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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Farbwellen, die von den sich drehenden Sternen ausgingen. Mehr denn je wurde ich an Van Goghs Sternennacht erinnert, und ich spürte, dass ich mich ebenso nach den Sternen sehnte, wie der Maler es getan hatte.
    »Wieso sollten uns die Lichtpunkte am Firmament weniger erreichbar erscheinen als die schwarzen Flecken auf
der Landkarte Frankreichs?«, hatte Van Gogh seinem Bruder Theo ein Jahr vor seinem Tod geschrieben. »So, wie wir den Zug nehmen, um nach Tarascon oder Rouen zu reisen, bringt uns der Tod zu einem Stern.«
    Waren das Van Goghs Gedanken gewesen, als er seinem Leben ein Ende gesetzt hatte? War das der Weg, den ich eingeschlagen hatte?
    Die Sterne verschwammen und drehten sich und wechselten die Farbe … und ja, sie schienen näher zu kommen. Einer – ein orangefarbener Feuerball – flog direkt auf uns zu.
    Er explodierte direkt über Wills Schulter. Will zuckte so hastig zurück, dass seine Zähne eine kleine klaffende Wunde an meiner Kehle rissen. An der Stelle, an der meine Haut nicht betäubt gewesen war, packte mich der Schmerz unmittelbar und heftig. Die kalte Nachtluft griff eisig nach mir. Will schlug nach dem flammenden Ball, aber der huschte beiseite, um danach auf sein Gesicht hinabzustoßen. Will stöhnte und holte noch einmal aus, aber ich erinnerte mich daran, wie er den steinernen Mantikor vernichtet hatte und fiel ihm in den Arm. Er fauchte mich an. Erschrocken fuhr ich zurück, eine Hand an den Hals gelegt, um die Blutung zu stillen. Lol flatterte zwischen uns herum und schimpfte wie ein zorniges Eichhörnchen. Ein brennendes zorniges Eichhörnchen.
    Will blickte von mir zu der zornigen Feuerfee, sah mich noch einmal bedauernd an, machte dann zwei lange Schritte zum Rand des Daches und verschwand. Ich sah ihm nach und fragte mich, was dieser Blick hatte ausdrücken sollen. Tat es ihm leid, dass er mich angefaucht hatte? Oder bedauerte er, mich nicht ganz leergesaugt zu haben?

Das Diamanten-Café

    Am nächsten Morgen erwachte ich davon, dass jemand schrie. Mir fuhr ein solcher Schreck in die Glieder, dass ich in Jogginghosen und T-Shirt, in denen ich geschlafen hatte, aus der Tür und die Treppe hinunterstürzte, bevor ich merkte, dass dieser Schrei nicht laut ausgestoßen wurde. Jemand schrie in Gedanken. Und dieser »Laut« kam aus der Galerie.
    Schnell nahm ich mir eine Jacke von der Garderobe und wickelte mir eingedenk der letzten Nacht noch einen langen Schal um den Hals. Dann steckte ich die Füße in ein paar Stiefel, die noch im Flur standen, schloss die Tür zur Galerie auf und hoffte inständig, nicht zu müde auszusehen. Es war das erste Mal seit dem Einbruch, dass ich die Ausstellungsräume betrat, und es würde unserem Ruf nicht guttun, wenn die Tochter des Besitzers wie eine verrückte Obdachlose dort auftauchte.
    Maia saß hinter dem Empfangstisch und sah so hübsch und selbstsicher aus wie immer. Sie trug ein kurzes, schokoladenbraunes Strickkleid, kunstvoll verzierte mexikanische Silberohrringe und Wildlederstiefel, die ihr bis über
das Knie reichten und denselben Beigeton hatten wie ihre Schenkel. Sie lächelte die Frau, die sich über den Tisch zu ihr beugte, höflich an, aber in ihren Gedanken brüllte sie: »HALT DIE KLAPPE! HALT DIE KLAPPE! HALT DIE KLAPPE!«
    Ich wandte mich der Frau zu, die diesen Aufruhr in Maias Kopf verursachte. Bedrohte sie unsere Rezeptionistin vielleicht? Aber die Frau sah nicht besonders bedrohlich aus. Sie schien vielmehr eine der feinen Long-Island-Damen zu sein, an die ich gelegentlich meine Medaillons verkaufte – ihre teure Frisur fiel sorgfältig über den Cordkragen der gefütterten Burberry-Jacke, und am Arm trug sie eine Louis-Vuitton-Tasche von der Größe, dass zehn Pfund Reis hineingepasst hätten.
    »Kann ich vielleicht helfen?«, fragte ich. »Ich bin die stellvertretende Leiterin der Galerie.«
    Die Frau warf einen misstrauischen Blick auf meine Jogginghosen und runzelte verblüfft die Stirn. Dann sah sie wieder Maia an, aber als die keine Anstalten machte, mich als Hochstaplerin zu entlarven, seufzte sie. »Ich habe Ihrer Gallerina gerade erklärt, dass wir eine Rezession haben.«
    Das Gebrüll in Maias Kopf legte noch ein paar Dezibel zu. Sie hasste den Ausdruck Gallerina .
    »Ach, tatsächlich?«, gab ich zurück, als hätte ich seit einem Jahr keine Zeitung gelesen.
    »Und angesichts dieser Rezession kommen die meisten Unternehmen ihren Kunden entgegen, indem sie … nun ja … die Preise senken.«
    »Mrs. Birnbach

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