Blackmail: Thriller (German Edition)
den Todestrakt geschickt habe, hingerichtet wurden. Ich habe zugesehen, wie meine Frau einen grausamen Krebstodgestorben ist. Und ich habe mit ansehen müssen, wie meine Kinderfrau, die mich praktisch aufgezogen hat, an Verbrennungen dritten Grades gestorben ist, trotz all meiner Bemühungen, sie zu retten. Inmitten all dieser Toten sind die Leute, die ich habe leiden und überleben sehen. Wenn diese Strichliste noch länger wird, bin ich nicht sicher, auf welche Seite der Gleichung ich fallen werde – Zusammenbruch oder völlige Gleichgültigkeit.
»Hey«, sagt Mia blinzelnd und lächelt mich vom Sofa her an. »Wie spät haben wir?«
»Ungefähr Mitternacht«, antworte ich und lege die Browning meines Vaters auf ein Bücherkabinett hinter mir.
Mia sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Alles in Ordnung, Penn? Du siehst nicht gut aus.«
»Ich bin nicht sicher.«
Sie steht von der Couch auf und geht an mir vorüber zum Flur. »Bleib da. Ich mache uns Tee.«
Ich gehorche, dankbar, das zu tun, was man mir sagt. Als Mia mit dem Tee kommt, stehe ich immer noch an der gleichen Stelle, wo sie mich zurückgelassen hat, und starre auf die Reihen gebundener Bücher in meinen Regalen.
»Komm, setz dich«, sagt sie und stellt zwei Porzellantassen auf den Wohnzimmertisch vor der Couch.
»Sarah hat diese Tassen ausgesucht«, sage ich leise.
Mia sieht mich aufmerksam an. »Deine Frau?«
»Ja.«
»Ich hab Bilder von ihr in deinen Alben gesehen. Annie hat sie mir gezeigt.«
Ich nicke geistesabwesend.
»Annie vermisst sie sehr.« Mia saugt die Unterlippe zwischen die Zähne, als würde sie zögern. »Du auch?«
Als ich nichts sage, fährt sie fort: »Ich dachte eigentlich, du hättest ein Familienfoto an der Wand. Mit euch dreien, weißt du?«
»Früher hatte ich das. Aber ich glaube, nach einer Weile hat es Caitlin gestört. Sie hat zwar nie etwas gesagt, aber ich habdas Foto abgehängt, als ich die Wände neu gestrichen habe, und dann so getan, als hätte ich vergessen, es wieder aufzuhängen.«
Mia macht es sich in der Ecke des Sofas gemütlich und zieht die Beine unter sich. »Der Tee ist jetzt fertig«, sagt sie.
Ich gehe zum Wohnzimmertisch und leere meine Tasse in einem Zug bis zur Hälfte. Der Tee ist kochend heiß, doch der Schmerz tut mir gut.
»Kannst du mir erzählen, was heute Abend passiert ist?«, fragt Mia.
»Weißt du das nicht längst?«
»Niemand hat angerufen und irgendwas Neues erzählt. Ist es schlimm?«
»Allerdings.«
»Kannst du es erzählen?«
»Ja. Morgen weiß es sowieso die ganze Stadt. Es ist nur … ich bin wirklich total erledigt.«
»Dreißig Worte oder weniger. Bitte!«
»Jemand hat versucht, einen schwarzen Drogendealer zu ermorden. Er hat stattdessen drei Freunde des Dealers erwischt. Und die Wilsons sind tot.«
Mias Augen weiten sich. »Die Wilsons, bei denen Marko wohnt?«
»Ja.«
Ihr Mund formt ein perfektes O. »Hat Marko das getan?«
Das weckt mich halbwegs aus meiner Benommenheit. »Offensichtlich traust du ihm so etwas zu.«
»Wie ich schon sagte, Marko ist anders als die anderen. Aber die Wilsons hat er gemocht, soviel ich weiß. Nein, so etwas traue ich ihm nicht zu.«
Ich setze mich Mia gegenüber in die andere Ecke des Sofas. Sie blickt mich immer noch aus großen Augen an.
»Penn, was hat das alles zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Drei Tage, und wie viele Leute sind schon tot?« Sie zähltan den Fingern die Todesfälle ab: »Kate, Chris, der Drogenschnüffler … drei schwarze Typen … und jetzt die Wilsons.«
»Vergiss nicht den Jungen von der Catholic School. Er liegt immer noch auf der Intensivstation.«
»Richtig, Mike Pinella. Hat denn niemand eine Idee, was das alles zu bedeuten hat?«
Ich zucke die Schultern.
»Was glaubst du, Penn? Was steckt dahinter?«
»Ich denke, es ist ein Drogenkrieg. Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein.«
Mia nickt langsam. »Sind die Cops von Natchez imstande, einen Drogenkrieg zu beenden?«
»Diese Frage ist müßig. Morgen sind die Bundesbehörden da, zumindest die dea, und vielleicht wird eine Spezialeinheit gebildet. Ein Teil der Gewalt geht von asiatischen Banden unten an der Golfküste aus. Der Rest … ich weiß es nicht.«
Mia verarbeitet meine Worte schweigend.
Ich lege die Ellbogen auf die Knie, wende mich zu ihr und schaue ihr direkt in die Augen. »Du hast gesehen, wie Marko anderen Schülern an der St. Stephen’s Drogen verkauft hat,
Weitere Kostenlose Bücher