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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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heraus, bevor ich wusste, dass ich genau das schon die ganze Zeit gedacht hatte. »Du hast doch die erste übernatürliche Fähigkeit in mir geweckt, meine verstärkte Sehkraft. Und das doch nur mit einem winzigen Biss.«
    »Hast du es so wahrgenommen?«, fragte er und strich mit dem Handrücken über meinen Hals. »Als einen winzigen Biss?«
    Ich erschauerte von Kopf bis Fuß. »Nicht so winzig«, sagte ich und schmiegte mich an seine Hand. »Aber es hat mich nicht zu dem gemacht … was du bist.«
    Er legte den Kopf schräg und kniff die Augen ein wenig zusammen, musterte mich … oder bereitete er sich darauf vor, seine Lippen an meinen Hals zu legen? »Ist es das, was du willst?«, fragte er dann. »So sein wie ich?« Damit kam er ein wenig näher, und das silberne Licht in seinen Augen dehnte sich aus. Ich fühlte, wie es den Abstand zwischen uns ausfüllte und mich wie eine statische Aufladung zu sich zog. Jedes Härchen meines Körpers richtete sich auf, und mein Blut strömte ihm durch meine Adern entgegen.
    »Wäre das so schrecklich?«, erkundigte ich mich. Die Frage schien wie von jemand anderem zu kommen, aber ich hatte sie kaum gestellt, als ich auch schon die Logik darin sah. »Ich wäre stärker, oder nicht? Dee würde mir nicht mehr wehtun können.«
    Abrupt zog Will den Kopf zurück, und ein winziger roter Funken glomm in der Mitte seiner Iris. »Es gibt andere Wege, dich zu beschützen«, erklärte er. Seine Stimme klang angespannt. »Wege, die dich weniger teuer zu stehen kommen.«

    »Ist es denn so schlimm, ewig zu leben?«
    Er seufzte. Sein Atem strich über meine Kehle, aber er war jetzt kalt, nicht mehr so warm wie zuvor. »Du musst zusehen, wie jeder, den du kennst und liebst, vor dir alt wird und stirbt.«
    »Meine Mutter habe ich bereits sterben sehen. Und auch meinen Vater hätte ich beinahe verloren – wobei es auch jetzt nur eine Frage der Zeit ist, bevor es dann wirklich so weit sein wird.« Einen Augenblick dachte ich, er sei angesichts der Kälte in meiner Stimme zusammengezuckt, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er so mühsam beherrscht dastand. Er hatte beide Hände auf meine Arme gelegt, aber ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht etwa fest-, sondern vielmehr sich selbst zurück hielt. Die Spannung in seinem Körper war deutlich, wie eine ausgezogene Bogensehne.
    »Was ist mit deinen Freunden?«, fragte er. »Willst du sie so leichtfertig aufgeben?«
    »Sie werden ohne mich ohnehin besser dran sein. Momentan bringe ich sie lediglich in Gefahr … aber wenn du mich nicht willst …«
    »Oh nein, Garet. Ich will dich sogar sehr. Ich glaube, ich habe seit vierhundert Jahren auf dich gewartet. Aber wenn man später etwas bedauert, dann kann die Ewigkeit eine lange Zeit werden. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas tust, das du nicht wirklich willst.«
    »Ich will genau das. « Die Überzeugung, mit der ich sprach, überraschte mich selbst. Woher kommt dieser Entschluss? Eine zweite Stimme in meinem Kopf flüsterte Warte , aber sie war zu schwach, als dass ich sie beachtet hätte. Ich trat einen weiteren Schritt auf ihn zu und verringerte
den Abstand zwischen uns. Die aufgeladene Elektrizität knisterte auf meiner Haut. Das rote Glühen erfüllte seine Augen nun ganz. Er lächelte … und hob die Lippen, bis ich seine Fangzähne sehen konnte. In diesem Augenblick fühlte ich durchaus Angst, aber ich hätte mich nicht abwenden können, selbst wenn ich gewollt hätte – und ich wollte nicht. Ich wollte, dass er jeden Tropfen menschlichen Blutes, jegliches menschliche Gefühl von Angst und Schmerz aus mir heraussaugte. Ich wollte so kalt und unbesiegbar werden wie er. Ein Teil meines Gehirns zeigte sich schockiert über diese Empfindung, doch gleichzeitig wusste ich, dass ich immer schon darauf hingesteuert hatte.
    Will neigte den Kopf zu meinem Hals und atmete gegen meine Kehle. Die Haut an dieser Stelle wurde taub, doch der Rest meines Körpers schien in Flammen zu stehen. Als seine Zähne meine Haut ritzten, schrie ich auf. Er verstärkte den Griff um meine Arme und zog mich hart an sich. Dieses Mal wirkte er wilder und entschlossener, er saugte fest an der Wunde, aber ich begriff schnell, dass das daran lag, dass er im Park besonders vorsichtig vorgegangen war, um nicht zu viel Blut zu nehmen. Jetzt ließ er alle Zurückhaltung fahren. Ich fühlte, wie ich schwächer wurde. Leise lehnte ich den Kopf an seine Schulter und sah zum Himmel auf – zu den wirbelnden

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