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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Zeug?«
    »Meine Patienten fragen jeden Tag danach. Ich nehme es selbst wegen meiner Arthritis. Ohne könnte ich mich kaum noch bewegen. Aber es macht süchtig wie die Hölle. Man hört nicht viel darüber. Oxycontin bekommt sämtliche Schlagzeilen, aber auch Lorcet ist ein Opium-Derivat.«
    Ich schaue auf die Browning in meiner Hand und mache mich mit dem Sicherungsmechanismus vertraut.
    Dad packt mein Handgelenk. »Du zitterst ja, Penn.«
    »Es sah ziemlich schlimm aus bei den Wilsons.«
    »Was kann ich tun, um dir zu helfen?«
    Das ist kein leeres Angebot. Mit neunzehn Jahren war mein Vater beim berüchtigten Rückzug aus dem Chosin-Becken in Korea dabei. Er hatte auch später im Privatleben mehrmals Gelegenheit, sich in der Anwendung von Gewalt zu üben. Doch ich würde ihn heute keiner Gefahr mehr aussetzen, ob er bereit dazu ist oder nicht. »Im Augenblick nichts.«
    »Du kennst meine Nummer.«
    Als ich gerade gehen will, kommt mir eine Idee. »Hast du eine Pistole mit einer von diesen Lampen daran? Sonny Cross hatte so eine, und es sah ziemlich nützlich aus.«
    »Eine Laser-Zieleinrichtung?«
    »Nein, mehr eine starke Taschenlampe, aber ziemlich klein.«
    »Eine taktische Lampe«, sagt Dad. »Sicher. Ich hab sogar eine, die auf die Browning passt. Ich bin gleich wieder da.«
    Er verschwindet im Haus und kommt mit einem kleinen schwarzen Gegenstand zurück. »Hier. Du legst diese Verriegelung um, dann schiebst du die Lampe auf diese Nuten im Schaft. Sobald du die Verriegelung loslässt, sitzt sie fest.« Er zeigt es mir zweimal. »Um die Lampe einzuschalten, schiebst du einfach diesen Hebel mit dem Zeigefinger hoch.«
    Ich probiere es aus, indem ich die Waffe auf den hinteren Gartenzaun richte. Ein Gürteltier, das dort in der Erde gewühlt hat, erstarrt kurz; dann huscht es davon.
    »Los, schieß es ab«, sagt Dad. »Diese Mistviecher graben den ganzen Garten um!«
    »Das überlasse ich dir. Ich fahre jetzt besser. Ich muss Annies Babysitterin ablösen.«
    Dad runzelt die Stirn. »Ist Caitlin immer noch nicht wieder in der Stadt?«
    »Nein.«
    Er schüttelt den Kopf, sagt aber nichts. Es ist nicht nötig.
    »Wir sehen uns, Dad.«
    »Vergiss nicht«, ruft er mir hinterher. »Es gibt noch mehr, wo das hergekommen ist.«
    Meint er die Pistole oder Caitlin?, frage ich mich. Wahrscheinlich beides.
    Bis ich in die Washington Street einbiege, hat das Zittern meiner Hände ein wenig nachgelassen. Ich parke vor meinem Haus und blicke auf das Stadthaus rechts daneben – Caitlins Bleibe, wenn sie in der Stadt ist, was in letzter Zeit immerseltener wird. Manchmal des Nachts, wenn sie nicht da ist, blicke ich mit dem infantilen Wunsch zu diesem Haus, Lichter in den Fenstern zu sehen, doch das geschieht nie. Heute Nacht verspüre ich nicht einmal diesen Wunsch. Heute Nacht ist es nur ein leeres Haus.
    Ich steige die drei Stufen zu meiner vertrauten blauen Tür hinauf, sperre auf und trete ein. Für einen kurzen Moment überkommt mich Angst, eine irrationale Angst, ich könnte Annie und Mia niedergestochen und aufgeschlitzt auf dem Fußboden vorfinden. Doch sie sind beide wohlauf. Mia schläft in meinem Wohnzimmer auf dem Sofa, zusammengerollt unter der Steppdecke von meinem Bett. Ihr Handy liegt auf der Rückenlehne der Couch neben einer Taschenbuchausgabe von Donna Tarts The Secret History. Annie schläft sicher oben in ihrem Kinderzimmer.
    Ich weiß nicht, ob ich Mia aufwecken oder die Nacht durchschlafen lassen soll. Ich weiß nicht einmal, was ich selbst tun soll. Ich bin völlig erschöpft, doch ich glaube nicht, dass ich ohne ein starkes Beruhigungsmittel einschlafen könnte. Ich hätte Dad danach fragen sollen. Vielleicht nach Lorcet.
    Sensorische Überlastung, sagt eine Stimme in meinem Kopf. Ich habe Deputy Burns die Wahrheit über meine Vergangenheit in Houston gesagt, doch das ist lange Zeit her. Ein ganzes Leben. Die grotesken Szenen von heute Nacht haben mich mit der gleichen Wucht überfallen, wie sie auf jemanden eingestürmt wären, der noch nie mit so etwas zu tun hatte. Menschliche Wesen können nur eine bestimmte Menge an Gräueln und Gemetzel ertragen; jenseits dieser Grenze zerbrechen sie oder werden auf das Äußerste desensibilisiert. Diese Grenze ist von Person zu Person unterschiedlich, doch ich spüre, dass ich dicht vor meiner angelangt bin. Ich habe Dutzende von Mordopfern aus nächster Nähe gesehen und Hunderte von Fotos. Ich habe zugesehen, wie neun der zwölf Männer und Frauen, die ich in

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