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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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aus dem Waffle House kommt, und verschränkt die langgliedrigen Arme. Eine Defensivhaltung. »Freund von dir?«
    »Nein«, sagt sie. »Ja. Weiß nicht. Er hat mich neulich mitgenommen.«
    Louis ragt über Ashley auf. Er ist eine Säule, ein Monolith. Ashley ist bloß ein vom Wind angepusteter Grashalm in seinem Schatten. Das hindert ihn nicht daran, das Kinn vorzustrecken und sich in die Brust zu werfen. Die zwei Männer starren einander an, als ob Blicke töten könnten.
    »Dein alter Freund?«, fragt Louis.
    »Was? Der Blaues-Auge-Freund?« Miriam muss lachen. »Nein. O Gott, nein!«
    »Schön, dich kennenzulernen, großer Mann«, sagt Ashley. »Wir müssen weg. Man sieht sich.«
    »Okay«, sagt Louis. »Ich hab’s geschnallt. Ich geh rein, mir eine Waffel besorgen.«
    Ashley lächelt. »Kluger Schachzug, Kumpel.«
    Louis grummelt bloß, und es ist, als ob man ihm die Luft rausgelassen hätte. Er ist ein großer Mann, wie Ashley gesagt hat, aber auf einmal wirkt er ganz klein. Louis wirft Miriam einen traurigen Blick über die Schulter zu und geht dann hinein. Ashley macht eine Wichsbewegung mit der Hand.
    »Tschüssie, Arschloch«, sagt er lachend.
SECHZEHN
    Anziehungskraft
    Immer noch Nacht. Immer noch Endlosregen.
    Ashley drückt sie gegen die Ziegelsteinmauer. Er hat das Auto geparkt. Er hat gesagt, er wolle ihr etwas zeigen. Sie sind ausgestiegen, und da sind sie nun. Die Geräusche der Stadt wehen um sie herum – sanft für eine Stadt, aber trotzdem laut: das Hupen, die Rufe, das Lachen, die Musik, die von irgendwo weit her zu hören ist.
    Miriam spürt die Ziegel im Rücken. Ashley macht sich an ihr zu schaffen.
    »Lass mich verdammt nochmal in Ruhe!«, sagt sie und schiebt ihn zurück. Aber sofort ist er wieder da, wie einer dieser Clowns, die man umhaut, nur damit sie grinsend wieder aufstehen können.
    »Du hast ihn gekannt!«, kichert er. »Den Trucker.«
    »Er hat mich mal mitgenommen. Er ist bloß irgendein Kerl.«
    Sie riecht seinen Atem. Minze. Sie ist überrascht, auf seiner Zunge ein Fishermans hin und her rollen zu sehen. Miriam hofft, ihr Atem stinke wie ein Aschenbecher.
    Ashleys Nase berührt ihre; dann ist seine Wange an ihrer Wange. Seine Haut ist glatt. Kein Stoppel. Feminin beinahe. Heißer Atem trifft ihr Ohr.
    »Bloß irgendein Kerl? Das kauf ich dir nicht ab. Du magst ihn.«
    »Ich mag ihn nicht.«
    »Nein, du magst mich nicht. Aber ihn magst du.«
    Er beißt ihr ins Ohrläppchen. Nicht so fest, dass es blutet. Aber fest genug.
    Sie stößt ihn weg. Er lacht. Seine Hände halten ihre Hüften fest.
    »Der Typ ist mir scheißegal! Mir sind alle scheißegal.«
    Ashley sucht ihr Gesicht ab. Sie fühlt seine Augen auf ihr. Die Art, wie seine Blicke wandern, ist wie ein Paar Hände. Sie kriegt einen Rausch. Ihr Herz flattert wie ein Vogel mit gebrochenem Flügel.
    »Da geht noch etwas anderes vor sich«, sagt er. Sein Daumen macht den obersten Knopf ihrer Jeans auf. Seine Finger spielen träge am Hosenbund herum. Seine Augen werden groß. »Er ist deine Zielperson!«
    »Fick dich! Schaff deine Hände aus meiner Hose!«
    Sie sagt es und meint es nicht.
    Er stellt ihr die große Frage. »Wann stirbt er?«
    Seine Hand gleitet tiefer. Seine Finger reizen sie. Sie wird feucht wie ein heißer Sommertag, durchtränkt wie ein Sumpf, und sie hasst es.
    »Fahr zur Hölle!«
    Seine Finger kriechen in sie hinein. Sie keucht.
    »Lass mich dir helfen.«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht!« Sie will stöhnen. Sie unterdrückt es.
    »Er ist Trucker. Trucker haben viel Geld. Ich werde dir helfen, es zu bekommen.«
    »Ich hab gesagt, ich brauche nichts von –« Er macht diese Sache mit Daumen und Zeigefinger. Sie hält den Mund. Sie fühlt sich schwach. Gesteuert. Als ob sie ein Roboter ist und er hat die Fernbedienung.
    »Du brauchst es definitiv.«
    Seine Finger stoßen härter zu.
    Er lacht.
    Motelzimmer. Blumendruck-Tagesdecke. Goldgerahmter Spiegel mit den alten showbizmäßigen Lampen im Rahmen. Das Gemälde eines Magnolienbaums an der Wand. Das Zimmer ist sauber, riecht aber nach Schimmel, der von Desinfektionsmitteln kaum überdeckt wird.
    Miriam sitzt auf der Bettkante und raucht. Sie betrachtet den Metallkoffer, fragt sich, was sich darin befinden mag.
    Sie ist nackt und gräbt mit den Zehen Furchen in den Teppich. Wieder ein Motel. Wieder ein Fick. Wieder eine Zigarette. Kreise und Kreise, die rotierende Schlange, das endlose Karussell. Ein Ouroboros. Sie will einen Drink, um darin zu

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