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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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gewusst haben. Ich meine, du wohnst nur ein paar Straßen entfernt! Du musst erfahren haben, dass meine Mutter starb, bevor sie mir von dieser Sache mit den Wachttürmen berichten konnte. Wieso hast du es mir nicht erzählt? Wieso hast du nicht angefangen, mich zu unterrichten?«
    »Weil ich deiner Mutter versprechen musste, es nicht zu tun. Sie wollte nicht, dass du eine Wächterin wirst.«
    Einen Augenblick lang konnte ich nicht denken. Ich erinnerte mich an die Autofahrt, als wir von der Rhode Island School Of Design zurück nach Hause fuhren und meine Mutter mir sagte, dass ich alles sein könnte, was ich nur wollte, dass ich die freie Wahl haben sollte. Es war mir damals wie ein typischer Vortrag erschienen, wie Mütter ihn ihren Töchtern eben hielten. Wie hätte ich ahnen können, dass sie damit ihren Wunsch zum Ausdruck brachte, ich könnte mich von einem vierhundert Jahre alten Versprechen lösen?

    »Und wieso hast du deine Meinung jetzt geändert?«, fragte ich.
    »Habe ich nicht. Will Hughes hat sie für mich geändert … und das da. « Er deutete mit dem Kinn auf das Fenster, und ich folgte seinem Blick hin zum Fluss, auf dem nun die letzten Strahlen der untergehenden Sonne glänzten. Der Himmel über New Jersey war klar – die ersten Sterne wurden bereits sichtbar -, aber im Süden, wo ich die Freiheitsstatue hätte sehen sollen, war der Hafen von einem dreckigen, gelben Nebel verhangen, der allmählich nordwärts den Fluss hinaufkroch … nein, kriechen war nicht der richtige Ausdruck, es war eher so, als beule er sich aus und zucke hin und her, wie ein Sack, aus dem irgendetwas Eingesperrtes auszubrechen versuchte.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Das sind Zwietracht und Verzweiflung«, antwortete Oberon, und zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt hatte, schwang in seiner sanften, melodiösen Stimme das Beben der Angst mit. »Die Dämonen sind in diesem Nebel.«

Ein suchendes Auge

    Oberon gab mir Santés Gemälde für meinen Vater mit, aber er sagte mir, ich solle zuerst nach Hause gehen. »Ich werde heute Abend nach Roman sehen«, sagte er zu mir. »Du brauchst ein wenig Ruhe. Morgen werden wir dann richtig mit deiner Ausbildung beginnen.«
    Ich hatte nicht genug Kraft, um ihm zu widersprechen. Ich sehnte mich nach einer ausgiebigen Dusche und zwölf Stunden Schlaf. Doch ich hatte unser Haus kaum betreten, da wusste ich schon, dass daraus nichts werden würde.
    »Wo warst du denn!«, kreischte Becky, die aus der Küche gestürmt kam. Ihre Aura war flammend orange, und ich fragte mich, wie ich es geschafft hatte, das in all den Jahren nicht zu erkennen. »Wir waren fast verrückt vor Sorge!«
    »Ich habe aber gleich gesagt, dass du vermutlich nur eine kleine Auszeit brauchtest.« Jay schlenderte in den Flur, die Hände in die Taschen seiner schmalen Jeans geschoben. Nur die leicht hängenden Schultern und der unruhige Blick verrieten mir, dass auch er sich gesorgt
hatte … ebenso wie seine Aura, die ein rauchiges Graublau angenommen hatte.
    »Du bist nicht an dein Handy gegangen!«
    »Verdammt! Ich hatte es abgestellt, als ich in die …« In die Bibliothek in den Cloisters gegangen bin, hatte ich sagen wollen, als jemand anders aus der Küche trat: Detective Joe Kiernan.
    »Als Sie was getan haben?«, fragte er prompt.
    »Was machen Sie denn hier?«, verlangte ich zu wissen. »Ist etwas mit meinem Vater geschehen?« Ich zog den Mantel aus und hängte ihn über den Stuhl, aber meinen Schal behielt ich um. Die Küche war kühl und zugig genug, damit sich niemand darüber wundern würde, und ich hielt es für keine gute Idee, dem Detective – oder sonst jemandem – die Bissspuren zu zeigen.
    »Ganz und gar nicht«, gab er schnell zurück. »Es hat mich nur überrascht, dass Sie Ihr Mobiltelefon abschalten, während er im Krankenhaus liegt.«
    »Der Akku war fast leer, und deshalb habe ich es ausgemacht, als ich in die U-Bahn stieg.«
    »Ich verstehe.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand. Er sah aus, als wolle er gerade ein gründliches Kreuzverhör beginnen, aber da meldete sich Gott sei Dank Becky zu Wort.
    »Sehen Sie denn nicht, dass die Ärmste völlig erschöpft ist!« Sie schob mich auf einen Stuhl. »Wir haben so viel Angst um dich gehabt, dass wir Detective Kiernan angerufen haben. Wir fürchteten, dass dich vielleicht diese schrecklichen Männer entführt haben könnten, die hier eingebrochen sind.«
    »Aber natürlich habe ich Miss Jones daraufhin

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