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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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sagt die Frau und hält ihnen ein Foto hin.
    Miriam schnürt es die Kehle zusammen. Sie ist höllisch froh, dass sie nicht auf der Suche nach ihr sind – aber da ist Ashley auf dem Foto. Irgendeine Party. Rote Weihnachtsbeleuchtung. Lachen. Die blasiert gehobene Augenbraue. Der Mund, der andauernd zu einem unverschämten Grinsen verzogen ist. Er ist es.
    Louis sieht es. Miriam wartet darauf, dass er die Flinte ins Korn wirft. Wenn sie Ashley finden, wird er sie, Miriam, verpfeifen. Was bedeutet, dass diese Leute sie in die Finger kriegen werden. Das kann sie nicht zulassen.
    »Sie kennen diesen Mann?«, fragt der Italiener.
    Die Frau sagt: »Sein Name ist Ashley Gaines.«
    »Das ist ein Kerl, keine Tussi«, täuscht Miriam verbal links an.
    »Er ist ein Mann, ja«, sagt die Frau mit gerunzelter Stirn.
    »Aber er heißt Ashley!«
    Sie starren sie an, als wollten sie, dass sie tot umfällt.
    Sie hält die Hände hoch. »Oh! Ich dacht’ bloß – schon gut.«
    »Haben Sie ihn gesehen? Oder nicht?«
    »Ähm. Nö. Ich sehe viele Kerle. Diesen Kerl hab ich nicht gesehen.«
    Die Frau hält das Foto hoch, sodass es zwangsläufig in Louis’ Blickfeld gerät.
    »Und Sie, Sir? Haben Sie diesen Mann gesehen?«
    Louis wirkt irritiert. Er strafft sich. »Entschuldigung, wer seid ihr Leute noch mal?«
    Miriam schaltet sich ein und sagt mit falschem Südstaatenakzent, um sich seinem echten anzupassen: »Baby, sie sagten, sie sind vom FBI.«
    »Kann ich vielleicht einen Ausweis sehen?«
    Der Italiener verdreht die Augen. Die Frau sagt nichts und zeigt ihren. Der Mann folgt entnervt ihrem Beispiel.
    »Nein«, sagt Louis. »Ich habe ihn nicht gesehen. Tut mir leid, Leute.«
    Der Italiener greift ein, reckt herausfordernd das Kinn, lässt die Knöchel knacken. »Sie schauen sich das Foto jetzt noch einmal an und denken richtig scharf darüber nach ...«
    »Frankie!«, sagt die Frau und legt ihm die kleine Pfote auf die Brust. »Wir können aufhören, die Herrschaften zu belästigen. Sie wissen nichts. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen hat, Leute.«
    Die beiden drehen sich um und gehen zu einem schwarzen Cutlass Ciera, der ein paar Plätze unterhalb des Motelbüros steht. Sie scheinen ein merkwürdiges Pärchen zu sein, denkt Miriam. Wie ein Paar Köter: eine kleine Bulldogge, die neben einer knochigen Deutschen Dogge herwackelt.
    »Sie suchen nach deinem Bruder«, sagt Louis. Er klingt nicht glücklich.
    »Mein Bruder. Ja. ... Danke. Weißt schon, dafür, dass du ihn nicht verraten hast.«
    »Ich fühle mich nicht wohl dabei, die Bullerei anzulügen«, sagt er, während sie beobachten, wie der schwarze Oldsmobile den Parkplatz verlässt. Er fährt die Straße runter, ein tintenschwarzer Schatten, der der Dunkelheit anheimgefallen ist.
    »Das liegt daran, dass du eine Handvoll Charakterzüge wie Ehre und Integrität und Ehrlichkeit und andere positive Qualitäten hast, die mir im Allgemeinen fremd sind. Das bedeutet mir viel. Wirklich.«
    Er holt tief Luft. »Also, was war da vorhin los?«
    »Diese beiden FBI-Agents ...«
    »Nein. Im Zimmer.«
    Das wusste sie, sie wollte es nur gern vermeiden. »Ich weiß nicht. Ich bin ausgeflippt. Ich wollte eine Orangenlimo.«
    »Eine Orangenlimo.«
    »Wie schon gesagt, Frauen sind scheiße.«
    »Besteht die Möglichkeit, dass wir darüber reden? Oder nur rumhängen und ein bisschen fernsehen?«
    Er streckt die Hand aus , denkt sie. Das ist süß. Aber ...
    »Ich kann nicht. Ich muss gehen. Ich muss meinem Bruder Bescheid sagen und ihm einen Arschtritt verpassen, weil er daran schuld ist, dass ich zwei Bundesagenten angelogen habe.«
    »Können wir es wiederholen?«, fragt er.
    Sein Gesicht ist traurig, flehend. Dies ist ein einsamer Mann, denkt sie; das muss er sein, wenn er Zeit mit ihr verbringen will. Aber dann ist er da, ein Blitz, ein Schatten über seinem Gesicht – zwei leere Augenhöhlen, vier Streifen Isolierband, strömendes Blut, kriechende Maden, Rostblättchen, die von einem beschissenen Anglermesser abfallen. Sie schaudert.
    »Ich bin ein schrecklicher Mensch«, verkündet sie. »Ich bin ein hässlicher kleiner Nichtsnutz. Ich habe entsetzlicheGedanken. Ich mache entsetzliche Sachen. Ich fluche, ich trinke, ich rauche. Im Grunde genommen habe ich Scheiße im Mund und im Kopf, und sie kommt immer aus mir rausgeströmt ...« Wie ein Strom von Maden , denkt sie. »... und das brauchst du nicht. Louis, du bist ein echt netter Kerl. Ein guter Mensch. Du willst nicht mit mir

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