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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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ein getretener Welpe und schlägt mit einer fleischigen Pranke nach Harriets Kopf. Sie lehnt sich zurück, und Fleischbergs Hand kracht in den schimmelnden Türpfosten seines eigenen Wohnwagens. Sein Zeige- und Mittelfingerbiegen sich auf eine Art nach hinten, die ganz und gar nicht natürlich ist, und brechen wie Stöckchen unter einem schweren Fuß. Er heult.
    Harriet findet das schrecklich befriedigend. Noch zwei gebrochene Finger. Symmetrie gefällt ihr.
    Sie lässt Fleischbergs blau angelaufenes Ei los und wirft ihn über die Schulter zu Boden.
    Jetzt ist es möglich, den Rest des Wohnwagens zu sehen – den Berg dreckigen Geschirrs, der Fliegen anlockt, die Couch, deren Bezug so rau ist, dass man Käse darauf reiben könnte, die Tür zum Bad, die eigentlich nur ein Streifen Ziehharmonikaplastik ist, das straff gezogen und mit einem rostigen Haken eingeklinkt ist. Ein wahrer Palast.
    An der Rückwand steht eine Pritsche, tief eingebeult, wie Harriet vermutet, von Fleischbergs enormer Masse. Gegenwärtig sitzt ein mageres Mädchen von vielleicht achtzehn, vielleicht auch jünger, darauf und verfolgt die Entwicklung der Geschehnisse mit schweren Lidern und Pupillen, die vom Heroin nur Stecknadelkopfgröße haben. Sie hält eine Decke hoch, als wollte sie Sittsamkeit vortäuschen, aber oben guckt eine kleine Titte mit einem Zigarrenstummelnippel in Habachtstellung heraus, eine Tatsache, die dem Mädchen zu entgehen scheint.
    »Halt seinen Kopf fest!«, befiehlt Harriet.
    Frankie packt den bleichen Kürbiskopf des Bikers von hinten und knallt ihn auf einen Teppich, auf dem sich eine Kruste von Essensresten und anderen Flecken biologischen Ursprungs gebildet hat.
    »Jetzt heb seinen Kopf hoch!«
    Sobald der Kopf wieder oben ist, schiebt Harriet Fleischberg ein Foto unter die Nase. Seine tränenden Augen versuchen sich darauf zu fokussieren.
    »Dieser Mann heißt Ashley Gaines«, erklärt Harriet. Es ist ein Foto von Ashley auf einer Party; er lacht und hält einenBecher mit etwas, was Bier sein könnte, in der Hand. Er und alle anderen werden von den roten Lämpchen einer Weihnachtslichterkette angeleuchtet. »Ein Wirt auf der anderen Seite der Stadt meinte, du könntest ihn kennen.«
    »Ja, ja!«, quietscht Fleischberg. »Ich kenne ihn. Ihr hättet mir das Bild gleich am Anfang zeigen sollen. Ich hätt’ das kleine Arschloch wie nichts verpfiffen! Er war’s, der mir die ...« Er scheint es nicht über sich zu bringen, den Satz zu beenden. Er hebt die geschiente Hand vom Teppich hoch und schwenkt sie wie die gebrochene Flosse eines Pinguins.
    »Wird nicht ganz einfach werden, sich jetzt einen runterzuholen«, sagt Frankie und grinst von Ohr zu Ohr.
    »Er hat einen Metallkoffer bei sich?«, fragt Harriet.
    »Nein. Keinen Koffer. Nur irgendso ’ne blonde Schlampe.«
    »Blond?«
    »Blond wie weißblond, wie Strandsand. Gefärbt. Und er fährt einen Mustang. Frühe Neunziger. Weiß. Heckscheibe geplatzt.«
    Harriet nickt Frankie zu, der daraufhin Fleischbergs Gesicht loslässt. Es donnert auf den Boden wie der Felsbrocken, der hinter Indiana Jones im Prolog von Jäger des Verlorenen Schatzes herrollt.
    »Das ist fürs Erste alles«, sagt Harriet. »Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.«
    »Fickt euch doch!«, wimmert er.
    Harriet schnalzt mit der Zunge und lässt die Spitze ihres Stiefels in Fleischbergs Mund schnellen, wodurch einige Zähne zu Bruch gehen. Hustend wälzt er sich herum, während ihm das Blut über die Unterlippe sprudelt. Ein Zahn rutscht raus, ein Floß auf einem herausquellenden Strom von Rot. Er plumpst auf den Teppich.
    »Gehen wir!«, sagt Harriet zu Frankie, der ihr kichernd folgt.
NEUNZEHN
    Verabredung mit dem Tod
    Zum Teufel mit ihm!, denkt sie.
    Er ist ohnehin bald tot. Sein Ticket ist abgestempelt. Sein Wecker ist gestellt. Das Schicksal hat einen Daumen mit schwarzer Asche dran genommen und sie ihm auf die Stirn geschmiert. Niemand hat seine Tür mit Lämmerblut bestrichen. Gott hat seine Nummer. Zu schade. Sayonara, großer Kumpel.
    Der Kerl hat Mordscash. Allein in dem einen Umschlag war genug Grünes, um sie wochenlang zu ernähren, einzukleiden, ihr eine Bleibe zu verschaffen.
    Nicht deine Schuld. Du hast ihn nicht gejagt und umgebracht. Du bist kein Raubtier. Du bist ein Aasfresser. Ein Geier, kein Löwe. Du hast nur die Leiche gefunden. Da kannst du auch an seinen Knochen picken.
    Jawoll. Zum Teufel mit ihm. Dann sieht sie ihn.
    Miriam steht auf dem Parkplatz des Motels und

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