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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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gleich
erklärt, dass die beiden in Untersuchungshaft sitzen.« Kiernan war uns in die Küche gefolgt und versuchte, die Situation wieder in den Griff zu bekommen, während Jay den Wasserkessel aufsetzte und die Gasflamme unter einem großen Suppentopf anzündete. Allerdings hatte der Detective noch nie mit Becky Jones zu tun gehabt.
    »Wie ich Detective Kiernan daraufhin erklärte«, hob sie an, »waren diese beiden Kerle doch offensichtlich nur gedungene Schläger. Sie müssen nun den Auftraggeber finden, den großen Boss. Und erzählen Sie mir nicht, Mr. James hätte diese Typen beauftragt. Das ist einfach absurd.« Kiernan öffnete den Mund, um Beckys Einschätzung zu kommentieren, aber sie unterbrach ihn erneut. Allerdings war mir ihre nächste Frage nicht so lieb. »Aber wenn du nicht entführt wurdest, wo warst du dann? Wir waren krank vor Sorge, nicht wahr, Jay?«
    Jay, der gerade einen dampfenden Teller Suppe vor mir abgestellt hatte, brummte zustimmend.
    »Du kannst doch nicht die ganze Zeit bei Will Hughes gewesen sein.« Offenbar war ich rot geworden, denn Becky schlug die Hand vor den Mund und stieß einen kleinen Schrei aus. »Oder doch?«
    Jay starrte mich an, murmelte, dass er noch Milch kaufen musste und floh aus der Küche. Kopfschüttelnd fragte ich mich, was mit ihm los war.
    »Und, waren Sie bei Hughes?«, hakte Kiernan nach, der Beckys Überraschung ausnutzte, um endlich selbst eine Frage stellen zu können. »Miss Jones sagte mir schon, dass man Sie gestern Nachmittag abgeholt und zu Mr. Hughes’ Wohnung in Washington Heights gefahren hat …«
    »Und Detective Kiernan hat uns berichtet, dass in den
Cloisters jemand ermordet wurde – und zwar Edgar Tolbert, von dem ich ja weiß, dass er der Mittelalterexperte war, der dir bei deiner Seminararbeit geholfen hat.«
    Ich beobachtete Detective Kiernan, bevor ich etwas sagte. Er behielt mich ebenfalls im Blick. Ich war nicht begeistert, dass Becky ihm gegenüber offenbar so mitteilsam gewesen war, aber sein offenkundiges Misstrauen mir gegenüber machte mir noch mehr Sorgen. »Edgar Tolbert ist tot?«, fragte ich. »Das ist ja schrecklich. Was ist passiert?«
    »Er hatte einen Herzanfall. Wir vermuten, dass er im Museum einen Kunstdieb überraschte. Ein steinerner Torbogen wurde schwer beschädigt, und zwei Museumswärter sind ebenfalls tot. Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich weiß nicht mehr genau«, sagte ich und versuchte verzweifelt, das Bild von Edgar Tolberts entsetztem Gesicht aus meinem Kopf zu verbannen. Als ich zu meinen Händen hinabsah, entdeckte ich, dass das hellblaue Glimmen um meine Finger mit rauchigen grauen Flecken durchsetzt war – ein Zeichen meiner Unaufrichtigkeit, da war ich mir sicher. Es war nur zu hoffen, dass Joe Kiernan keine Auren lesen konnte. »Seit Monaten nicht mehr. Im letzten Sommer habe ich nach verschiedenen Schmuckentwürfen geforscht …«
    »Also haben Sie die Tatsache, dass Sie gerade in der Nähe waren, gestern Abend nicht ausgenutzt, um dem Museum einen Besuch abzustatten?«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, erklärte ich und hoffte, dass ein Körnchen Wahrheit meine Lügen etwas untermauern würde, »aber leider war ich schon zu lange bei
Will Hughes geblieben.« Das Blut stieg mir in die Wangen, aber vielleicht würde gerade dieser Umstand Kiernan zu der Überzeugung bringen, dass ich die Nacht mit Hughes verbracht hatte und es mir nun peinlich war, bei einem solchen Abenteuer ertappt zu werden. Er konnte schließlich nicht ahnen, versicherte ich mir selbst, woher die Röte meiner Wangen wirklich rührte – dass ich mich nämlich daran erinnerte, wie Wills Zähne in meinen Hals gedrungen waren.
    »Natürlich werde ich Mr. Hughes fragen müssen, ob er diese Geschichte bestätigen kann …«
    »Das kann ich gleich jetzt tun«, ertönte eine Stimme aus dem Flur. Als ich mich umwandte, sah ich Will Hughes in der Tür stehen. Er wirkte in meiner kleinen Küche größer als in seiner eigenen geräumigen Wohnung oder im Park. Vielleicht lag es auch an dem langen schwarzen Mantel, den er trug. Im Deckenlicht glitzerte die leicht feuchte Kaschmirwolle wie der Pelz eines Tieres. Als er eintrat, fühlte ich ein Knistern in der Luft – als ob ein silberner Faden wie ein Funke von ihm auf mich übersprang und uns verband. Es war kaum zu glauben, dass Becky und Kiernan ihn nicht sahen, aber als ich die beiden betrachtete, zog Kiernan lediglich ein verärgertes Gesicht, und Becky starrte Will

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