Blackmail: Thriller (German Edition)
Sohn. Sie aber auch. Sie haben nur diesen romantischen Schleier vor den Augen. Sie möchten, dass die Welt besser ist, als sie ist. Aber ich kenne Ihre Leistungen. Sie sind genauso hart wie ich, wenn es um die Wurst geht. Sie gelangen nur auf einem anderen Weg an Ihr Ziel.«
»Ich bin nicht sicher.«
Quentin schnaubt. »Bei der Vielzahl von Todesurteilen, die Sie bewirkt haben, sollten Sie aber sicher sein.«
Bilder von verzweifelten Männern erscheinen vor meinem geistigen Auge. Einige von ihnen funkeln mich aus ihren Todeszellen an, andere starren durch die kugelsicheren Scheiben,während ein medizinischer Assistent ihnen betäubende Drogen in die Venen injiziert. In einigen Augen sehe ich die Bitte um Vergebung, in anderen unbarmherzigen Hass. Doch eines ist ihnen allen gemeinsam: die animalische Angst vor dem Tod.
»Hören Sie auf«, sagt Quentin. »Sollen die Toten sich um die Toten kümmern.«
»Manchmal kann ich nicht anders.«
Der alte Anwalt blickt über die Dächer zum Fluss hinunter und spricht mit leiser Stimme. »Vor fünfzehn Jahren wurde ich gebeten, den Fall eines jungen Mannes zu untersuchen, der in Huntsville, Texas, in der Todeszelle saß. Er war schwarz, und seine Familie sagte, er wäre das Opfer eines Schauprozesses gewesen. Die Fakten, wie sie mir präsentiert wurden, klangen vielversprechend, also flog ich nach Texas und sah mir die Akte an.« Quentins Blick streift mich. »Sie waren der Staatsanwalt, der das Urteil erreicht hatte.«
Ein Frösteln durchläuft mich. »Wie war sein Name?«
»Spielt keine Rolle.« Quentins Blick geht wieder hinaus auf den Fluss. »Der Punkt ist der, ich habe drei Tage und drei Nächte über der Akte gebrütet. Ich hatte zwei Gehilfen dabei. Und wir konnten nicht eine einzige Schwachstelle in der Wand aus Beweisen finden, die gegen diesen Jungen sprachen. Es gab keinen Schimmer von Hoffnung. Ich gab der Familie die Akte zurück und flog wieder nach Hause.« Er spuckt über die Ziegelbrüstung des Balkons; dann wendet er sich mir zu. »Ich bin kein Freund der Todesstrafe, Penn, nicht in dieser sterblichen Welt. Sie wird auf unfaire Weise verhängt, und unschuldige Menschen finden den Tod. Doch ich sage so viel: Nach den Gesetzen des Staates bekam dieser Junge in Huntsville genau das, was er verdient hatte. Und es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müssten. Ich habe eine Menge Todesurteile untersucht, und Ihr Fall war die beste Arbeit, die ich jemals gesehen habe.«
»Warum erzählen Sie mir das?«
»Weil das der Grund ist, aus dem wir jetzt hier stehen und zusammenarbeiten. Wir haben eine Menge Ärger vor uns, Sieund ich. Und ich möchte, dass Sie wissen, dass ich weiß, dass Sie das Zeug haben, was es dazu braucht. Doch wenn Sie Ihrem Freund helfen wollen, müssen Sie endlich damit anfangen, die Fakten so kalt und unbeteiligt in Augenschein zu nehmen, wie Sie es bei irgendeinem x-beliebigen Serienkiller in Texas tun würden.«
»Es fällt mir schwer, Drew so zu sehen.«
»Das liegt daran, dass er ein Weißer ist.«
Ich spüre, wie ich mich versteife. »Das ist nicht wahr. Ich habe fünf Weiße in die Todeszelle geschickt. Ich habe selbst einen weißen Rassisten getötet.«
Quentin schüttelt den Kopf wie ein geduldiger Lehrer. »Ich habe gesagt, er ist weiß, und nicht, dass er weißer Abschaum ist. Wenn Sie Drew Elliott ansehen, sehen Sie sich selbst. Wenn Sie Kate Townsend ansehen, sehen Sie Ihre Schwester oder Ihre Tochter oder Ihre Mutter. Was glauben Sie, wie ich es geschafft habe, so viele Schwarze vor der Todeszelle zu bewahren? Wenn ich sie angeschaut habe, habe ich mich selbst gesehen. Oder das, was aus mir hätte werden können, mit einem einzigen winzigen Stoß zur falschen Zeit.«
»Ich verstehe, was Sie meinen. Also sagen Sie mir, dass ich nicht versuchen soll, Cyrus White zu finden?«
»Verdammt richtig. Solange Cyrus White verschwunden bleibt, ist er unser lebender Freispruch. Das Letzte, was wir wollen, ist dieser heruntergekommene Mistkerl im Zeugenstand, der einer Jury erzählt, wie Kate Drogen für Drews Ehefrau gekauft hat. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
»Sicher. Nur …«
»Was?«
»Ich habe sehr viele Mordfälle vor Gericht verhandelt, Quentin. Wenn man nicht genau weiß, was an einem Tatort passiert ist, bezieht man im Gerichtssaal eine Menge Prügel.«
»Hören Sie auf, wie ein Staatsanwalt zu denken, Penn! Wir sind die Verteidigung, Junge! Wir müssen nicht wissen, was am Tatort passiert ist. Es ist uns
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