Blackmail: Thriller (German Edition)
frage mich ernsthaft, ob Drew und Kate diese Aufnahme gemacht haben oder ob in der Tat ein Dritter im Zimmer gewesen ist. Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie dieses Foto mit einem Selbstauslöser gemacht haben.
Mia beugt sich dichter über den Schirm. Irgendwo im Innern weiß ich, dass es unangemessen ist, mit ihr zusammen dieses Material zu sichten, doch ich weiß auch, dass ich jetzt nicht mehr aufhören kann.
»Was hältst du davon?«, frage ich sie.
»Es ist wunderschön.«
»Tatsächlich?«
»Er ist heiß.«
Ich kann nicht anders, ich spüre einen Stich von Eifersucht. »Und Kate?«
»Sie ist so langgliedrig! Ich werde niemals aussehen wie sie.«
»Warum solltest du so aussehen wollen wie sie?«
Mia schüttelt den Kopf. Sie will nicht antworten. Doch sie nimmt auch nicht die Blicke vom Bildschirm. Während sie auf das Foto starrt, beschließe ich, ihr eine Frage zu stellen, die ich seit dem Mord mit mir herumtrage – besonders nach der Unterhaltung, die ich gestern Nacht mit Caitlin geführt habe.
»Würdest du so etwas tun, Mia?«
»Was? Diese Stellung?«
»Nein. Würdest du tun, was Kate getan hat? Dich mit einem älteren Mann einlassen? Wie Drew?«
Sie atmet tief durch und schließt die Augen. Dann wendet sie sich zu mir und öffnet sie wieder. »Willst du eine ehrliche Antwort?«
»Natürlich.«
»Wirst du ebenfalls ehrlich sein?«
»Ja.«
»Hast du je daran gedacht, mich zu küssen?«
Von einer Sekunde zur anderen brennt mein Gesicht. Ich kann nicht ehrlich antworten, nicht auf diese Frage. Nicht ihr, und vielleicht nicht einmal mir selbst.
»Das war keine Frage zur Diskussion«, sagt Mia. »Es gibt nur Ja oder Nein, wahr oder falsch.«
»Mia …«
Sie senkt den Blick. »Schon gut, Penn. Ich kenne die Antwort.«
»Tatsächlich?«
»Ich denke schon.«
»Und?« Sie schüttelt den Kopf und sieht mich wieder an. »Du hast gefragt, ob ich tun würde, was Kate getan hat. Meine Antwort lautet Ja. Mit dem richtigen Mann.«
»Warum?«
Sie blickt zurück zum Schirm und legt die Hand über ihren Mund. Dann schließt sie die Datei und wendet sich mir zu, und ihre Augen leuchten vor Intensität. »Weil ich darauf brenne, mehr zu erfahren, als ich bisher erfahren habe. Ich möchte wissen, was die Essenz des Lebens ist. Die Essenz von mir selbst. Ich möchte herausfinden, wozu ich imstande bin. Und die Jungs, die ich kenne, können mir dabei nicht weiterhelfen.«
Sie stockt, doch sie scheint noch mehr sagen zu wollen.
»Mir ist klar, dass ein älterer Mann mir weh tun kann«, fährt sie fort. »Aber so ist das eben, wenn man so jung ist wie ich, oder? Das Herz wird einem gebrochen, und man lernt. Man versucht herauszufinden, wer der richtige Partner für einen ist.«
»Ich schätze, du hast recht.«
»Ich bin nicht Kate. Ich bin Kate nicht mal ähnlich. Ich bin ein eigener Mensch. Ich bin achtzehn, und ich weiß sehr wohl, was so eine Entscheidung bedeutet. Es ist ein Risiko, doch ich wäre bereit, es einzugehen. Ich würde diese Erfahrung gerne machen, bevor ich zur Uni gehe. Und mein Gefühl sagt mir, dass die Konsequenzen aus einer solchen Beziehung nicht unbedingt negativ sein müssen.« Sie lächelt gepresst. »Ich bin keine Alex aus Verhängnisvolle Affäre. Keine dramatischen Szenen, keine Schwangerschaft, keine Selbstmordversuche. Nur Intimität.«
Ihre dunklen Augen sind nur Zentimeter von den meinen entfernt, und sie scheinen nahezu bodenlos zu sein.
»Mia …«
»Ich bin nicht der Engel, für den du mich hältst, Penn.«
»Du bist mehr Engel, als du selbst glaubst.«
Sie hebt eine Augenbraue zur Antwort; dann legt sie ihre rechte Hand auf meine linke. »Wirst du meine Frage jetzt beantworten?«
»Welche?«
»Du weißt, welche.«
Erneut schießt mir das Blut in die Wangen, und mirdämmert, dass nur die Wahrheit diese Situation zu klären vermag. »Ja. Ja, ich habe überlegt, wie es wäre, dich zu küssen.«
Sie nickt zu meinen Worten, doch sie hat die Antwort längst gekannt.
»Aber das bedeutet nicht, dass es in Ordnung ist, wenn ich es tue«, füge ich hinzu.
Mias Lächeln ist so ernst und feierlich wie das des Drehengels. »Ich habe auch daran gedacht«, sagt sie. »Ich habe auf der Fahrt raus nach Oakfield daran gedacht. Und auf dem Weg zurück.«
»Mia, ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Sag nichts. Küss mich einfach.«
»Das kann ich nicht.«
Sie lächelt, als teilten wir ein intimes Geheimnis. »Wusstest du, dass Humphrey Bogart Lauren
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