Blacklist - Blacklist - Blacklist
schneien, aber der Wind peitschte durchs Geäst der Bäume. Meine Arme taten mir so weh, dass ich das Lenkrad kaum mehr halten konnte, und mein Schultermuskel schmerzte unerträglich.
Nach drei Kilometern, als ich das Gefühl hatte, keinen Meter mehr fahren zu können, entdeckte ich das Schild. »Grand Nicolet Lodge, 400 m«. Als ich es Geraldine sagte, lächelte sie triumphierend. Sie hatte Recht behalten - ohne sie hätte ich die Hütte nie gefunden.
Eine schwere Eisenkette zwischen zwei Pfosten versperrte die Zufahrt. Auf einem Schild an der Kette waren die Öffnungszeiten angegeben - 1. Mai bis 30. November - sowie eine Telefonnummer für Reservierungen. Wenn Catherine und Benji hier waren, hatten sie sich vielleicht mit dem Range Rover an den Pfosten vorbeigezwängt. Tatsächlich sah ein Strauch links von der Kette ziemlich lädiert aus, aber der Saturn war für solche Manöver nicht geeignet.
Mit klammen Fingern versuchte ich im Scheinwerferlicht mit meinen Dietrichen das Vorhängeschloss zu öffnen. Geraldine stieg aus, um mir zuzusehen; sie hatte noch nie jemanden gesehen, der ein Schloss knackte, und wollte sich das nicht entgehen lassen, obwohl sie im Schnee ausrutschte und sich in letzter Sekunde an einem Pfosten festhalten konnte.
Zum Glück war das Vorhängeschloss von der schlichten Sorte, sonst hätte ich es in der Kälte nie knacken können. Als ich durchgefahren war, schloss ich die Kette wieder. Wenn Renee hinter uns her war, würde sie das aufhalten - dreißig Sekunden vielleicht.
Ich schaltete Standlicht ein, lenkte mit links, während ich mir die Rechte an der Lüftung wärmte, und ließ den Wagen langsam vorwärts schleichen. Wir schlitterten und rutschten den Weg entlang, bis die Lodge plötzlich vor uns aufragte, ein gewaltiges Blockhaus. Geraldine sagte, ich solle mich links halten, dort führe der Weg zu den Nebengebäuden und der kleinen Hütte. Der Saturn blieb kurz im Schnee stecken, dann hopste er mit einem Ruck vorwärts.
An der Rückseite der Lodge wies mich Geraldine darauf hin, dass man dort die Wände aushängen konnte, um eine Bühne zu schaffen; das hatten sie 1948 getan für die berühmte Benefizveranstaltung. Das Publikum hatte auf Stühlen und Decken im Hof gesessen.
Wir krochen weiter bis zu einer Scheune, die jetzt als Garage und Geräteschuppen genutzt wurde. Dahinter lag der Elk Horn Lake, zugefroren und verschneit, doch der Wind fegte den Schnee davon, sodass hier und da dunkle Flecken auftauchten. In einer Lichtung am Ufer stand ein gemauertes Haus. Verglichen mit Larchmont Hall und der Lodge hinter uns konnte man es wohl eine Hütte nennen, aber es war zweimal so groß wie der Bungalow, in dem ich aufgewachsen war.
Geraldine gab mir die Schlüssel, die sie mitgebracht hatte. »Der große passte früher für diese Scheune. Falls sich das geändert hat, werden Sie ja dennoch hineinfinden, wenn ich das mal so sagen darf.«
Zu meinem Erstaunen - und Entzücken - war das Schloss noch dasselbe wie vor fünfzig Jahren. Ich öffnete die Tore und war jetzt froh über den Wind: Er blies mir zwar Schnee in Mund und Augen, aber das Heulen und Pfeifen in den Bäumen übertönte den Lärm, den ich machte.
Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus: In der Scheune stand ein weißer Range Rover. Die rechte Tür hatte eine frische Schramme von dem Pfosten, den Catherine offenbar gerammt hatte, aber sie war hier.
Ich chauffierte Geraldine so dicht wie möglich ans Haus. Als sie ausstieg, bot sie in dieser Umgebung mit ihren Nylonstrümpfen, Pumps und der Hermès-Handtasche einen absurden Anblick, aber sie strahlte immer noch eine eindrucksvolle Würde aus. Sie hatte mir noch mitgeteilt, wie sie die Hütte in Erinnerung hatte: Die Haupträume lagen Richtung See. Wir würden durch die Küche reingehen. Rechter Hand befand sich das Esszimmer, dahinter ein Wohnzimmer, das sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckte. Vom Wohnzimmer aus führte eine Treppe nach oben zu den Schlafräumen.
Ich fuhr rückwärts mit dem Saturn in die Scheune und klappte die Tore zu, ohne sie zu verriegeln, falls wir schnell verschwinden mussten. Als ich zu Geraldine stieß, sagte ich ihr, sie solle sich hinter mir halten.
»Ich brauche beide Hände, um schnell reagieren zu können. Und ich habe meine Pistole im Anschlag, stoßen Sie mich also bitte nicht an.«
Sie reichte mir den Schlüssel. Auch an dieser Tür war das Schloss seit damals nicht ausgetauscht worden. Es war ein alter
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