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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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bei einem Autobrand dabei. Eine Frau und ihr Mann saßen im Auto in der Falle, festgehalten von zerknautschtem Metall und geschmolzenen Sicherheitsgurten. Es war kein schneller Tod. All das Schreien. All das Um-sich-Schlagen. Solche Bewegungen helfen nur, noch mehr Sauerstoff hereinzuwirbeln und dem Feuer mehr Fleisch für seine schartigen Zähne zu geben.«
    Mrs Gaines schluchzt leise, als Harriet die Schläuche aus der Nase der alten Frau hervorzieht. Vom Ende der Schläuche kommt ein schwaches Säuseln: fsssssssss , das Geräusch von etwas, das einst Leben spendete und jetzt potenziell tödlich ist. Harriet bringt das Feuerzeug dichter heran, klappt es auf, massiert es mit dem Daumen.
    »Nun. Ihr Sohn. Wo ist er?«
    »Das kann ich nicht ...«
    »Sie werden. Ihr Sohn. Oder Sie brennen. Dieses ganze Haus wird brennen.«
    Sie schluchzt, schreit es heraus: »Er ist unschuldig!«
    »Unschuld ist ein Märchen.« Harriet entzündet die Flamme, hält sie aber weg, dann führt sie sie langsam näher – wie eine Mutter, die einem widerspenstigen Kind einen Löffel voll Essen vor den Mund hält. »Sagen Sie mir, wo Ihr Sohn ist, oder Sie können inmitten des Heulens Ihrer dreckigen Katzen sterben!«
    »North Carolina«, ertönt Frankies Stimme hinter ihnen. Harriet runzelt die Stirn und weicht zurück; sie lässt das Feuerzeug zuschnappen und löscht damit die Flamme.
    Mrs Gaines verliert die Spannung in ihren Muskeln und plumpst einfach nach vorn, sie stöhnt und weint.
    »Woher weißt du das?«, fragt Harriet.
    In der einen Hand hat Frankie eine Dose einfaches Ginger Ale, aus der er vorsichtig einen Schluck nimmt, als wollte er sichergehen, dass seine Lippen nicht mit irgendwelchen Katzenscheißebazillen in Berührung kommen. Mit der anderen Hand wedelt er eine Ansichtskarte herum.
    »Das blöde Arschloch hat ihr eine Postkarte aus North Carolina geschickt, und die nicht weniger blöde alte Schachtel hat sie an den Kühlschrank gehängt, als wäre es sein Dritte-Klasse-Kunstprojekt. Abgestempelt vor einer Woche.« Er runzelt die Stirn und liest die Postkarte noch einmal. »Er hat ihr Geld geschickt, wie sie gesagt hat.«
    Harriet nimmt die Postkarte. Schaut sie sich genau an. Auf der Vorderseite: Grüße aus North Carolina! Der Name des Bundesstaates steht über Bergen, dem Ozean, irgendeinem Rathaus. Auf der Rückseite schreibt Ashley: Mama, bin in einer Stadt namens Providence. Nicht weit von Asheville. Habe jemand kennengelernt, der dem Team beitreten und m ir helfen wird, meine Sollvorgaben zu erfüllen. Es geht bald weiter mit Besser und Größer. Werd gesund! Werde bald wieder Geld schicken. Liebe dich. Ash.
    »Tja«, sagt Harriet enttäuscht. »Damit ist unsere Aufgabe hier beendet.«
    Sie weiß, dass sie zufrieden sein sollte. Mit minimalem Aufwand haben sie die Antwort bekommen, die sie brauchen. Keine Leichen, die entsorgt werden müssen. Und Feuer ist ein chaotisches, unkontrollierbares Element.
    Und trotzdem, manchmal will man einfach eine alte Lady verbrennen.
    »Ashley«, murmelt die alte Frau.
    Harriet versucht, einen Weg zu finden, ihre ins Trudeln geratene Laune hochzuziehen. Sie denkt daran, es der alten Frau zu stecken, ihr die Wahrheit zu sagen, womit ihr Sohn seinen Lebensunterhalt verdient, aber der alten Frau schwant etwas Derartiges wahrscheinlich schon, und außerdem fühlt Harriet sich einfach müde.
    Stattdessen sagt sie: »Bring sie um, Frankie. Ich warte im Wagen.«
    Draußen tippt Harriet mit der Postkarte auf ihre Handfläche.
    Hinter ihr, zwei Pops. Frankies Revolver.
    Das, erinnert sie sich, ist Frankies Begabung. Jedes Werkzeug in einer Werkzeugkiste hat seine Funktion, und das hier ist die von Frankie. Er räumt Durcheinander auf. Er mag sich beklagen, er mag zimperlich sein. Aber gerade jetzt tut er, was ihm gesagt wird, und dafür ist sie dankbar. Harriet weiß, dass das Töten der alten Frau nichts wäre, was sie tun könnte – nicht weil sie nicht den Mumm dafür hätte, sondern genau das Gegenteil. Sie findet zu viel Gefallen daran. Sie würde es dauern lassen. Sie würde es genießen.
    Frankie kommt aus dem Haus heraus und sieht aus, als wäre nichts geschehen.
    »Danke«, sagt sie.
    Er zieht eine Augenbraue hoch. Normalerweise dankt sie ihm nicht.
    »Wir müssen Ingersoll hinzuziehen.« Sie wirft ihm ihr Telefon zu. »Ruf ihn an.«
    »Aber dich mag er am liebsten.«
    »Ruf ihn an.«
    »Scheiße!«
    Er hebt das Handy auf.
VIERZEHN
    Endstation
    Miriam steht im dichtesten

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