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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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sterben, ich sag ihm, ›Hey, Volldepp, fahr nicht, wenn du getrunken hast, wenigstens nicht am dritten Juni‹, und er kann mit dieser Information tun und lassen, was er will. Aber hier? Jetzt? Ein Kind wird auf die Straße laufen? Wie schwer ist es, ein Kind daran zu hindern, auf die Straße zu laufen? Ich überlege mir, ich werde ihm etwas Glänzendes zeigen. Ich werde den Jungen einfach ... mit indianischem Beinringen am Boden festhalten. Ich werde ihn in eine gottverdammte Mülltonne stecken. Etwas. Irgendetwas.
    Ich hatte dieses große fette Anschwellen von Hoffnung in mir drin, verstehst du? Wie eine Blase. Auf einmal hatte ich das Gefühl ... das war es! Das war meine Bestimmung. Diese schreckliche Sache, die mir widerfuhr, diese schreckliche sogenannte ›Gabe‹, vielleicht gibt es ja letzten Endes doch einen Grund dafür. Wenn ich auch nur ein kleines, doofes Kind davon abhalte, im Alter von neun Jahren an einer Stoßstange zu lutschen, dann ist es das alles wert, immer wieder.«
    Miriam schließt die Augen. Sie spürt die Wut in sich aufsteigen, immer noch.
    »Und dann bin ich der blöden Fotze begegnet.«
    Paul erbleicht.
    »Was?«, fragt sie. »Gefällt dir das Wort nicht?«
    »Es ist bloß ... ein harsches Wort.«
    »Harsches Wort für harsche Zeiten, Paul. Mach dir nicht ins Hemd deswegen! In England sagen sie es die ganze Zeit. Es ist einfach Teil der Sprache.«
    »Wir sind nicht in England.«
    »Ohne Scheiß jetzt?« Miriam schnippt mit den Fingern. »Dann sollte ich wahrscheinlich besser damit aufhören, auf der linken Seite der Straße zu fahren. Das erklärt auch die ganze Huperei. Und die tödlichen Autounfälle.«
    Pauls Mund bildet einen grimmigen Strich. »Sie sind also einer ... Frau begegnet.«
    »Austins zickiger Schlampenhurenmutter. Dieser Mösenschlampenaxtwundenprostituiertenhexe. Sie hat ihre Designerhandtasche, ihr botoxgelähmtes Lächeln, die Haare so straff nach hinten gebunden, dass sie kein verficktes Blinzeln hinkriegt, ohne sich die Augenlider abzureißen, die kleine Handy-Bluetooth-Roboterantenne im Ohr stecken oder im Arsch oder wo auch immer. Ich ging zu ihr hin und sagte: ›Lady, ich brauche Ihre Hilfe. Ihr Sohn. Er wird bald sterben, wenn sie mir nicht helfen, ihn zu retten.‹«
    »Wie hat sie reagiert?«, fragt Paul.
    »Ich nehme ›nicht gut‹ für 200 $.«
    »Ich glaube, es müsste eigentlich heißen, ›Was ist ›nicht gut‹?‹. Weil es doch Jeopardy ist.«
    Miriam nimmt einen letzten Zug von der Marlboro und macht sich mit dem Stummel in bester Kettenrauchermanier eine neue an. »Du verstehst es wirklich, den Schwung aus einer Story zu nehmen, Paul.«
    »Tut mir leid.«
    »Die blöde Schlampe sah mich an, als ob ich gerade über ihre komplette Sammlung von ›Sex And The City‹-DVDs gepinkelt hätte, also machte ich weiter und sagte es ihr noch mal. Die Frau nuschelte etwas von wegen ich sei verrückt, und ich streckte die Hand aus, um sie am Arm zu packen – ich bekam ihre Bluse zu fassen, nicht ihre Haut  –, und das gefiel ihr nicht besonders.
    Zwanzig Minuten schneller Vorlauf, und ich schreie den Polizisten an, sie schreit mich an, der Polizist versucht gerade, aus dem Ganzen schlau zu werden ...«
    »Augenblick! Polizist?«, fragt Paul.
    »Ja, Paul, der Polizist. Ich habe doch gesagt, wir haben zwanzig Minuten vorgespult, komm schon! Streng dich an! Sie ging nach draußen und rief die Polizei, sagte, irgendeine Verrückte bedrohe ihren Sohn.«
    »Und Sie sind nicht abgehauen?«
    Miriam schnippt Asche nach Paul; er ignoriert es.
    »Nein, schon vergessen? Ich habe versucht, das Leben des Jungen zu retten! Ich dachte mir, ein Polizist vor Ort könnte nur nützen, nicht schaden. Vielleicht würde er uns alle aufs Revier zerren, womit das Problem sich in Luft aufgelöst hätte. Ich hatte nicht vor, den Ort des Geschehens einfach zu verlassen, einfach alles passieren zu lassen.«
    Ihre Hand ballt sich zur Faust, und sie knackt mit den Knöcheln.
    »Hätte ich aber tun sollen. Ich hätte abhauen sollen. Denn während wir alle da standen und uns vor einem scheiß Wendy’s gegenseitig anschrien, entdeckte Austin einen Penny auf dem Boden. Selbst jetzt noch kann ich seine Stimme in meinem Kopf hören, aber damals machte ich mir keine Gedanken darüber, weißt du? Ich war so darin vertieft, seiner blöden gottverdammten Mutter gehörig Bescheid zu stoßen, dass ich nicht wirklich kapierte, was vor sich ging.
    Austin sagt: ›Wer den Pfennig nicht ehrt, ist

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