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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Kontrast zu den Dächern.
    Links und rechts vom Haus befindet sich der Rest der Schule – genauer gesagt, der Großteil davon, der eindeutig lange nach der Erbauung des ursprünglichen Hauses hinzugefügt wurde. Die beiden Flügel sind fast gefängnisartig in ihrer Schmucklosigkeit. Bis hin zu den schmiedeeisernen Gitterstäben an den Fenstern.
    Das Caldecott-Wappen – Adler, Bücher, ein Ritterhelm und anderer schwachsinniger Firlefanz – flattert im Wind. Der Fahnenmast ragt aus einem massiven, VW -Käfer-großen Brocken Anthrazit, der in der Mitte der kreisrunden Auffahrt liegt.
    Von hier aus wirkt die Schule ruhig, wie tot, nichts regt sich. Keine Schülerinnen, keine Lehrer, nicht mal ein paar potthässliche Tauben.
    Wieder dieses Gefühl: ein Drehen, ein Stechen in den Eingeweiden.
    Als ob jeden Moment ein großer Tentakel durch die Eingangstür brechen, sie umschlingen und in die Tiefe ziehen würde. Vorbei an den anderen Kindern, die sich darüber lustig machen, wie sie aussieht, geht, kaut, existiert.
    Scheiß Schule.
    Bringen wir’s hinter uns, denkt sie.
    Zeit, Miss Wiz zu finden.

ZWÖLF

Vertrauensdefizit
    Miriam kommt an einem Malkurs vorbei, der auf dem Rasen hinter der Schule stattfindet. Die Kinder sitzen im Halbkreis um eine dürre, ätherisch wirkende Lehrerin in einem Batikkleid herum, und alle versuchen, ein herabgefallenes Blatt zu zeichnen.
    Näher beim Fluss sieht Miriam ihre Zielperson – nein, das war so nicht richtig. Nicht Zielperson. Nicht Opfer. Eine Kundin.
    Wie sich die Dinge doch verändert haben.
    Die Frau sitzt auf einer Parkbank unter einem Rotahorn, dessen Blätter über ihrem Kopf rascheln und raunen, während Eichhörnchen von Ast zu Ast hüpfen.
    Schuleichhörnchen fürchten sich nie.
    Die Frau ist unansehnlich. Ohne jeden Schick. Nicht das, was Miriam erwartet hat. Rosa Bluse, graue Freizeithose, eine Statur wie ein in die Jahre gekommener Footballspieler. Sie hat ein süßes Gesicht – ein Schlafliedgesicht. Würde man abends beim Zubettgehen jedes Mal dieses Gesicht sehen, würde man sich wohl sicher fühlen, getröstet, schlummerig.
    Als sie Miriam kommen sieht, steht sie auf und streckt ihr die Hand hin.
    »Miss Wiz«, sagt Miriam. Sie weiß nicht genau, wie sie dieses Gespräch beginnen soll, also schnipst sie mit den Fingern und richtet zwei Fingerrevolver auf die Frau. » Peng, peng! «
    Die Frau scheint bestürzt.
    Miriam schafft Klarheit. »Wir sollten besser nicht Hände schütteln. Wegen der Sache. Sie wissen schon. Der Grund, weshalb ich hier bin.«
    »Richtig! Richtig. Sie sind, äh, nicht das, was ich erwartet hatte.«
    »Sie auch nicht«, erwidert Miriam.
    Die Frau lacht. »Hier sagen die Leute mir immer, ich sähe wie eine Lehrerin aus.«
    »Das ist es nicht. Es ist nur … Sie wissen schon: Katey .«
    »Katey?« Die Frau versteht nicht.
    »Genau. Sehen Sie, ich habe ein Faible für Namen, Namen, die nicht passen. Und Ihrer ist – okay, es ist folgendermaßen: Katey – ein totaler Elfenmädchenname. Katey ist ein kleines Studentenverbindungsmädchen, das nur Wodka trinkt, weil es nicht zunehmen will. Katey macht sich an jedem Halloween wie ein Flittchen zurecht. Katey hat eine Bubikopffrisur, trägt Jeansgröße Null, heiratet einen Banker, der mal ein Quarterback war. Sie sehen aus wie eine …« Sie mustert die Frau noch einmal von oben bis unten. »Kathy. Da haben wir’s. Sehen Sie, wie leicht das war?«
    »Tja. Ich heiße Katey.« Die Frau lacht, aber es ist ausweichend, nervös. Für einen Moment ist das einzige Geräusch der Fluss hinter ihnen. Ihr gezwungenes Lächeln fällt zusammen wie ein Spinatblatt in einem heißen Topf. »Vielleicht war das Ganze eine schlechte Idee.«
    »Was?«, fragt Miriam. »Nein. Nein! Nein . Es ist in Ordnung. Es ist gut. Setzen Sie sich.«
    Sie setzen sich hin. Zögernd. Miriam trommelt mit den Fingern auf das Holz. Unter ihren Händen sind Mädchennamen in den Tisch geritzt: Becky Vicki Rhonda Bee Georgia Toni Tavena Jewelia   – und so weiter und so weiter. Nichts Gottloses. Bloß Namen.
    »Ach so, hier«, sagt Katey endlich und zieht eine JC -Penney-Plastiktüte hervor. Sie schiebt sie Miriam hin.
    »Das ist mein Zeugs?«, fragt sie.
    »Alles, wonach Sie auf Ihrer Liste verlangt haben.«
    »Rider«, sagt Miriam. »Man nennt es nicht Liste, sondern Rider. Wie das, was eine Band im Vorfeld verlangt, zum Beispiel eine Schüssel mit lauter blauen M&Ms oder einen Longaberger-Korb voll Heroin und sauberer

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