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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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in die cartoonigen Flammen der Kerzen auf der Torte, eine Botschaft: Alles Gute zum Geburtstag, Miriam.
    »Heute ist nicht mein Geburtstag«, sagt sie, offenbar zum Ballon.
    Der Ballon bewegt sich – wieder so ein wisperndes Rascheln – und schwebt in die Mitte des Raums. Miriam betrachtet sich im Spiegel. Beide Augen sind blutunterlaufen. Ränder aus verkrustetem Blut umrahmen ihre Nasenlöcher.
    »Das ist ein Traum!«, sagt sie.
    Der Ballon dreht sich langsam – auf der Rückseite ist noch eine Botschaft.
    Ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen ist da, wo die Torte sein sollte. Aus dem offenen Mund des Schädels, in dem albern schiefe Zähne stehen, ragt eine Comicstrip-Wortblase: Alles Gute zum TODEStag, Miriam.
    »Goldig!«, sagt sie und stößt mit dem Messer nach oben.
    Der Ballon platzt.
    Und er verspritzt überall Blut. Schwarzes Blut. Dick mit Klümpchen. Spuckend wischt Miriam es sich aus dem Gesicht. Es läuft am Spiegel herunter, Geschlabber aus rostigem Sirup. Im Strom gefangen wie Maden in Baumsaft: Stückchen bleichen Gewebes. Sie hat das hier schon einmal gesehen, diese Art von Blut. ( Auf dem Boden, auf dem Badezimmerboden. )
    Sie weiß nicht, warum, aber sie fährt mit der Hand über den Spiegel und wischt eine Stelle sauber, sodass sie ihr Spiegelbild sehen kann.
    Was sie sieht, überrascht sie.
    Es ist immer noch sie, das Spiegelbild. Aber sie ist jung. Kastanienbraunes Haar, nach hinten gezogen und mit einem rosa Haargummi festgebunden. Kein Make-up. Augen größer, frischer, dieser Schimmer von Unschuld.
    Dann eine Bewegung hinter ihr, im Spiegelbild, verschleiert von gerinnenden Blutklumpen.
    »Noch neun Seiten«, sagt eine Stimme. Louis’ Stimme.
    Miriam wirbelt herum, aber es ist zu spät. Er hat eine rote Schneeschippe.
    Er knallt sie ihr auf den Schädel und lacht dabei.
    Alles wird dunkel. Während sie tief in den Schacht der Bewusstlosigkeit gezogen wird, hört sie das laute Schreien eines Kindes, und dann schwindet auch das.
    Als sie wach wird, nimmt sie als Erstes den aseptischen Geruch eines Krankenhauses wahr. Er kriecht ihr die Nase hoch. Er nistet sich dort ein.
    Ihre Hände krampfen sich in die Laken. Sie bemüht sich, aus dem Bett zu kommen, die Füße über den Rand zu schwingen, aber die Laken haben sich um ihren Körper verheddert, und das Bett ist mit einem Metallgeländer ausgestattet, das sie ums Verrecken nicht überwinden kann. Es ist, als formten Laken und Geländer ein unsichtbares Gefängnis. Es fällt ihr schwer, Luft zu kriegen. Ihre Lunge will keine vollen Züge nehmen. Sie kommt sich eingesperrt vor, wie in einer Kiste, wie in einem Sarg. Nach Luft schnappen, enger Hals, keuchen.
    Plötzlich strecken sich Hände aus – harte Hände, schwere Hände –, und sie packen sie an den Fußgelenken und, egal wie sehr sie sich wehrt, schnallen ihre Füße in kalte Gummiriemen. Die Handflächen fühlen sich schmierig an, nass. Ein Gesicht erscheint über dem Bettrand, es taucht zwischen ihren Beinen auf.
    Es ist Louis. Mit blutverschmierten Fingern zieht er einen mintgrünen Mundschutz zur Seite.
    »Da war viel Blut«, sagt er.
    Miriam wehrt sich. Die Laken haben sich um ihre Hände gewickelt. »Das ist ein Traum!«
    »Schon möglich.« Louis greift nach oben und kratzt sich an den Rändern des Isolierband-X über seinem rechten Auge. »Entschuldige. Das Band juckt.«
    »Hol meine Beine aus diesen Riemen!«
    »Wenn es bloß ein Traum ist«, sagt er, »wieso wachst du dann nicht einfach auf?«
    Sie versucht es. Sie versucht es wirklich. Sie schreit, versucht sich zum Aufwachen zu zwingen.
    Nichts. Diese Welt bleibt. Louis schaut sie herausfordernd an. »Denkst du immer noch, es ist ein Traum?«
    »Fick dich!«
    »So ein schmutziger Mund! Darum wärst du als Mutter auch ungeeignet.«
    »Fick deine Mutter!«
    »Du bist wie dieses Mädchen in diesem Film, der, in dem der Teufel Besitz von ihr ergreift? Den kennst du doch. Die ganze Kotze. Die ganze wütende Raserei, mit der über unseren gesegneten Herrn und Erlöser hergezogen wird.«
    Wieder zerrt Miriam an den Riemen. Schweißperlen stehen ihr auf der Stirn. Sie keucht frustriert, wütend, verängstigt.
    Warum kann ich nicht aufwachen? Wach auf, du dummes Mädchen, wach auf!
    »Wir werden dich zunähen müssen«, sagt Louis. Er blickt anzüglich auf die Stelle zwischen ihren nackten Beinen und leckt sich die Lippen. »Zunähen, ordentlich und fest.«
    »Du bist nicht Louis! Du bist nur ein Phantom in meinem Kopf. Du

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