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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Papp-Burger.
    »Einmal bin ich mit Calvin auch durch den Schnee gefahren, im Dezember«, sagte sie. »Ich sagte Mutter, ich wollte zum Reiten nach St. Augustine; das machte ich im Winter häufig, um aus New Solway wegzukommen. Es war eine schwierige Strecke damals, sogar am helllichten Tag. Die Straße war noch zweispurig, mit vielen Stoppschildern. Damals war Krieg, und Benzin und Gummi waren rationiert; eine so weite Strecke zu fahren konnte man sich nur erlauben, wenn man reich war. Wir sahen unterwegs kaum andere Autos.«
    Ich fragte mich, ob sie sich noch an den Weg zu der Lodge erinnern würde, aber darüber konnte ich mir Gedanken machen, wenn wir in Eagle River ankamen; vorerst hatte ich genug damit zu tun, den Wagen durch das Schneegestöber zu manövrieren. Und wach zu bleiben.
    »Ich habe letzten Freitag den Teich in Larchmont abgesucht«, sagte ich. »Dabei hab ich einen Ring gefunden - das habe ich vergessen, Ihnen zu sagen, als wir uns am Sonntag getroffen haben. Er sieht aus wie eine Art Bienenstock aus Diamanten mit Rubin- und Smaragdsplittern am Rand.«
    Sie gab einen Laut von sich, der entfernte Ähnlichkeit mit einem Lachen hatte. »Der lag also all die Jahre in diesem Teich. Er gehörte Mutter. Sie hat wahrhaftig eines der Dienstmädchen entlassen, weil es ihn angeblich gestohlen hatte. Ich dachte immer, dass Darraugh ihn genommen hätte. Es war ein abscheuliches Gebilde, dieser Ring, aber Mutter hing an ihm, weil sie ihn von ihrem Vater zum Debütantinnenball bekommen hatte. Der Ring verschwand kurz nach MacKenzies Tod, als Mutter vollauf in ihrem Element war, die Presse abwehrte, sich nach außen hin in schwarze Gewänder hüllte, aber insgeheim triumphierte. Darraugh hat sie ständig heftig angegriffen, wurde fast gewalttätig dabei.
    Er griff auch mich an, aber ich fand, dass ich seinen Zorn verdient hatte und wehrte mich nicht dagegen. Damals war alles grau für mich; zuerst hatte ich Calvin verloren, dann Mac-Kenzie, schließlich Darraugh, alle in einem Frühling. Meine Tochter war neunzehn und studierte in Vassar. Außerdem war sie auf der Seite meiner Mutter, hatte dieselbe Haltung zu mir, zu ihrem Vater. Sie hielt sich vorsätzlich fern von uns allen und unseren Problemen. Sie ist jetzt ein perfektes Familienober haupt; ihre Großmutter wäre stolz auf sie, weil sie das Ancien régime fortführt.«
    »Weiß Darraugh, dass Ihr Mann nicht sein Vater ist?«, fragte ich.
    »Ich habe es ihm nie gesagt. Mutter machte Andeutungen, aber sie wusste nichts Genaues. Obwohl es zu ihren Hauptbeschäftigungen gehörte, mir nachzuschnüffeln, Dienstboten zu bestechen, damit sie mein Zimmer durchsuchten.« Geraldines dünne Stimme klang noch brüchiger als gewöhnlich. Ich wandte kurz den Blick von der Straße ab und sah sie an; sie hatte die Hände im Schoß verschränkt und blickte starr geradeaus.
    »Nach MacKenzies Tod hatten Darraugh und Mutter unerträgliche Auseinandersetzungen. Sie ließ sich gegenüber meinem Sohn auf übelste Weise über MacKenzie aus und behauptete, er könne niemals ein Kind gezeugt haben. Darraugh wandte sich an mich. Ich versicherte ihm, dass er MacKenzies Sohn sei. Aber Darraugh glaubte mir nicht, er nahm Mutters Worte bitterernst, hatte das Gefühl, dass ich ihn und MacKenzie verraten hatte. Er lief von zu Hause weg. Wir beauftragten Detektive wie Sie, ihn zu suchen, doch sie fanden ihn nicht.
    Ich flüchtete schließlich nach Frankreich, wo ich mich fast ein Jahr aufhielt, bis ich erfuhr, dass Darraugh plötzlich wieder in Exeter aufgetaucht war. Offenbar hatte er Vertrauen zu einem der Lehrer dort. Es dauerte Jahre, bis er wieder mit mir sprach, aber als er heiratete, stiftete seine Frau Frieden. Elise war ein bezauberndes Mädchen. Sie hat uns alle sanfter gemacht - Darraugh und mich jedenfalls. Mutter gewiss nicht, die versuchte, Elise schlecht zu machen, weil sie nur eine Schreibkraft war, als Darraugh sie kennen lernte. Als wir Elise wegen ihrer Leukämie verloren, verschloss Darraugh sich wieder vollständig.«
    Ich fuhr an den Straßenrand, um die Scheinwerfer und die Windschutzscheibe von den Schneemassen zu befreien, die sich dort festsetzten. Als ich wieder einstieg, erkundigte sich Geraldine, ob ich noch etwas anderes im Teich gefunden hätte.
    »Bruchstücke von einem Crown-Derby-Service. Eine von Kylie Ballantines Masken.«
    »Das war ich«, sagte sie. »Wie sonderbar, jetzt so ruhig über all das zu sprechen, was ich fünf Jahrzehnte lang in mir

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