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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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entdeckte ich, dass ich bei der Berührung eines Menschen nicht nur sehen konnte, was aus ihm werden würde, sondern auch die Kette aus Folgen und Kausalzusammenhängen, die dadurch in Gang gesetzt wurde – als ob das Leben jeder Person ein in einen Teich geworfener Stein wäre. Ich konnte die kleinen Wellen sehen, die sich ausbreiteten, für jede Entscheidung eine neue Unruhe im Wasser. Es war faszinierend und entsetzlich zugleich.«
    »Und als Sie mich berührten, sahen Sie nichts.«
    »Nur Finsternis, ich hörte Geschrei und das Geräusch schäumenden dunklen Wassers.«
    Das klingt vertraut .
    Sie gehen die Treppe hinunter, Beck nur ein paar Stufen hinter ihnen. Miriam denkt daran, ihren Schachzug auszuführen, aber – nein. Zuerst muss sie Wren sehen.
    Am Fuß der Treppe erwartet sie ein bekanntes Gesicht.
    Edwin. Der Direktor der Caldecott-Schule.
    In diesem Moment erkennt sie es: Er erinnert Miriam an ihre eigene Mutter: klein, abgehärmt, so fest zugeknöpft. Er hat eine Tasse Kaffee in der Hand. Dampf steigt von ihr auf wie Gespenster aus einem Grab in dunkler Erde.
    »Ah«, sagt er. »Der Störenfried!«
    »Dann sind Sie also auch ein Teil hiervon«, stellt Miriam fest.
    »Eine Familie muss zusammenhalten.«
    »Das macht Sie zum Mörder.«
    Seine Augen lächeln, auch wenn sein Mund ein höhnischer Strich bleibt. »Wie sagen die Mädchen doch gleich? Selber, selber, es lachen alle Kälber. Ist es nicht so?«
    »Ich hoffe, jemand hat Ihnen Abflussreiniger in den Kaffee getan!«
    Er nimmt einen langen Schluck. »Es war mir ein Vergnügen. Ich muss jetzt in die Schule und mich um das Chaos kümmern, das Sie hinterlassen haben. Was für ein ungezogenes Mädchen, diesen Wachmann einfach umzubringen! Man fand ihn tot in der Turnhalle.« Plötzlich funkeln seine Augen, als würde er etwas verheimlichen und jeden Moment davon genießen. »Wenn Sie mich entschuldigen würden?«
    Er geht fort.
    Bilder der Leiche des Wachmanns blitzen in Miriams Kopf auf, zusammen mit den Blitzen draußen vor dem Fenster.
    Eleanor zieht sie weiter. »Ärgern Sie sich nicht über ihn! Erst einmal wollen wir über Annie Valentine sprechen.«
    Miriam versteift sich. »Das tote Mädchen.«
    »Ja.« Sie gehen durch einen Flur in einen offenbar anderen Flügel des Hauses. Miriam sieht einen Zeichenraum mit einem alten Architektentisch. Ihm gegenüber befindet sich eine zwei Stockwerke hohe Bibliothek; die einzige Möglichkeit, an die Bücher ganz oben zu kommen, ist mit einer Leiter, die Rollen hat und an einem Regal lehnt. »Soll ich Ihnen erzählen, was ich gesehen habe, als ich Annie Valentine vor fünf Jahren begegnet bin?«
    »Kann ich Sie daran hindern?«
    Eleanor bleibt stehen, dreht Miriam das Gesicht zu. »Miss Black, Sie können diese Unterhaltung jederzeit abbrechen. Sie brauchen nur etwas zu sagen, dann werden wir unsere Angelegenheiten hier beenden, und ich werde mich schweren Herzens von Ihnen verabschieden.«
    »Von mir verabschieden ! Ist das ein Euphemismus dafür, dass Sie mir den Kopf abhacken wie eine verfluchte Al-Qaida-Kämpferin? Verstehe ich Sie da richtig?«
    Eleanor schweigt.
    Beck spannt sich an.
    Miriams Hand juckt, sie ballt die Finger zu einer Faust.
    Aber sie lässt es dabei bewenden. »Na schön. Fabelhaft. Erzählen Sie mir alles über dieses arme tote Mädchen.«

DREIUNDFÜNFZIG

Wenn Annie noch leben würde
    Mit achtzehn ist Annie eine Drogenabhängige: Methamphetamine. Ein Freund machte sie süchtig, ein Jahr vor ihrem Abschluss an der Caldecott-Schule.
    Mit neunzehn stellt Annie fest, dass sie schwanger ist. Als Vater kommen mehrere Männer in Betracht. Die Schwangerschaft verläuft nicht ohne Komplikationen, denn Annie entscheidet sich, ihren Drogenkonsum nicht aufzugeben – nicht einmal ihn einzuschränken. Als das Baby zehn Wochen zu früh geboren wird, hat es eine niedrige Herzfrequenz und muss im Krankenhaus bleiben. Aber schließlich stabilisiert sich das Kind, dem Annie den Namen Alicia gibt, und kann mit seiner Mutter nach Hause gehen.
    Mit zwanzig beschließt Annie, dass sie einen Mann in ihrem Leben braucht. Sie sucht sich einen schwachen Mann, der zehn Jahre älter ist als sie; einen, der sich verzweifelt nach Liebe sehnt. Er selbst ist nicht Crystal-Meth-abhängig, aber ab und zu trinkt er zu viel. Er heißt Byron und glaubt – wie es in schlimmen Beziehungen viele tun –, dass er Annie bessern und vor ihren schlimmen Neigungen bewahren kann. Nach sechs Monaten mit ihr ist er selbst

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