abwenden würde, zu dem ich geworden war …« Wieder brach er ab. Dieses Mal schwieg er so lange, dass ich fürchtete, er würde nicht mehr weitersprechen. Still schob ich meine Hand auf seine.
    »Hat sie dich abgewiesen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht direkt. Sie fühlte
keine Abscheu, keine Angst, sie war nur traurig … und sie bat mich, sich neben sie zu setzen, damit sie mir eine Geschichte erzählen konnte.« Lächelnd sah er mich an. »Ganz ähnlich, wie ich dich gebeten habe, mir zuzuhören, nur saßen wir damals an der Seine und nicht am Hudson. Sie berichtete, dass sie einen Weg gefunden hatte, um sterblich zu werden, doch weil das eigentlich für ein Wesen ihrer Art nicht gestattet war, hatte sie einen Handel mit ihren Herrschern geschlossen. Im Austausch für die Sterblichkeit verpflichtete sie sich und ihre Nachfahren, die Grenzen zwischen den Welten zu bewachen und die Menschen vor den Dämonen der Nacht zu schützen. Dann erklärte sie mir, dass ich eines der Geschöpfe der Nacht war, gegen die sie nun kämpfen musste. Wie du dir vorstellen kannst, hat das unsere Beziehung ein wenig … belastet.«
    Er lachte, aber es war ein freudloses Lachen. Unbehaglich bewegte ich meine Beine auf der Steinmauer, weil ich steif geworden war. Wie lange saßen wir hier schon? Wie lange waren wir zuvor durch den Park gegangen? Wie lange mochte es noch bis zur Dämmerung dauern? Ich fühlte mich, als stünde ich unter einem Bann. Würde all das mit dem Sonnenlicht vergehen?
    »Hast du sie je wiedergesehen?«, fragte ich schließlich.
    Er schüttelte den Kopf, öffnete dann den Mund, als ob er etwas sagen wollte, und schloss ihn wieder. Dann nahm er einen kleinen Stein von der Mauer, holte weit aus und warf ihn in Richtung Fluss. Ich sah das Steinchen dank meines geschärften Gesichtssinnes – des Unirdischenblicks, wie er das genannt hatte -, durch die Luft segeln, viel weiter, als je ein Mensch es hätte werfen können, bis es
schließlich im Wasser landete. Wieder musste ich an die große Kraft seiner Hände denken, dank der er dem Mantikor den Hals gebrochen hatte. Und an seine Zähne an meinem Hals. Und nun sollte ich dazu verpflichtet sein, das Menschengeschlecht gegen ihn zu schützen? Wie sollte ich das nur schaffen?
    »Und hast du je wieder eine ihrer Nachfahrinnen getroffen – ich meine, vor mir?«
    »Einige von ihnen haben meinen Weg gekreuzt, aber nur kurz. So nahe bin ich keiner zuvor gekommen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich erschrak, als du in meine Wohnung kamst … und mich dann noch um Hilfe batest. Du verstehst jetzt sicher, weshalb ich Nein sagen musste.«
    »Aber du bist zu den Cloisters gekommen, um mir zu helfen.«
    »Als ich sah, wie der Nebel aufstieg, wusste ich, dass Dee jemanden aussandte, um dich zu töten. So arbeitet er. Er kann seine Flüche durch den Nebel schicken.« Ich musste an den Dunst denken, der gestern Abend aufgekommen war, als Riesenmaul sich plötzlich bewegt hatte, und an den Nebel, der rund um die Cloisters aufstieg, bevor der Mantikor zum Leben erwacht war. Luft und Dunst, hatte Will zuvor gesagt. Wie konnte man sich gegen so etwas schützen? »Und ich wusste, dass du ihm ohne jegliche Ausbildung hilflos ausgeliefert sein würdest. Ich konnte dich nicht einfach sterben lassen … ich hatte allerdings nicht die Absicht, dich zu …« Er berührte meinen Hals, und ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht laut

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