Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
Vom Netzwerk:
Riesenangebot.
    Als ich an diesem Abend Richtung Südwesten zu meinem Büro fuhr, sah ich überall Apartmentgebäude anstelle der kleinen, alten Häuser. Einkaufsmalls mit Starbucks, Handyshops und Baumärkten, die einander wie ein Ei dem anderen glichen, verdrängten Fabriken und Ladenzeilen, als hätten die Begüterten Angst vor den Alteingesessenen. Die Taquerias gehören der Geschichte an. Jetzt muss ich fast zwei Kilometer Richtung Süden marschieren, um an gute Tostadas zu kommen. Natürlich tragen Leute wie ich dazu bei, dass das Viertel sich verändert, aber deshalb bin ich nicht glücklicher darüber. Vor allem, wenn ich daran denke, wie meine nächsten Mietverhandlungen aussehen werden.
    Ich fuhr an meinem Büro vorbei, ohne Zwischenstopp einzulegen, obwohl ich in den hohen Fenstern auf der Nordseite Licht sah; meine Ko-Mieterin, Tessa Reynolds, schien noch an einer Skulptur zu arbeiten.
    Ein paar Straßen südlich von unserem Gebäude wird die Milwaukee Avenue so schmal wie ein Model T und ist deshalb zu jeder Tages- und Nachtzeit zugestaut. Ich stellte den Wagen bei der erstbesten Parkuhr ab und ging den Rest der Strecke zum La Llorona zu Fuß. Die Atmosphäre hier kannte ich noch aus meiner Kindheit an der South Side. Abgehärmte Frauen, denen kleine Kinder am Rockzipfel hingen, kauften Essen ein oder begutachteten Kleider an den Ständern auf dem Gehweg. Jungen flitzten in die engen, lärmenden Bars, und ich sah, wie ein etwa achtjähriges Mädchen eine Haarspange von einem Verkaufstisch nahm und sie in der Tasche verschwinden ließ.
    Im La Llorona plauderten sechs oder sieben Frauen mit Mrs.
    Aguilar, die ihnen unterdessen das Abendessen für ihre Familien einpackte. Celine, das rotbraune Haar zum Pferdeschwanz gebunden, saß an der Kasse und löste Matheaufgaben, wenn sie nicht gerade kassierte.
    »Buenos dias, Señora Aguilar«, krächzte ich, als Mrs. Aguilar zu mir herüberblickte.
    »Buenos dias, Señora Victoria«, rief sie. »Sie sind krank, wie? Was Sie brauchen? Suppe? Celine, chica, bring Suppe, ja?«
    Celine seufzte, wie alle geplagten Teenager, aber sie tauchte unter den Tresen und schöpfte eine große Schüssel Suppe für mich. Während ich wartete, warf ich einen Blick auf ihr Buch: Differentialgleichungen für Fortgeschrittene. Spannender Stoff.
    Ich ließ mich an einem der Bartische im hinteren Teil des Ladens nieder und löffelte bedächtig die Suppe. Als alle anderen Kunden verschwunden waren, hörte ich mir Mrs. Aguilars endlose Tiraden über ihren schlimmen Rücken und ihren üblen Vermieter an, der die Miete erhöhte, sich aber weigerte, das kaputte Rohr reparieren zu lassen, weshalb sie letzte Woche zwei Tage hatte schließen müssen.
    »Er will machen, dass ich gehe weg, damit er das Haus kann wegmachen und teure Wohnungen bauen oder so.«
    Damit lag sie vermutlich ganz richtig, sodass ich nur mitfühlend lauschte. Schließlich gelang es mir, das Gespräch auf Mrs. Aguilars drittes Lieblingsthema zu bringen, Celines Schulbildung. Ich fragte, ob sie ein aktuelles Jahrbuch von Vina Fields zur Hand habe. Mrs. Aguilar kam hinter dem Tresen hervor und nahm es aus einer Schublade unter der Kasse.
    »Hockey, ich versteh nicht dieses Spiel, aber es ist wichtig in der Schule, und Celine ist die Beste.« Celine verzog sich peinlich berührt mit ihren Gleichungen an einen der Bartische. Als neue Kunden den Laden betraten, nahm ich das Jahrbuch mit an meinen Tisch und bat um eine weitere Schale Suppe.
    »Machen keine Flecken darauf, Victoria«, ermahnte mich Mrs. Aguilar, bevor sie sich unter dem Tresen erneut ihren Pfannen widmete.
    Ich nahm mir als Erstes die Klassenfotos der Älteren vor. Zahllose selbstbewusste junge Mädchen mit langen, dunklen Haaren und überheblichem Gesichtsausdruck. Ich schaute mir jedes Gesicht einzeln an und verglich es in Gedanken mit meiner Erinnerung. Ich war mir ziemlich sicher, dass es sichnicht um Alex Dewhurst handelte - Lieblingssport Reiten, Lieblingssänger NSYNC - oder um Rebecca Caldwell, die Eiskunstlauf liebte und Anwältin werden wollte, obwohl beides nicht ganz auszuschließen war.
    »Wonach suchen Sie denn?«
    Ich war so versunken in die Bilder, dass ich nicht merkte, wie Celine die Kasse abschloss und zu mir trat. Señora Aguilar schrubbte den Tresen. Sie wollten schließen.
    »Ich habe bei einem Auftrag gestern Nacht eine deiner Mitschülerinnen kennen gelernt. Sie hat etwas Wertvolles verloren, aber ich weiß nicht, wie sie heißt.«
    »Wie

Weitere Kostenlose Bücher