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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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schwer, das Licht der Feuerfeen breitete sich aus, verschwamm, und dann sackte mir der Kopf auf die Brust … aber plötzlich fühlte ich eine winzige Hand, die mein Kinn stützte. Es war eine der feuerköpfigen Feen. Ich sah, wie sie zu Oberon
hinüberflog und ihm ins Ohr schnatterte, während ihre orangefarben gefleckte Haut im Schein ihres eigenen Haars und ihrer Flügel immer wieder neue Schattierungen zeigte. Als sie vor Oberons Ohr schwebte, fiel mir auf, dass die Zeichnungen auf ihren Flügeln wie zwei große braune Augen mit gelber Iris aussahen – wie Tigeraugen. Wenn man diese Flecken zwischen dicht belaubten Bäumen erspähte, mochte man glauben, dass man von einem riesigen Raubtier verfolgt wurde. Diese Überlegung gab mir etwas mehr Respekt vor diesem kleinen Wesen ein – und die Vermutung, dass eine Feuerfee nicht zu unterschätzen war. Oberon schließlich schien das, was sie sagte, sehr ernst zu nehmen.
    »Lol hat Folgendes vorgeschlagen: Während wir darüber entscheiden, wer Garet beibringen soll, was sie wissen muss, sollte sie selbst erst einmal nach Hause gehen und sich ausschlafen. Was hältst du davon, Garet?«
    Anstelle einer Antwort gähnte ich. Lol schnatterte wieder, als sie um meinen Kopf herumflog. Dann stand ich auf und folgte Oberon aus dem Saal. Puck neigte zum Abschied den Kopf, aber Fen kam mit mir bis in den Korridor.
    »Sag Will schöne Grüße«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn je wiedersehen werde«, flüsterte ich zurück.
    Ein trillerndes Lachen erklang an meinem Ohr; Lol hing immer noch in meinem Haar. Fen lächelte mich nachsichtig an. »Oh, du wirst ihn wiedersehen«, sagte sie. »Ich glaube, weder du noch er habt in dieser Hinsicht wirklich eine Wahl.«

    Wir nahmen eine andere Treppe, um wieder auf die Höhe der Straße zu gelangen. Diese hier war zweckmäßiger und bestand aus angelaufenem Eisen, das teilweise bereits verrostet war. Das ganze Konstrukt knarrte bei jedem meiner Schritte. Als ich kurz innehielt, stellte ich fest, dass Oberon, der mindestens einen Meter achtzig groß war und sicherlich fast neunzig Kilo wog, überhaupt kein Geräusch verursachte. Als sei er leichter als Luft.
    Wir kamen bei einer Parkgarage an der Bethune Street wieder an die Oberfläche. Erschreckt stellte ich fest, dass es draußen bereits dunkel war. Ich war den ganzen Tag unter der Erde gewesen! Meine Mutter hatte früher gesagt, dass ein Mensch im Sommerland sein Zeitgefühl verlieren konnte. Allmählich bekam ich den Verdacht, dass das für alle Zeit zutraf, die man in Gesellschaft der Unirdischen verbrachte.
    Wir waren nur wenige Straßen von unserem Haus entfernt, aber wir hielten uns nach Südwesten und gingen zur West Street, Ecke Jane Street, wo sich ein ehemaliges Hotel befand, dessen Räume nun als möblierte Zimmer vermietet wurden. Hier war ich schon oft vorübergekommen; dabei hatte ich stets das kleine Türmchen an der oberen Hausecke bewundert und mich gefragt, ob auch dort jemand wohnte. In der Eingangshalle winkte Oberon einem hellhäutigen, grauhaarigen Mann zu, der hinter einem mit Plexiglas geschützten Schalter saß, ballte dann die Hand zur Faust und klopfte gegen die Glasbarriere. Der Concierge erwiderte die Geste ebenfalls mit der erhobenen Faust.
    »Was geht, Mann?«, fragte Oberon, nun wieder ganz der lässige Karibe.

    »Wie immer, Mann, wie immer«, gab der Concierge zurück und schob einige Umschläge und Kataloge durch einen kleinen Spalt in der Glasfront. »Der Fahrstuhl hat schon wieder die Hufe hochgerissen.«
    »Erzähl mal was Neues, Bruder.« Oberon nahm seine Post und blätterte sie durch, während wir die Treppen emporstiegen. Ich entdeckte eine Sportzeitschrift und eine Rechnung der Stadtwerke.
    »Also bezahlst du deine Rechnungen wie ein ganz normaler Bürger?«, fragte ich. »Kannst du nicht einfach …« Ich schnippte mit den Fingern, aber es erschien keine Flamme. Wahrscheinlich war ich zu müde. »Deine magischen Kräfte für Licht und Heizung nutzen?«
    »Das könnte ich«, sagte er und blickte mich über die Schulter hinweg betrübt an, »aber wahrscheinlich würde ich dabei das Stromnetz für die ganze Ostküste in Trümmer legen.«
    Im obersten Stockwerk kamen wir an eine Tür. Ein schimmerndes silbernes Symbol war auf ihr zu erkennen, ähnlich wie jene, die Oberon mit den Haftnotizen in dem Hauseingang gegenüber dem St. Vincent’s hatte erscheinen lassen. Dieses hier zeigte allerdings konzentrische Kreise. Er

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