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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Frauen der elisabethanischen Zeit, die ihr Herz an ihn verloren hatten. »Nein, meine ich nicht«, erklärte er. »Die Frau, die sein Herz gestohlen hatte, musste mehr zu bieten haben als einen runden Hintern und einen wohlhabenden Vater. Er verlangte Inspiration – den Zauber, Worte zu Bildern zu verspinnen.«
    »Eine Muse sozusagen?«
    »Ja, so könnte man sie nennen. Der Dichter verwendete diesen Ausdruck oft. Sie war eine mysteriöse dunkelhaarige Frau. Niemand kannte ihren vollen Namen oder wusste, woher sie kam. Nur ganz selten zeigte sie sich in der Öffentlichkeit. Und selbst wenn sie das tat, dann schien sie auf seltsame Weise mit den Schatten zu verschmelzen.«
    »Die Dark Lady aus den berühmten Sonetten?«
    »Ja. Ich fand es stets sehr passend, dass die Nachwelt ihr diesen Titel verlieh, zumal er ihrem echten Namen durchaus ähnlich war – Marguerite D’Arques.«

    »Der Name meiner Mutter? Das war dann die Marguerite, von der ich abstamme, wie du behauptest? Aber du hast doch gesagt, dass niemand ihren vollen Namen wusste.«
    »Niemand außer mir, und ich erfuhr ihn, weil ich mich in sie verliebte …« Er hielt so lange inne, dass ich schon glaubte, er würde gar nicht mehr weitersprechen. Aber dann holte er tief Luft, so dass es klang wie ein Seufzen des Windes, der die Heidebüschel hinter uns bewegte, und fuhr fort: »… und sie verliebte sich in mich. William war natürlich rasend. Er wandte sich schließlich gegen sie und schrieb all diese bösen Gedichte. All seine harten Äußerungen über Frauen entstammen meiner Meinung nach seinem Zorn auf Marguerite. Sie hat ihm seine Angriffe jedoch nie übelgenommen. Sie hat ihm auch nie den Unirdischenblick genommen, den sie ihm verliehen hatte. Was glaubst du wohl, wieso er die Elfenszenen in Ein Sommernachtstraum geschrieben hat? Oder wieso Caliban und Ariel in Der Sturm auftauchen?
    Zunächst waren wir zusammen glücklich … bis ich eine Entdeckung machte: Sie besaß deshalb die Macht, Shakespeare zu seinen Geschichten über Elfen zu inspirieren, weil sie eine von ihnen war. Sie gehörte zu den Unirdischen. Eine Unsterbliche, die niemals alt werden, sich niemals verändern würde. Sie besaß das, was Shakespeare mir in seinen Gedichten versprochen hatte – ewige Jugend und Unsterblichkeit. Ich beschwor sie, auch mich unsterblich zu machen, doch sie weigerte sich. Gern wollte sie mein Leben mit mir verbringen, aber ich in meiner Eitelkeit konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ich alt werden würde, während sie jung blieb. Damals sagte sie
mir, ich wüsste nicht, welch eine Bürde es sei, ewig zu leben. Wir stritten. Und sie verließ mich.«
    Ein Schauer lief über sein Gesicht, und er wandte den Blick zum Fluss. Seine Züge zeichneten sich so starr wie in Stein gemeißelt vor der Schwärze ab. Schön anzusehen, doch seltsam kalt und unbewegt.
    »Ich war zornig auf sie und sehnte mich dennoch verzweifelt nach ihrer Nähe – und danach, ihr zu beweisen, dass sie Unrecht hatte. Jeden Magier und Alchemisten, von dem ich je gehört hatte, suchte ich auf. Shakespeare hatte sie alle gekannt, aber inzwischen hatte König Jakob den Thron bestiegen, und wir lebten in anderen Zeiten. Es war gefährlich, sich der Hexenkunst verdächtig zu machen, und sie waren allesamt untergetaucht. Aber den berühmtesten von allen spürte ich schließlich doch auf.«
    »John Dee?« Es ließ mich erschauern, allein den Namen des Mannes auszusprechen, als könne ihn der Klang herbeirufen.
    »Ja. Ich wusste, dass er und Edward Kelley Geister beschworen hatten. Ich wusste auch, dass er auf der Suche nach dem Geheimnis der ewigen Jugend gewesen war. Als ich ihm sagte, wieso ich es begehrte – und ihn über Marguerites Wesen aufklärte -, erklärte er mir, ich müsse ihr nach Frankreich folgen und eine silberne Schatulle stehlen, die sie zu allen Zeiten mit sich führte, ebenso ihren Ring, und ihm beides bringen. Mit diesen Dingen, so behauptete er, könne er mich unsterblich machen.« Ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen. »Du fragst dich sicher, wieso ich ihm glaubte, aber ich war verzweifelt … und Dee kann sehr überzeugend sein. Ich
reiste Marguerite nach … und verfolgte ihre Spur von Paris durch ganz Frankreich, bis ich sie fand. Ich stahl das Kästchen und den Ring …«
    »Du hast doch gesagt, du und Marguerite, ihr hättet die Ringe getauscht «, erinnerte ich.
    »Eine kleine Lüge. Verzeih. Es war eine Art Tausch. Immerhin ließ ich ihr meinen

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