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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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der Schatulle noch sieben Tage Zeit.«
    »Wir haben jetzt noch drei Tage, um etwas gegen sie zu unternehmen«, antwortete Oberon.
    »Aber wie wollen wir sie wieder zurückdrängen, wenn sie schon Gestalt annehmen?«, fragte Puck.
    Während sie hin und her diskutierten, fiel mir auf, dass die Schatten sich allmählich immer mehr zusammenzogen. Einer nach dem anderen löste sich von den Wänden, kroch zum Tisch und glitt auf einen der Stühle. Sobald sie dort angekommen waren, nahmen sie Gestalt an … oder eher Formen . Einem wuchsen Hörner und ein Schwanz, einem anderen ein Dutzend Augen und Klauen. Viele spannten ihre Flügel, glänzend und schwarz, als seien sie gerade erst aus einem Kokon geschlüpft. Goblins. Das Wort fiel mir ohne nachzudenken ein, als hätte ich immer schon gewusst, dass es solche Geschöpfe gab … und zwar nicht nur in den Märchenbüchern. Meine Mutter hatte mir früher oft ein Gedicht vorgelesen, das sie sehr liebte, und das den Titel »The Goblin Market« trug; mir war
angesichts der Schilderungen dieser Kreaturen stets ein Schauer über den Rücken gelaufen. Dem Wombat gleich kroch einer dumpf und struppig, ein andrer wie der Honigdachs so grob und ruppig . Oberon hatte Will Hughes als einen von den Dunklen bezeichnet, um ihn von Geschöpfen wie sich selbst, Puck oder Fen zu unterscheiden, aber was waren dies für groteske Kreaturen? Dunkle oder Lichte? Vielleicht verliefen die Grenzen aber auch gar nicht so scharf. Ich sah in die Schatten, um ihre Formen besser zu erkennen, doch war es im flackernden Licht schwer, sich ein genaues Bild von ihnen zu machen … dann erst merkte ich, dass das Licht deshalb so flackerte, weil es selbst sich bewegte. Die Flammen in den Wandhaltern zischten und wogten, dann teilten sie sich und funkelten durch die Luft, bis sie auf dem Tisch landeten, wo jede von ihnen ein winziges Wesen mit Flügeln wurde. Sie glichen den Lichtsylphen, die ich in der letzten Nacht gesehen hatte, waren aber heller, und ihre Haut war nicht durchscheinend, sondern orange und gelb gefleckt wie die eines Salamanders. Um ihre Köpfe leckten anstelle von Haaren gelbe und orangefarbene Flammen. Manche sirrten um meinen Kopf, bevor sie auf dem Tisch landeten, und ich hörte ein Geräusch, als ob Zikaden zirpten und Baumfrösche quakten. Eines der Wesen kam mir so nahe, dass seine Flügel beinahe über mein Gesicht strichen. Ich musste alle Willenskraft aufbieten, um nicht nach ihm zu schlagen.
    »Keine Angst«, flüsterte Fen mir zu, als sie meine erstarrten Gesichtszüge bemerkte. »Es sind Feuerfeen. Sie sind völlig harmlos.«
    Eine Fee landete nun auf meinem Arm und blieb auf
meinem Ellenbogen sitzen. Ich betrachtete sie und musste daran denken, wie die kleine Lichtsylphe mich angesehen und die Zähne gefletscht hatte, aber dieses Wesen gähnte nur, rollte sich in meiner Armbeuge zusammen und stieß bald darauf ein leises Geräusch aus, das an eine schnurrende Katze erinnerte. Als seine Freunde feststellten, dass ich es nicht verscheuchte, setzten sich noch ein Dutzend andere auf meine Schultern, Arme und Schenkel, und eine Feuerfee entschied sich für mein Haar.
    »Sie wird meine Haare doch nicht anzünden, oder?«, fragte ich Fen.
    »Nein, aber dir wird vielleicht trotzdem nicht gefallen, was sie mit deiner Frisur anstellt. Lol«, wandte sie sich an das kleine Geschöpf, »keine Bienenkörbe mehr! Wir sind nicht mehr in den Sechzigern.«
    Etwas zwitscherte an meinem Ohr.
    »Lol?«, fragte ich.
    »Ja, ja. Sie hat das mit dem LOL im Internet erfunden. War einer ihrer kleinen Späße …«
    »Wenn ihr zwei mit eurem Schwätzchen fertig seid«, unterbrach Oberon sie, »könnte Garet sich vielleicht wieder auf die Aufgabe konzentrieren, die vor uns liegt.«
    »Aber was kann ich gegen Dee und seine zwei Dämonen ausrichten?«, fragte ich. »Ich weiß nicht einmal, was diese Dämonen wirklich sind oder wie sie aussehen.«
    »Sie wechseln ihr Äußeres jedes Mal, wenn sie Gestalt annehmen«, erklärte Oberon. »Im Mittelalter erschienen sie häufig in Drachengestalt. In alter Zeit manifestierten sie sich als Leviathane unter dem Meer. Niemand weiß, wie sie dieses Mal aussehen werden, aber es wird nicht schwerfallen, ihre Taten zu erkennen. Wenn sie an
Macht gewinnen, werden sie Zwietracht und Verzweiflung säen – in der ganzen Stadt, dann im ganzen Land, dann in der ganzen Welt. Die Menschen werden immer niedergeschlagener und dann immer zorniger werden. Sie verlieren die Hoffnung,

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