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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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dringend meine Hilfe.«
    »Ich brauche weder Scheiße noch Shinola von dir!« Leise fügt sie hinzu: »Nicht, dass ich wüsste, was Shinola wäre.«
    »Der alte Dreckskerl. Benson. Mit dem Schwanzpillenproblem. Er hatte einen Safe, richtig?«
    »Und?«
    »Und Leute bewahren Sachen in Safes auf. Wichtige Sachen. Geld. Waffen. Juwelen. Golddublonen, was auch immer. Ich kann einen Safe knacken.«
    »Wer kann das schon tatsächlich? Ist es das, was sie einem heutzutage an der Volkshochschule beibringen? Du willst mir erzählen, du kannst wirklich einen Safe knacken?«
    »Worauf du einen lassen kannst!«
    »Ich brauche nichts von dem, was in einem Safe ist. Ich hab dir ja gesagt, ich bin nicht gierig.« Sie greift in ihre Tasche, findet ein paar Scheine, wirft sie auf die Rechnung. »Hier. Ich zahle. Dies ist der Punkt, wo unsere Wege sich trennen. Danke für den Spaß letzte Nacht. Den ganzen ... brutalen Affensex? Mit dem Würgen und dem Scheiß? Es war eine herrliche Zeit. Aber ich bin hier fertig. Ich wünsch dir noch ein großartiges Leben!«
    Sie steht auf.
    Er legt die Hand auf ihre Hüfte. Er verstärkt seinen Griff. Es tut nicht weh. Noch nicht.
    »Du gehst nur dahin, wohin ich es dir sage!«, sagt er, wobei er ihr einen winzigen Moment lang sein gewinnendes Lächeln schenkt.
    Das hier macht ihm jede Menge Spaß, so viel kann sie erkennen.
    »Ich werde die Bullen rufen. Ich werde dich verraten und verkaufen. Darüber hinaus habe ich noch eine weitere kleine Überraschung für dich.«
    Miriam überlegt, ob sie ihm die Nase brechen soll. Das würde aber Aufmerksamkeit erregen.
    »Ich habe einen kurzen Blick in deine Vergangenheit geworfen. Nicht, dass ein Mädchen wie du eine bedeutende Spur hinterlassen würde, aber zu deiner Mutter hat sie mich immerhin geführt. Sie lebt, und es geht ihr gut. Vielleicht wusstest du das ja, vielleicht auch nicht. Aber an der Art, wie deine Lippen zucken, kann ich erkennen, dass sie dir was bedeutet. Schon in Ordnung. Ich habe auch eine Mutter, undich weiß, wie es sein kann. Liebe und Enttäuschung, immer Hand in Hand, nicht wahr? Wenn du mich hängen lässt, gehe ich zu ihr. Ich werde ihr alles erzählen. Vielleicht wird sie mir glauben, vielleicht nicht. Aber ich denke, sie wird die Story schlucken. Ich denke, es wird sie traurig machen, zu wissen, dass du da draußen bist, Proleten und Loser bumst, von Toten stiehlst und einfach nur eine primitive Landstreicherin bist. Willst du das?«
    Sie knirscht so heftig mit den Zähnen, dass sie glaubt, sie könnten in Stücke springen.
    »Sind wir im Geschäft?«, fragt er.
    »Verrätst du mir, was in dem Metallkoffer unterm Bett ist?«
    »Nö.« Er grinst selbstgefällig.
    »Ich hasse dich!«, ist ihre Antwort.
    »Du liebst mich, weil wir aus dem gleichen Holz geschnitzt sind.« Er steht auf und zieht sie näher, um einen Kuss zu bekommen. Sie dreht den Kopf, und er landet auf ihrer Wange.
    Ashley lässt ihr Handgelenk los und geht die Rechnung bezahlen.
    Alles fühlt sich an wie eine Welle, die über ihr hereinbricht. Sie schließt die Augen und denkt: Vielleicht musste es so kommen . Schließlich ist es Schicksal. Vorsehung. Eines schönen Tages wird der Sog sie in die Tiefe ziehen. Er wird sie hinaus aufs Meer zerren. Für immer verloren inmitten wogendem Seetang und Gräten.
    Das Tagebuch wird beendet sein, und das war’s.
    So ist es eben.

TEIL ZWEI

DREIZEHN
    Harriet und Frankie
    Maker’s Bell, Pennsylvania.
    Ein schwarzer Oldsmobile Cutlass Ciera mit Florida-Nummernschildern gleitet durch Straßen und Gassen, deren Risse im Asphalt an Schlaglochkreuzungen zusammenlaufen und aussehen wie das Netz einer betrunkenen Spinne. Die ganze Stadt erinnert an eine Mondlandschaft: grau, kraterübersät, von Staub heimgesucht. Der Wagen rollt an einem Haus nach dem anderen vorbei, deren Fenster schläfrige Augen sind, deren Veranden und Türen ständig gähnen. Viele sehen aus, als stünden sie leer. Andere wirken bewohnt, doch nur von Sterbenden – oder lebenden Toten.
    Der Wagen fährt eine Auffahrt aus unebenem Kalksteinschotter hoch und hält an. Ein hölzerner Briefkasten steht vor dem Eingang; er war einmal wie eine Stockente geformt, doch das ist kaum noch zu erkennen. Die Farbe ist abgeblättert. Der Flügel – das Fähnchen des Briefkastens – baumelt schlaff und lose quietschend im Wind. Die Ente sitzt schief, als würde sie eines nicht mehr allzu fernen Tages tot von ihrer Stange fallen.
    Drei schwarze Ziffern – Eisen,

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