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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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spürte eine Wärme in der Luft, die zuvor nicht da gewesen war.
    Ich fragte mich, ob er seine Stimme bewusst einsetzte, um die Situation aufzuheizen . »Jetzt bringe deinen Daumen und deinen Mittelfinger zusammen und konzentriere dich auf die Wärme, die deine Aura hervorbringt. Wenn du einen Funken fühlst, dann schnippst du mit den Fingern.«

    Ich tat wie geheißen. Nichts passierte.
    »Das war zu früh«, erklärte er. »Du musst warten, bis du den Funken fühlst.«
    Ich versuchte es wieder. Dieses Mal wartete ich wirklich, bis ich den Funken spürte – eine winzige Aufladung, wie statische Elektrizität -, aber als ich dann schnippte, flog er in die Luft und verglühte auf dem Weg zum Boden.
    »Hebe den Daumen nach dem Schnippen gerade hoch, damit du die Flamme halten kannst.«
    Ich unternahm einen neuen Versuch. Nun wanderte der Funken auf meinen Daumen und flammte mit einem winzigen bläulich-weißen Flämmchen auf. Doch der Anblick meines gewissermaßen brennenden Daumens erschreckte mich so sehr, dass ich meine Hand schüttelte, um ihn zu löschen.
    Oberon stöhnte. »Das ist deine eigene Lebensenergie, die da brennt«, sagte er in so nachsichtigem Ton, als ob er einem Kindergartenkind etwas erklärte. »Die kann dir nicht wehtun. Versuch es noch einmal.«
    Ich starrte meine Hand an, konzentrierte mich auf meine Aura, legte Daumen und Mittelfinger aneinander, wartete auf den Funken, schnippte, hielt den Daumen aufrecht in die Höhe … und die Flamme sprang aus meinem Finger und zuckte wie eine winzige Hula-Tänzerin hin und her. Oberon hatte Recht, es tat nicht weh.
    »Gut gemacht«, lobte er.
    Langsam löste ich meinen Blick von der Flamme und grinste. »Das ist das Coolste, was ich je gemacht habe. Schade, dass ich nicht rauche, sonst könnte ich richtig damit angeben.«

    Er schüttelte den Kopf und stieg nun die Treppe hinab, ich ihm dicht auf den Fersen. Meine neu erweckten Fähigkeiten hatten meine Ängste zurückgedrängt … bis zu Oberons nächsten Worten. »Versuch das aber nicht, wenn du deine Tage hast«, sagte er. »Frauen neigen dazu, sich in dieser Zeit selbst in Brand zu setzen.«
    Vorsichtig kletterte ich hinter ihm her und fragte mich, woher er gewusst haben mochte, dass ich gerade nicht meine Tage hatte. Aber er sprach bereits die nächste Warnung aus. »Bleib dicht bei mir und betritt keinen der seitlich abgehenden Gänge.«
    Wie viele Seitengänge würde es wohl in einem Keller in Manhattan geben, fragte ich mich. Doch wir stiegen die Wendeltreppe immer weiter und weiter hinab, und allmählich ahnte ich, dass das kein normaler Keller war. Zum einen waren die Wände aus schimmerndem Rosenquarz. Als ich sie mit meiner Daumenflamme näher beleuchtete, stellte ich fest, dass Symbole und Piktogramme in den Stein graviert worden waren. Man hatte Figuren hineingeschnitzt – schöne Männer und Frauen, die auf Pferden durch eine bergige und bewaldete Landschaft ritten. Sie tanzten um Steinkreise und große Feuer. Geflügelte Geschöpfe flogen durch die Luft – Drachen und Greife, und, wie ich erschauernd erkannte, auch Mantikore. Drachen kauerten sich auch in Berghöhlen, in denen kleine, verwitterte Geschöpfe Edelsteine und Bodenschätze förderten. Diese Bilder waren tatsächlich mit Gemmen geschmückt: Diamanten, Rubinen, Saphiren und Smaragden, die in dem Licht meiner Hand funkelten. Während meines Studiums hatte ich genügend über Edelsteine gelernt, um zu wissen, dass diese hier echt waren, aber ich konnte mir
nicht einmal annähernd vorstellen, welch einen Wert ein solcher Schatz besitzen mochte.
    Bei den größten dieser Steine handelte es sich um einen Saphir, einen Smaragd, einen Rubin und einen Topaz, die alle vier zu einem Auge geschliffen worden waren und über vier Türmen thronten.
    »Komm weiter«, rief mir Oberon zu, der schon einige Stufen unter mir war. »Wir wollen Puck und Fen dort unten nicht zu lange allein lassen …« Er hielt inne, als er sah, wie genau ich die Szene betrachtete, die von meiner Hand beleuchtet wurde, und stieg schließlich wieder zu mir empor.
    »Sind das die Wachttürme?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte er, während er seinen Blick auf mich gerichtet hielt und nicht auf die Bilder. »Sie wurden errichtet, um die Menschheit vor den Mächten der Finsternis zu beschützen. Jeder von ihnen bekam eine Wächterin, eine der Unirdischen, die bereit war, den Turm mit ihrem Leben zu verteidigen.«
    »Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Es kam zum Krieg. Die

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