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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Zwei Jahrzehnte lang galt Taverner als eine der führenden Stimmen der Konservativen. In den letzten Jahren lebte er zurückgezogen in einem Seniorenheim bei Naperville. Sein persönlicher Betreuer fand ihn heute Morgen tot in seinem Sessel, wo er anscheinend einem Herzinfarkt erlegen war. Er hinterlässt keine direkten Angehörigen. Olin Taverner starb im Alter von einundneunzig Jahren.
    Sind Sie es leid, jedes Mal Ihre zehnjährigen Kinder um Rat zu fragen, wenn sie im Web surfen wollen? Wir haben die Lösung für Sie -
     
    Ich schaltete aus. Er war in einem Seniorenheim bei Naperville gestorben? Konnte das Anodyne Park gewesen sein? Vielleicht waren er und Geraldine Graham in dieser exklusiven Unterkunft Nachbarn gewesen. Vielleicht konnte ich mit ihr über Taverner sprechen. Und dabei ergründen, ob Catherine Bayard womöglich die Wahrheit sagte, wenn sie behauptete, dass ihr Großvater einen Schlüssel für Larchmont Hall besaß.
    Ein Cop strebte auf meinen Wagen zu, offenbar mit der Absicht, mir einen weiteren Strafzettel zu verpassen. Ich machte, dass ich wegkam, und fuhr zu meinem Büro. Einiges musste ich noch nachprüfen, bevor ich Ms. Graham einen weiteren Besuch abstattete. Bei der Gelegenheit konnte ich mir auch gleich ein paar Infos über Taverner aus dem Netz holen.
    Als ich das Haus betrat, schloss Tessa gerade ihr Studio ab. Sie ging auf Abstand, als sie merkte, dass ich erkältet war; sie ist etwas hysterisch, was Bazillen betrifft. Ich hielt mir theatralisch den Schal vor den Mund. Sie lachte, verzog sich aber dennoch schleunigst.
    Ich wanderte den Flur entlang nach hinten und schaltete die kleine Kochplatte an, die wir uns dort aufgestellt haben. Wir teilen uns auch die Dusche und den Kühlschrank, zahlen Gas und Strom aber getrennt, weil Tessa für ihre Skulpturen Stahl schweißt, was enorm Strom frisst. Ich mopste mir einen ihrer Teebeutel, hinterließ gewissenhaft einen Schuldschein über einen Ingwer-Zitronengras-Teebeutel und spazierte mit dem Tee in mein Büro.
    Während mein Computer hochfuhr, gab ich einem Impuls nach und rief Morrells Redakteur in New York an. Don Strzepek und Morrell kennen sich schon ewig, seit sie gemeinsam beim Peace Corps in Jordanien waren, und ich gab mich der Hoffnung hin, dass Don wusste, welcher Sache Morrell auf der Spur war. Als ich nur seinen Anrufbeantworter erreichte, legte ich wieder auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
    Ich wollte eine menschliche Stimme hören. Ich wollte Morrell. E-Mail ist so distanziert. Ein althergebrachter Brief ist viel intimer - man berührt das Papier, das der andere in Händen gehalten hat, aber E-Mail schreibt und schickt man, ohne dass man etwas hören oder spüren kann. Morrell kam mir allmählich so fern vor, dass es mir regelrecht schwer fiel, an seine Existenz zu glauben.
    Ich betrachtete das Foto auf meinem Schreibtisch, seine drahtigen, krausen Haare, das schmale Gesicht, den Mund, der mich geküsst hatte, aber ich wusste nicht mehr, wie sich seine Stimme anhörte und wie sich seine schlanken Finger auf meiner Haut anfühlten.
    Odysseus hat seinen Weg gewählt, Penelope, lass dich nicht davon beeinflussen, ermahnte ich mich streng. »Selbstmitleid hilft nicht«, hatte meine Mutter mir gesagt, als ich acht oder neun war und todtraurig, weil meine Spielkameradinnen zu einer Geburtstagsparty gingen, zu der ich nicht eingeladen war, »du musst etwas tun«. An diesem Nachmittag bereitete sie nicht das Abendessen vor, sondern erlaubte mir, mich mit ihrer Konzertrobe zu verkleiden, und erfand eine unwahrscheinliche Geschichte über eine Signora Vittoria della Cielo e Terra für mich. Heute musste die Suche im Web nach Informationen über Calvin Bayard als Ablenkung herhalten. Vielleicht bekam ich heraus, warum niemand mit ihm sprechen durfte. Oder hatte Renee mir etwas vorgemacht?
    Als ich bei meinen Recherchen auf die Telefonnummer der Bayards in New Solway stieß, rief ich dort an. Ich hatte etwas Herzklopfen: Wenn ich nun bis zu Calvin Bayard durchdrang? Was würde ich zu meinem verehrten Helden sagen?
    Als sich eine Frauenstimme meldete, stellte ich mich als ehemalige Praktikantin von Calvin vor. »Ich bin diese Woche gerade in der Stadt, und es würde mir viel bedeuten, wenn ich ihn sehen könnte.«
    »Termine dieser Art vereinbart er nicht«, sagte die Frau, die eine raue, dunkle Stimme hatte.
    »Vielleicht könnte ich ihm dann wenigstens am Telefon Hallo sagen?«, erkundigte ich mich bescheiden.
    Er konnte nicht

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