Blackmail: Thriller (German Edition)
eigentlich wollte ich damit sagen, dass er betrunken war.«
Mir kommt ein neuer Gedanke. »Paul Wilson hat keine Drogen genommen, oder?«
Wade zuckt erneut die Schultern. »Hab nie darüber nachgedacht. Ich würde den Gedanken aber nicht von mir weisen. Er hat sein Leben lang am College unterrichtet. Bestimmt hat er zumindest mal Gras geraucht.«
»Hm. Was haben Sie von Kate Townsend gehalten?«
Wade schluckt mühsam, schüttelt den Kopf und senkt den Blick zu Boden. »Ein Mädchen wie sie sieht man vielleicht alle zehn Jahre mal. Begabt im Sport und ein Genie im Klassenzimmer. Ich hab nie selbst so eine Schülerin gehabt. Um die Wahrheit zu sagen, ich kann einfach nicht glauben, dass sie tot ist.«
»Haben Sie eine Vermutung, wer sie getötet haben könnte?«
Der Schock lässt Anders erblassen. »Nein! Sie vielleicht?«
»Nein.«
»Die Leute erzählen, Dr. Elliott hätte es getan. Aber ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen.«
»Warum nicht?«
»Er ist nicht der Typ. Sicher, er war in sie verliebt. Verdammt, jeder ist verliebt in ein Mädchen wie Kate. Aber Dr. Elliott hätte sie nicht umgebracht. Ich meine … nicht, solange er nicht eine verborgene Seite besitzt, wissen Sie? Solange er nicht zerfressen ist von Eifersucht. Manche Burschen sind so. Nach außen hin feine Kerle, großartige Typen – und zu Hause sind sie die totalen Kontrollfreaks. Paranoid, wissen Sie?«
»Ja.«
»Sie sind mit ihm befreundet, nicht wahr? Ist Drew so ein Typ?«
»Nein.«
»Hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Man erkennt es daran, wie einer mit seinen Kindern umgeht. Drew hat seinen Sohn beim Footballtraining nie unter Druck gesetzt. Er kommt vorbei, um ihm zuzusehen, aber er schimpft nie mit Tommy, nicht mal dann, wenn er einen Fehler macht. Was mich offen gestanden ein bisschen überrascht, schließlich hat Drew in der Collegeauswahl gespielt. Aber was weiß ich schon? Ich bin nur Sportlehrer.«
»Sie haben ein paar vernünftige Ansichten, Wade. Wie stehen Sie eigentlich dazu, dass Drew mit Kate geschlafen hat?«
Anders blinzelt mich an, als wäre er verwirrt. »Wie meinen Sie das?«
»Verurteilen Sie ihn deswegen?«
Wade blickt zu seiner Bürotür, und ich bemerke, dass sie einen Spalt offen steht. Er schließt sie mit dem Fuß. »Möchten Sie die offizielle Antwort oder meine ehrliche Meinung?«
»Sie wissen, was ich will.«
Seine Augen leuchten, als er den Kopf schüttelt. »Penn, diese Mädchen … sie sind nicht mehr so wie die Mädels, mit denen wir zur Schule gegangen sind. Es gibt sogar eine Gruppe von Mädchen an der St. Stephen’s, die einen Club gegründet haben. Sie nennen sich die Bald Eagles. Wissen Sie warum?«
»Möchte ich es wissen?«
»Sie haben sich die Muschis rasiert.«
»Ist das denn so was Besonderes?«
Anders hebt die Augenbrauen. »Sie sind in der achten Klasse.«
»Oh Mann.« Selbst in unseren freimütigsten Gesprächen sind Mia und ich nicht so sehr in Einzelheiten gegangen.
»Und die oberen Klassen erst! Die treiben es auf die Spitze. Tagaus, tagein. Sex ist keine große Sache für sie. Ich will ehrlich sein, Penn – es fällt mir verdammt schwer, Nein zu den Mädchen zu sagen, die durch diese Tür in mein Büro kommen. Sie ziehen sich vor meinen Augen um, als hätten sie vergessen, dass ich da bin, und dann fragen sie mich, ob ich noch mehr sehen möchte.«
Wades Aufrichtigkeit ist überraschend. Oder spielt er mir etwas vor? »Sagen Sie jedes Mal Nein, Wade?«
Sein Mund wird hart. »Ja, jedes Mal. Und wissen Sie warum?«
»Warum?«
»Weil meine Mutter mich eine Lektion gelehrt hat. Scheiß nicht dorthin, wo du isst.« Er blickt erneut zur Tür. »Ich brauche diesen Job, Penn. Und wenn ich eine siebzehn- oder achtzehnjährige Schülerin vögele, werde ich früher oder später gefeuert. Diese Mädchen … sie können nicht beherrschen, womit sie spielen. Sie haben Sex, aber sie begreifen nicht, was das wirklich ist. Verdammt, die meisten Erwachsenen kapieren esebenfalls nicht. Vielleicht ist das Drew zum Verhängnis geworden. Wahrscheinlich werden wir niemals herausfinden, was Kate wirklich zugestoßen ist.«
»Doch, das werden wir«, verspreche ich ihm. » Ich werde es herausfinden.«
Wade Anders erhebt sich und bietet mir die Hand an. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Lassen Sie mich wissen, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann.«
Ich schüttele seine Hand und wende mich zum Gehen.
»Ach so, ja«, sagt er. »Ich habe mein Baseballteam
Weitere Kostenlose Bücher