Blackcollar
pflichtete Weissmann ihm geistesabwesend bei. Er machte sich ganz offensichtlich Gedanken um die Einsatzbereitschaft seines Kommandos. »Ich glaube, jemand mit einem solchen Nachnamen ist uns bisher noch nicht untergekommen.«
»Aus gutem Grund«, sagte Galway. »Wir haben hier nämlich ein bestimmtes Muster. Zuerst haben sie uns Allen Caine geschickt, der offensichtlich nach dem ersten Mord in der Geschichte benannt war, und nun haben wir einen Karl Judas. Die Anführer des Widerstands haben wohl einen gewissen ironischen Humor.«
Weissmann schnaubte. »Wenn man eine Verschwörung zum Verrat und der Vernichtung seines eigenen Volks als lustig bezeichnen will«, sagte er düster.
Das war natürlich Loyalitätskonditionierungs-Sprech . Galway hegte die gleichen Gefühle, obwohl er sich in einem Winkel seines Bewusstseins fragte, ob er die Dinge unter anderen Umständen vielleicht auch anders sehen würde. »In jeder Epoche hat es Dissidenten gegeben«, gab er Weissmann zu bedenken. »Das gilt auch für die heutige Zeit.«
»Nur dass der Widerstand die Grenzen der bloßen Unzufriedenheit schon weit überschritten hat«, konterte Weissmann. »Ich habe kürzlich das Gerücht gehört, dass ein paar von ihnen doch tatsächlich versucht hätten, in diesem Sommer in die alte Bergfeste Aegis im Westen Nordamerikas einzudringen.«
»Ja, ein Team hat in der Region Denver gearbeitet«, bestätigte Galway und zuckte bei der Erinnerung zusammen. »Aber sie sind nicht in die Basis hineingelangt, und ich bezweifle auch, dass es ihnen jemals gelingen wird.«
»Ich hoffe nicht«, sagte Weissmann und schaute mit einem schnellen Schulterblick auf Taakh. »Vielleicht befindet sich dort noch ein ganzes Waffenlager. Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass es dem Widerstand in die Hände fällt.«
»Einverstanden«, sagte Galway. »Und zu der Besorgnis, die Sie noch nicht geäußert haben: Taakhs Anwesenheit hat nicht etwa zu bedeuten, dass die Ryqril hier in Interlaken eine Garnison errichten wollen. Er ist mit mir gekommen, und er wird auch wieder mit mir gehen.«
»Verstehe.« Obwohl Weissmann neutral zu klingen versuchte, vermochte er seine Erleichterung doch nicht ganz zu verbergen. »Vielen Dank, Sir. Ich muss gestehen, dass... als sie uns vor zwei Monaten fast alle Laser abgenommen haben, fragte ich mich, ob vielleicht irgendeine Umstrukturierung im Gange sei.«
»Nicht, dass ich wüsste«, sagte Galway. »Und es betrifft auch nicht nur Sie. Dem Vernehmen nach sind die meisten Sicherheitskräfte in der TDE wieder mit Schusswaffen für Pfeil- und Projektilmunition ausgerüstet worden.«
»Das wusste ich noch gar nicht«, sagte Weissmann erstaunt. »Kennen Sie denn den Grund dafür?«
Galway zuckte die Achseln und gab sich dabei betont lässig. Der springende Punkt war der, dass die Ryqril im letzten Halbjahr drei Kolonialwelten an die vorrückenden Chryselli-Streitkräfte verloren hatten, wodurch der schon lange andauernde Weltraumkrieg nun um eine massive Landkomponente erweitert worden war. Wegen der Knappheit an Nahkampfwaffen hatte das Ryqril-Oberkommando angeordnet, die Laserwaffen von den Sicherheitsdiensten der eroberten Welten einzuziehen und sie an die Bodentruppen auszugeben, die nun versuchten, die Brückenköpfe der Chryselli zurückzudrängen.
Aber das war eigentlich kein Thema, das man mit einem subalternen Offizier in einem entlegenen Sektor erörterte. »Nein«, sagte er.
Ein paar von Weissmanns Männern waren bereits vor dem Haus in Stellung gegangen, als sie eintrafen; sie hatten sich zu beiden Seiten des Gartenwegs geduckt und mit den Pfeilpistolen die Haustür ins Visier genommen. Galway wusste, dass weitere Männer sämtliche Fenster bewachten. »Soll ich einen Rammbock anfordern?«, murmelte Weissmann.
Galway schenkte sich eine Antwort, ging schnurstracks auf die kleine Veranda und klingelte an der Tür.
Eine der geduckten Wachen fluchte leise. Anscheinend war von ihnen niemand auf die Idee gekommen, einfach nur höflich anzuklopfen.
Oder vielleicht glaubten sie auch nur, die Tür aufzubrechen wäre in der Gegenwart von Taakh ein Zeichen von Professionalität.
Er klingelte ein zweites Mal. Diesmal ertönte das Klicken eines Schlosses, und die Tür öffnete sich einen Spalt weit. »Ja?«, fragte ein verschlafener junger Mann und blinzelte mit verquollenen Augen, während er den Gürtel seines Morgenmantels verknotete.
Galway grinste verkniffen. Nach fünf Monaten war die Suche endlich vorbei. »Guten Morgen,
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